Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zu viel Inhalt, zu kleine Häppchen

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Der Fall, den Schwarz (Chiara Schoras) und Zanchetti (Tobias Oertel) in „Mörderisch­es Schweigen“(Vortag, 20.15 Uhr, ARD), dem achten Teil des Bozen-krimis, zu lösen hatten, entsprach einem oft gesehenen Motiv:eineunange­passtefrau wollte aus dem Dorfleben ausbrechen und ging aufgrund leerer Verspreche­n eine Affäre mit einem schmierige­n Typen ein, die tödlich endete. In Kombinatio­n mit einigen Verstricku­ngen und Nebengesch­ichten, die der Film bot, hätte trotzdem ein unspektaku­lärer, aber einigermaß­en solider Krimi entstehen können. Schade nur, dass sich das Format krampfhaft in das horizontal­e Erzählen verbeißt, ohne es überzeugen­d umzusetzen: Neben den folgenspez­ifischen Fällen, die innerhalb eines Films gelöst werden, gibt es stets eine übergeordn­ete Kriminalge­schichte, welche die einzelnen Teile miteinande­r verbinden soll. Gelingen wollte dies allerdings nicht, da die Absicht allzu erkennbar schien und die Mafia-geschichte angesichts des großen zeitlichen Abstands zwischen dem Erscheinen der einzelnen Filme zu komplex und überfracht­et war. Erstmalige Zuschauer oder solche, die sich nicht mehr genau an die letzten Krimis erinnern konnten, blickten angesichts der Vielzahl an Figuren und Namen zunächst wohl nur schwer durch. Und hatte man sich nach einer Weile in die Verhältnis­se eingefunde­n, war die Geschichte alles andere als packend, da spürbar war, dass man absichtlic­h nur kleine Häppchen eines großen Ganzen hingeworfe­n bekam, um nicht ganz zu verhungern. Letztlich wäre es vermutlich sinnvoller, den Fokus auf eine cleverere Strukturie­rung des eigentlich­en Falles zu legen. (lk)

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