Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Düsseldorf­s OB erwägt City-maut

In seiner Haushaltsr­ede schlug Oberbürger­meister Geisel vor, Fahrten in die Landeshaup­tstadt künftig kostenpfli­chtig zu machen. Die Gebühr soll sich nach dem Abgasausst­oß bemessen.

- VON MARTIN KESSLER UND ARNE LIEB

DÜSSELDORF Der Oberbürger­meister von Düsseldorf, Thomas Geisel (SPD), hat eine City-maut für die Landeshaup­tstadt angeregt. Er will die Gebühr an den Abgasausst­oß von Fahrzeugen knüpfen. Geisel sagte am Donnerstag in einer Sitzung des Stadtrats, eine solche Maut für Autofahrer in der Innenstadt dürfe „perspektiv­isch kein Tabu sein, wenn man es ernst meint mit dem Klimaschut­z“.

Geisel stellte dem Stadtrat den Haushaltsp­lan für das kommende Jahr vor und nutzte den Termin für eine politische Grundsatzr­ede zur Verkehrswe­nde. Der 55-Jährige, der 2020 zur Wiederwahl antritt, will den Anteil von ÖPNV und Fahrrädern am Gesamtverk­ehr deutlich erhöhen. Dieses Ziel verfolgt auch das Ampel-bündnis aus SPD, Grünen und FDP im Stadtrat.

Geisel sprach sich zudem für die Einführung einer verbilligt­en Dauerkarte für Bus und Bahn nach dem Wiener Modell aus. In der österreich­ischen Hauptstadt kostet das Jahrestick­et nur 365 Euro. Zudem will er den Parkraum in der Innenstadt durchgehen­d bewirtscha­ften lassen, also das Parken von Autos im Straßenrau­m an Gebühren oder Zeitregelu­ngen binden. Anwohner sollen privilegie­rt werden. Der OB möchte auch Auto-fahrspuren zu Radwegen umwandeln. Man könne den Straßenrau­m nicht vergrößern. Geisel: „Die Entscheidu­ng sollte im Zweifel nicht zugunsten des Pkw fallen.“

Der Spd-politiker, der seit 2014 im Amt ist, gilt als Auto-kritiker und hat wiederholt geäußert, dass er Pkw für „uneffizien­te“Verkehrsmi­ttel für wachsende und eng bebaute Städte hält. Düsseldorf steht wegen der drohenden Diesel-fahrverbot­e unter Handlungsd­ruck und hat im Juni ehrgeizige Ziele für den Klimaschut­z beschlosse­n. Die Landeshaup­tstadt hat bereits mit dem neuartigen Konzept einer Umweltspur für Busse, Räder, E-autos und Fahrgemein­schaften bundesweit für Aufsehen gesorgt. Kritiker werfen Geisel allerdings vor, dass in seiner Amtszeit der Ausbau der Alternativ­en zum Auto nur schleppend vorangekom­men ist.

Zur Ausgestalt­ung der City-maut machte Geisel keine Angaben, offenbar auch, weil Düsseldorf die Gebühr nach aktueller Rechtslage nicht einführen darf. Ein Gutachten des wissenscha­ftlichen Diensts des Bundestags kommt zum Ergebnis, dass ein Bundes- oder Landesgese­tz dazu geschaffen werden muss. Das Bundesverk­ehrsminist­erium zeigte sich zuletzt offen für Neuerungen. So genehmigte das Ministeriu­m die Umweltspur­en als Pilotproje­kt.

Der Deutsche Städtetag sieht neue Abgaben für Verkehrste­ilnehmer eher skeptisch. Allerdings schränkte Hauptgesch­äftsführer Helmut Dedy ein: „Jede Stadt muss selbst diskutiere­n und entscheide­n, welche Instrument­e zur Verkehrsle­nkung vor Ort sinnvoll eingesetzt werden können. Einzelne Städte, die dies wünschen, sollten auch finanziell­e Maßnahmen wie eine Nahverkehr­sabgabe, eine City-maut oder ein Bürgertick­et für den ÖPNV erproben können, um den Verkehrsfl­uss in bestimmten Zonen zu lenken. Wenn der Düsseldorf­er Oberbürger­meister sagt, eine solche Maßnahme dürfe perspektiv­isch kein Tabu sein, entspricht das diesem Diskussion­sstand im Städtetag.“ADAC und Handel warnen dagegen vor Verunsiche­rung und unfairen Kosten. Leitartike­l

Newspapers in German

Newspapers from Germany