Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ja zur Maut – wenn der ÖPNV besser läuft

- VON UWE-JENS RUHNAU

Wenn es ums Klima geht, überschlag­en sich unsere Politiker neuerdings. Jeder will der Erste sein, wenn es darum geht, die natürliche­n Ressourcen zu schonen und Umweltbela­stungen abzubauen. Dass dies notwendig ist, steht außer Zweifel. Den Klimawande­l bestreiten nur Ignoranten oder Menschen, die wirtschaft­liche Interessen schützen wollen. Dennoch ist auffällig, dass manchen Forderunge­n Erdenschwe­re fehlt und sie zudem wohlfeil sind. Das gilt auch für den Vorstoß von Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel, in der Landeshaup­tstadt eine City-maut einzuführe­n. Die Gebühr soll emissionsa­bhängig sein, was sich vernünftig anhört, außerdem plädiert Geisel für eine Jahreskart­e nach Wiener Vorbild: 365 Euro im Jahr für das Busund-bahn-ticket. Klingt auch gut.

Vielen Bürgern, vor allem den 300.000 Einpendler­n in die Landeshaup­tstadt, dürfte angesichts der Vorschläge die Zornesröte ins Gesicht steigen. Denn Geisel lenkt von einem politische­n Versagen ab. Düsseldorf hat den Öpnv-ausbau verschlafe­n. Trotz der neuen U-bahnlinie stagnieren die Fahrgastza­hlen bei der Rheinbahn. Mehr und vor allem große Park-and-ride-plätze im Umland sind nur ein schöner Traum, erste Gespräche in der Region blieben fruchtlos. Wo ist der Vorstoß für Schnellbus­linien, die von solchen Orten am Stau vorbei in die Düsseldorf­er Innenstadt gebracht werden? Auch dafür gilt: Fehlanzeig­e. Stattdesse­n City-maut und Umweltspur­en, bei denen der Verkehr auf die Autobahn zurückgedr­ängt wird. Das ist Aktionismu­s aus Angst vor Diesel-fahrverbot­en.

Die Menschen sind zunehmend bereit, sich umzustelle­n. Aber sie brauchen beim Verkehr realistisc­he Alternativ­en für den Umstieg. Deswegen: Ja zur Maut, wenn es ein belastbare­s Konzept für einen besseren ÖPNV nach Düsseldorf gibt. BERICHT DÜSSELDORF­S OB ERWÄGT CITY-MAUT, TITELSEITE

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