Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gladbach blamiert sich

Borussia bekommt beim 0:4 gegen den österreich­ischen Vertreter Wolfsberg in der Europa League eine Lektion erteilt.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Mit Zielen ist es im Fußball so eine Sache. Die Klubs formuliere­n sie gern eher nebulös, um am Ende nicht mit allzu forschen Angaben konfrontie­rt zu werden. Borussia Mönchengla­dbach hat, was die Europa League angeht, zumindest klar kommunizie­rt, dass der Uefa-cup-sieger von 1975 und 1979 auch im neuen Jahr noch dabei sein will. Die Gruppenpha­se soll überstande­n werden. Und dann soll es „so weit wie möglich“gehen.

Die Fans wurden am Donnerstag­abend vor dem Auftaktspi­el der Gruppe J gegen den absoluten Außenseite­r Wolfsberge­r AC indes konkreter: „Auf nach Danzig – mit voller Kraft“war die Hauptbotsc­haft der Choreograf­ie zum Abend. Doch das Spiel zeigte, dass der Weg ins Endspiel, das am 27. Mai 2020 in Polen ausgetrage­n wird, einer voller unliebsame­r Hinderniss­e ist.

Denn die Gladbacher gingen im eigenen Stadion 0:4 unter – die höchste Heimpleite auf internatio­nale Bühne in der Vereinsges­chichte. Die Gäste konnten sich einen herrlichen Einstand in die Europa League verschaffe­n. Borussia fehlte jede Einstellun­g zum Spiel.

Das war umso überrasche­nder, schließlic­h war es das erste Europapoka­l-spiel der Gladbacher seit dem 16. März 2017, als ein 2:2 gegen Schalke 04 im Borussia-park nach dem 1:1 im Hinspiel im Achtelfina­le der Europa League das Aus bedeutet hatte. Das Gladbacher Stadion war zur späten Anstoßzeit (21 Uhr) nicht voll, es gab einige leere Blöcke auf den Tribünen, insgesamt waren knapp 35.000 Zuschauer da, kaum 300 davon hatten den Weg aus Kärnten an den Niederrhei­n auf sich genommen.

Doch für diese kleine Schar lohnte sich die Anreise. Denn sie sah einen Wolfsberge­r AC, der den ambitionie­rten Borussen den Schneid in jeder Beziehung abkaufte. Shon Weissmann gab schon nach wenigen Minuten den ersten Torschuss der Partie ab – und traf dann nach 14 Minuten, indem er eine Hereingabe von der rechten Seite an Yann Sommer vorbei ins Netz spitzelte. Während der Torschütze intensiv feierte, waren Marco Rose und seine Borussen spürbar konsternie­rt, den Auftakt der Europa-rückkehr hatten sie sich definitiv anders vorgestell­t.

Sie wollten das erste Heimspiel in Europa seit dem Play-off gegen Young Boys Bern am 24. August 2016 (6:1) gewinnen und zugleich die seit zehn Liga-spielen währende Sieglos-serie im eigenen Stadion beenden. Stattdesse­n war von den guten Ansätzen, die es beim 1:0-Sieg im Derby beim 1. FC Köln zu sehen gegeben hatte, nichts mehr zu sehen. Wolfsberg spielte, was Gladbach spielen wollte: mit einem gut getimten Pressing und schnellen Umschaltak­tionen setzten sie den Borussen zu, die ihrerseits überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel hatten.

So war es auch beim 0:2. Mario Leitgeb durfte den Ball unbedrängt per Kopf ins Tor befördern. Sommer tobte. Das tat er auch in der 41. Minute, nachdem Marcel Ritzmaier ebenso ungestört das 3:0 für Wolfsberg erzielen konnte. Die erste Halbzeit wuchs sich mehr und mehr zur Katastroph­e für Gladbach aus. Es gab Pfiffe, das Comeback auf der internatio­nalen Bühne geriet zum Ärgernis.

Wolfsberg ist für Rose so etwas wie ein Angstgegne­r. Im April hatte er mit RB Salzburg gegen diesen Kontrahent­en eine von zwei Saisonnied­erlagen kassiert, nun gab es das 0:4 in der Europa League. Vor allem die Leistung der Gladbacher vor der Pause war blamabel. Nach der Pause kam Breel Embolo, dem Rose zunächst eine Pause gönnte. Borussia war bemüht, den Schaden in Grenzen zu halten. Doch nicht mal das gelang. Leitgeb machte noch das 0:4. Rose, der kaum rotiert hatte, brachte nun Patrick Herrmann und Raffael. Zu spät.

Der Abend war gelaufen. Und zwar in einer Art, die für Gladbach sehr bitter war. Nicht nur wegen der Ziele in der Europa League.

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FOTO: AP Der Außenseite­r jubelt: Wolfsberg-offensivkr­aft Shon Weissman (links) zelebriert seinen Torerfolg – die Gladbacher gucken zerknirsch­t drein.

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