Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Start-ups und Existenzgründer brauchen nicht nur am Anfang einen finanziellen Anschub. Auch das Wachstum will gestemmt werden. Die NRW.BANK unterstützt junge Unternehmen in allen Phasen mit Förderkrediten und Eigenkapitalprogrammen.
Mehr als 50 Start-ups wurden inzwischen mit dem Programm Nrw.seedcap Digitale Wirtschaft der NRW.BANK gefördert. Seit dem Programmstart im Jahr 2016 gingen somit knapp 3,2 Millionen Euro an staatlichen Fördermitteln an Gründer mit digitalen Geschäftsideen.
Dieses bundesweit einmalige Programm wurde speziell für Start-ups in der frühen Wachstumsphase geschaffen: Bis zu 100.000 Euro pro Unternehmen stellt die NRW.BANK gemeinsam mit einem Business Angel zu gleichen Anteilen und gleichen Konditionen zur Verfügung.
Christina Terbille und Sarah Wendlandt von „Die Pferde App Gmbh“aus Bonn sind die 50. Fördernehmer des Beteiligungsprogramms. Geschaffen haben die beiden Hobby-reiterinnen eine App, die Pferdebetrieben die Arbeit erleichtert und die Kreide- und Magnettafeln für die Tagesplanung im Stall überflüssig macht. Die App weiß für jedes Tier, wie es gefüttert, bewegt oder gesundheitlich versorgt werden soll, so dass jeder Stallmitarbeiter alles genau erledigen kann.
„Uns war es wichtig, mit der Pferde-app eine Lösung zu schaffen, die intuitiv übers Smartphone zu bedienen ist, vom Aufbau zu jeder Art von Pferdebetrieb passt und damit das Stallmanagement vereinfacht“, sagt Gründerin Terbille. „Mit Unterstützung der NRW.BANK haben wir unsere Idee verwirklicht und weiterentwickelt. Im Moment arbeiten wir schon an weiteren Features, um noch mehr Bedürfnisse unserer Kunden abzudecken.“
Die Förderbank des Landes Nordrhein-westfalen unterstützt Gründer jedoch nicht nur mit Krediten, Eigenkapitallösungen und Förderberatungen, sondern lobt gemeinsam mit dem Nrw-wirtschaftsministerium auch jedes Jahr den Gründerpreis NRW aus, eine der höchstdotierten Auszeichnungen für Existenzgründer in Deutschland. In diesem Jahr ist er mit 60.000 Euro dotiert und wird am 18. November 2019 in Düsseldorf verliehen.
Im vergangenen Jahr zählte eine digitale Lösung für die Schraubenindustrie zu den Gewinnern des Gründerpreises NRW: Screwerk bietet auf seiner Online-plattform Schrauben in jeder Stückzahl an – und das weltweit. Mehr als 8000 unterschiedliche Schrauben stehen zur Bestellung bereit, 250.873.262 Schrauben lagern in Lüdenscheid, das Screwerk-geschäftsmodell ist durchgängig digital von der Herstellung über Bestellung bis Versand.
Die beiden anderen Gewinner 2018 beweisen, dass wegweisende Innovationen nicht zwangsläufig digital sein müssen. Wildling Shoes stellt Kinderund Erwachsenenschuhe her, die einen natürlichen Gang ermöglichen. Das Gründerpaar Anna und Ren Yona warf zusammen mit Leistenbauern, Schuhdesignern und Modelleuren alle herkömmlichen Ansätze über Bord, denn diese gehen davon aus, dass ein Fuß gehalten, gestützt und geführt werden muss. „Wildling Schuhe sind eher eine zweite Haut, die zwar vor Verletzungen und Witterungseinflüssen schützt, aber ansonsten keinen Einfluss auf den Fuß und seine Funktionen nimmt“, erzählt Anna Yona. Da das Unternehmen dezentral an sechs Standorten mit einem Lager im oberbergischen Gummersbach organisiert ist, sorgen mittlerweile mehr als 100 Mitarbeiter zu einem großen Teil aus dem Home Office heraus unter anderem für Marketing und Design. Das hat sogar in diesem Sommer zu einer Nominierung für den German Design Award geführt.
Dass wegweisender Fortschritt nicht immer digital sein muss, beweist auch Creapaper. Das Unternehmen stellt seit 2013 Papierprodukte aus Gras her. Die Jury honoriert die Produktion, die energieeffizienter und ressourcenschonender ist als die Zellstoffgewinnung aus Holz. Nichts Geringeres als die weltweiten Urwälder retten will Uwe D’agnone. Als ihm bewusst wurde, dass jedes Jahr Urwälder von der Größe der Schweiz nur für Papier verschwinden, suchte er einen nachhaltigeren Rohstoff – und entwickelte das Graspapier. Dazu wird Gras zunächst zu Pellets aus Grasfaserstoff verarbeitet. Die Papierproduktion aus Grasfasern setzt deutlich weniger CO2 frei und verbraucht nur einen Bruchteil an Wasser. Ein Us-wirtschaftsmagazin zeichnete Creapaper mit dem Red Herring Top 100 Europe Award aus, den auch Facebook und Skype als junge Unternehmen erhalten hatten. Und wenn D‘agnone es schafft, mit Creapaper in fünf Jahren an die Börse zu gehen, dann sollen bereits 500 Mitarbeiter für sein Unternehmen arbeiten.
Nrw.bank-vorstandsvorsitzender Eckhard Forst erklärt: „Jede Geschäftsidee ist individuell und es gibt unglaublich unterschiedliche innovative Gründer in Nordrhein-westfalen. Existenzgründungen und Start-ups sind essenziell für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts – und wir als Förderbank tragen dazu bei, NRW zum Gründerland Nummer eins zu entwickeln. Denn keine gute Idee darf hier an der Finanzierung scheitern.“
„Jede Geschäftsidee ist individuell und es gibt unglaublich unterschiedliche innovative Gründer in Nordrheinwestfalen“