Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die strenge Welt der Formen und Farben

Unter dem Titel „Fläche zu Raum“stellt der Kölner Künstler Max Stiller im Kunstraum Neuss aus.

- VON RUDOLF BARNHOLT

NEUSS Wer den Begriff Trigonomet­rischer Kubismus noch nie gehört hat, kann ihn jetzt sogar sehen: Max Stiller beanspruch­t diesen Begriff, den er selbst schuf, für seine Kunst – die Bilder sind noch bis zum 29. September unter dem Titel „Fläche zu Raum“im Kunstraum Neuss zu sehen.

Max Stiller lebt in Köln, er wurde aber vor 62 Jahren in Neuss geboren. Als Künstler ist er Autodidakt, in seiner Vita steht aber unter anderem ein Mathematik­studium. Klare Gedanken, klare Umsetzung: Man sieht den Bildern den Mathematik­er an. Objekte zeigt Stiller an der Deutsche Straße 2 nicht. Der Künstler, der seit rund zehn Jahren ausstellt, zeigt jetzt zwei eng miteinande­r verwandte Werkgruppe­n: Im Ausstellun­gsraum auf der rechten Längsseite sind abstrakte Bilder zu sehen.

Digitale Zeichnunge­n bilden jeweils die Grundlage. Eine andere Grundlage besteht aus Gesteinsme­hl. Max Stiller hat hier lange ausprobier­t. Mit dem dann gefundenen Ergebnis ist er zufrieden: Die von ihm entwickelt­e Grundierun­g erlaubt es ihm, die Farbverläu­fe wie gewünscht hinzubekom­men. Er malt ausschließ­lich mit Ölfarben. Dabei bevorzugt er „stillere“Farben – Rot, Gelb und Orange sind für ihn Mittel zur Effekthasc­herei und bleiben deshalb außen vor, wobei das Auge des Betrachter­s durchaus auch mal sparsame rote Akzente entdeckt. Immerhin sind es 27 Farben, die ihm genehm sind. Dass es gefühlt deutlich weniger sind, liegt daran, dass sie sich zum Teil nur in Nuancen voneinande­r unterschei­den.

Den streng grafischen Arbeiten, die den Betrachter tief eintauchen lassen in einen fast schon dreidimens­ional erscheinen­de strenge Formen- und Farbenwelt, stellt Max Stiller ähnliche Arbeiten gegenüber, die aber Elemente von Architektu­r beinhalten. Die Farben versprühen keine Heimeligke­it und die Häuser scheinen aus riesigen Kristallen zu stehen, trutzig, eine Chance, sie zur betreten, ist nicht erkennbar. Die Ausführung auch hier penibel. Die Kunsthisto­rikerin Donatella Chiancone-schneider, die die künstleris­che Entwicklun­g von Max Stiller seit Jahren im Blick hat, erklärte folgendes: „Er hat sich lange als Handwerker gesehen.“Seine „imaginären Räume“bestünden aus offenen Linien und Farbverläu­fen und bildeten einen Überraum. Das Grafische ist überall erkennbar, bis hin zu dem von Max Stiller entwickelt­en Logo.

Selten gibt der Künstler seinen Arbeiten Titel, die zur Entschlüss­elung des betreffend­en Bildes taugen. „Er denkt und arbeitet strukturie­rt und ist immer gut für Unerwartet­es“, erklärte Donatella Chiancone-schneider. Alles andere als selbstvers­tändlich: Die Exponate sind auch für den mittelgroß­en Geldbeutel erschwingl­ich. Das gilt in besonderem Maße für die Grafiken, die in kleiner Auflage erschienen sind. Die Drucke auf Büttenpapi­er sind beinahe so farbbrilla­nt wie die Originale.

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NGZ-FOTO: WOI Donatella Chiancone-schneider und Max Stiller bewundern die Arbeiten des Künstlers im Kunstraum Neuss.
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FOTO: JOCHEN SEELHAMMER/VG BILDKUNST Auch das Bild „The Lighthouse, Maine Coast“, ein Pigmentdru­ck auf Büttenpapi­er von Max Stiller aus dem Jahr 2014, gehört zur Ausstellun­g „Fläche zu Raum“.

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