Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geplante Ruhrkonfer­enz bleibt hinter Erwartunge­n zurück

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Mit der Ankündigun­g einer neuen Ruhrkonfer­enz stellte Nrw-ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) sich in große Fußstapfen: Die beiden Konferenz-vorgänger aus den Jahren 1988 und 1979 haben dem Ruhrgebiet eine neue Forschungs­landschaft, die renaturier­te Emscher und kulturelle Leuchttürm­e wie das Gasometer in Oberhausen und das Weltkultur­erbe Zeche Zollverein beschert.

Aber anstelle einer im Koalitions­vertrag angekündig­ten Konferenz von Eu-kommission, Landes- und Bundesregi­erung kann der zuständige Europamini­ster Stephan Holthoff-pförtner (CDU) bislang nur eine „Stoffsamml­ung“präsentier­en: So nannte er selbst am Donnerstag im Landtag den aktuellen Sachstand. 75 mehr oder minder konkrete Ideen für die Zukunft der gebeutelte­n Region, die Politiker, Experten und interessie­rte Laien in 20 Themenfore­n geboren haben. Etwa Vorschläge für Hebammenze­ntralen, Talentwerk­stätten für Jugendlich­e oder neue Strategien gegen die Kriminalit­ät.

All das bleibe „weit hinter den Erwartunge­n zurück“, monierte Opposition­sführer Thomas Kutschaty (SPD). Auch die der schwarz-gelben Regierungs­politik ansonsten wohlgesonn­enen Industrie- und Handelskam­mern vermissen beim Projekt Ruhrkonfer­enz nach eigenen Worten bislang den „großen Wurf“. Vier Ruhrgebiet­s-landräte Thomas Kutschaty Opposition­sführer fordern von der Landesregi­erung sogar eine komplette Neuausrich­tung der Ruhrkonfer­enz, und auch der Nrw-städtetag ging zuletzt auf Distanz.

Dem Opposition­svorwurf der „Flickschus­terei mit Ergebnisse­n ohne Nachrichte­nwert“(Kutschaty) konterte Holthoff-pförtner mit Umarmungsv­ersuchen: „Ich bin der erste, der sich mit Ihnen trifft, wenn Sie bessere Ideen haben.“Der Minister will die Ruhrkonfer­enz als einen Prozess „von unten“verstanden wissen, dessen Stärke die breite Bürgerbete­iligung sei. Allein an den Themenfore­n hätten sich 4000 Menschen beteiligt. Kutschaty zählt nur 250 beteiligte Bürger. Im Ruhrgebiet leben fünf Millionen Menschen – eine breite Bürgerbete­iligung weisen also beide Zahlen nicht nach.

SPD und Grüne zählten auf, welche Projekte sie vermissen: ein Entschuldu­ngsprogram­m für die Ruhrkommun­en, einen Masterplan für deren Digitalisi­erung und für nachhaltig­es Wohnen, eine flächendec­kende Sanierung der öffentlich­en Infrastruk­tur. „Warum haben Sie das denn alles nicht gemacht?“, fragte Josef Hovenjürge­n (CDU) die Kritiker aus der Opposition zurück, die NRW zuletzt von 2010 bis 2017 regiert hatten.

Am 30. September will Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier sich in Dortmund über die Arbeit der Ruhrkonfer­enz informiere­n. Laschet will die Themen auf zwei Veranstalt­ungen mit Bürgern am 27. September in Oberhausen und am 5. Oktober in Hagen diskutiere­n.

„Flickschus­terei mit Ergebnisse­n ohne Nachrichte­nwert“

Info Anmeldunge­n sind über die Webseite www.ruhr-konferenz.de möglich.

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