Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Nächste Runde im Streit um die Nummer eins im DFB-TOR
DÜSSELDORF (pet) Manuel Neuer findet, es sei nun genug gesprochen worden. Seine Vorgesetzten finden das nicht. Die Ober-bayern Karl-heinz Rummenigge und Uli Hoeneß verlangen von Bundestrainer Joachim Löw ein klares Wort. Sie fordern, dass er sich zu Neuer als Nummer eins im Tor der Nationalmannschaft bekennt. Originalton Hoeneß nach dem 3:0-Sieg über Roter Stern Belgrad in der Champions League: „Marc-andré ter Stegen ist ein sehr guter Torwart, aber Manuel Neuer ist doch viel besser und erfahrener. Die Hierarchie bedeutet, Manuel Neuer ist die Nummer eins.“
Das hat Joachim Löw nun davon. Denn er hat die Debatte aufgemacht. Noch in der Nachbereitung des Wm-debakels von Russland hatte er Neuer die Rolle der Nummer eins zumindest bis zur EM zugewiesen. Zur Jahreswende aber erklärte er den Konkurrenzkampf um den Torwartposten für neu eröffnet. Und er versicherte, dass ter Stegen seine Chance bekommen würde.
Aus diesem Versprechen wurden 45 Minuten im Testspiel gegen Serbien. In den wichtigen Spielen stand Neuer im Kasten. Das legt die Vermutung nahe, dass Löw sich längst für den Keeper der Bayern entschieden hatte. Und das brachte ter Stegen derart auf den Baum, dass er sich öffentlich über einen Mangel an Beachtung beklagte.
Darauf röhrte Neuer im Platzhirsch-gehege, und je nach Vereinsnähe sprangen den beiden Konkurrenten Fans und Funktionäre bei. Nun muss Löw das Problem lösen, das er selbst geschaffen hat.
Dabei hatte er das schon nach der WM getan. Es gab damals sicherlich Argumente gegen Neuer, der nach langer Verletzung nicht die Form hatte, die ihm eine Ausnahmestellung garantiert hätte. Ter Stegen dagegen durfte auf herausragende Leistungen beim FC Barcelona verweisen. Löw hielt dennoch an Neuer fest. Das war diskussionswürdig, aber immerhin eine Entscheidung.
Umso verblüffender ist die Kehrtwende in den neuerlichen Konkurrenzkampf. Denn inzwischen hat Neuer zur alten Klasse zurückgefunden, und es gibt keinen Grund, am Kapitän zu wackeln. Löw hat es dennoch getan. Weil er aber daraus wiederum nicht die Konsequenz gezogen hat, beiden Torhütern zu gleichen Bewährungschancen zu verhelfen, macht er die gesamte Aktion unglaubwürdig. Eine Linie ist nicht zu erkennen.