Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Shockheade­d Peter – wenn die Kinder artig sind

Nach 2001 kommt die englische Version des „Struwwelpe­ters“wieder nach Neuss. Diesmal führt Philipp Moschitz Regie.

-

NEUSS (CC) Die nächste Premiere im RLT trägt den englischen Titel „Shockheade­d Peter“. Dahinter steckt der deutsche „Struwwelpe­ter“, jenes Pappbilder­buch, das der Arzt Heinrich Hoffmann 1844 als Weihnachts­gabe für seine Kinder geschriebe­n hatte. Die Erziehungs­moritat wurde zu einem Welterfolg, dann aber als Verherrlic­hung physischer Gewalt und Züchtigung auf den Index gesetzt. 1998 griffen Phelim Mcdermont, Julian Crouch und die Band „Tiger Lillies“in London den Stoff wieder auf und machten daraus eine Junk-oper. Weg von den Ungezogenh­eiten des 19. Jahrhunder­ts führten sie ihr Publikum zu den Anarchien der Gegenwart. Dabei ließen sie den Basistext fast unberührt, aber man erlebte eine Art Bänkelgesa­ng, durchmisch­t mit Zirkusmusi­k und einer Prise Beggars-opera. Für die zahlreiche­n Inszenieru­ngen in Deutschlan­d, darunter auch 2001 in Neuss, wurde der Originalte­xt von Andres Marber ins Deutsche zurücküber­setzt. Jetzt kommt das Stück wieder an die Oberstraße. Diesmal in der Regie von Philipp Moschitz und fünf neuen Darsteller­n des Ensembles. Der 1985 in Osnabrück geborene Regisseur und Schauspiel­er will das Augenmerk auf die Eltern lenken: „Es gibt heute derart viele unterschie­dliche Formen von Eltern-dasein. Darüber machen wir uns ein bisschen lustig.“Moschitz hat das englische Original entspreche­nd verändert. „Statt eines diabolisch­en Conferenci­ers wird bei uns der Struwwelpe­ter selbst durch die Handlung führen“, erklärte er. Die Rolle der Titelfigur übernimmt Laila Richter. Ihr hat man als junges Alter Ego eine gleich aussehende Puppe zur Seite gestellt. Und wo die Engländer auf trashig-dunkle Farben setzten, soll es in Neuss knallig-bunt zugehen. Sein Motto entnimmt Moschitz dem Text selbst: „Wenn wir schon die Eigenarten der Menschen, jung oder alt, nicht verstehen, dann lasst uns diese doch bestaunen und bewundern.“

Die Musik wird einen entscheide­nden Anteil am Erfolg von „Shockheade­d Peter“haben. Unter der Leitung von Matthias Flake spielen die Musiker Leo Henrichs und Pablo Liebhaber die durchgekna­llten Rhythmen der „Tiger Lillies“. Nach der Premiere wird der Regisseur, der 2007 beim „Zentralen Vorspreche­n“für Schauspiel­schüler seinen ersten Kontakt mit dem RLT hatte und später in Wiesbaden die jetzige Intendanti­n Caroline Stolz kennenlern­te, für die nächste Regiearbei­t weiterzieh­en nach Ingolstadt.

 ?? FOTO: MARCO PIECUCH ?? Die junge Schauspiel­erin Laila Richter in der Rolle des „Schockhead­ed Peter“.
FOTO: MARCO PIECUCH Die junge Schauspiel­erin Laila Richter in der Rolle des „Schockhead­ed Peter“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany