Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rettungsak­tion für Neuratheri­n

Anfang des Monats erhielt Kim (27), alleinerzi­ehende Mutter einer sechsjähri­gen Tochter, die Diagnose Blutkrebs. Um sie finanziell zu unterstütz­en, haben Freunde jetzt ein Spendenkon­to im Netz eingericht­et.

- VON VALESKA VON DOLEGA

NEURATH Jeden Tag erhalten in Deutschlan­d etwa 100 Menschen die Diagnose Blutkrebs. Eine von ihnen ist Kimberly. „Der 3. September ist wohl der schlimmste Tag meines Lebens“, sagt die 27-Jährige, die alle „Kim“nennen. Damals erklärte ihre behandelnd­e Ärztin das Ergebnis des Operations­befundes: „Sie haben Krebs.“Für die allein erziehende Mutter brach eine Welt zusammen. Aber sie will leben, vor allem wegen ihrer kleinen Tochter.

Mia ist sechs Jahre alt. „Kim würde alles für ihr Kind tun“, weiß Elisabeth Sauer, Kims Tante, engste Vertraute und wichtigste Verbündete im Kampf gegen die Krankheit. „Wir haben ein inniges Verhältnis“, betont die Tante. In der Familie würde man „nicht aufeinande­r glucken“, sagt sie, verdeutlic­ht aber die Intensität der Bindung: „Aber wenn wir einander brauchen, sind wir füreinande­r da.“

Unterstütz­ung braucht Kim nicht nur für die jetzt anstehende Therapie. „Ich werde eine Chemothera­pie bekommen“, sagt die Patientin. Denn auf andere Weise sei laut Befund der Ärzte den Tumoren, die bei der Operation aus der Leiste der 27-Jährigen entnommen wurden, und die eben keine harmlosen Zysten oder gesunden Lymphdrüse­nknoten sind, nicht beizukomme­n. Sechs Zyklen seien geplant, jeder Zyklus dauere etwa drei Wochen. Zeit, in der sich Kim nicht wie gewohnt um ihre Tochter kümmern kann. Und auch als Kellnerin wird sie nicht arbeiten können, weil sie krank geschriebe­n wird. „Meine Nichte erzählte mir, sie wolle erst Geld sparen und dann mit der Chemo beginnen“, berichtet Elisabeth Sauer über die angespannt­e finanziell­e Situation. „Die Lebenskost­en laufen ja weiter“, weiß sie. Doch jetzt werden viele Neurather aktiv, versuchen, Geld für die Betroffene zu sammeln. Dirk Wiersch, der ein Tattoo-studio betreibt, in dem sich Kim schon hat Bilder auf die Haut stechen lassen, hat beispielsw­eise im Netz eine Spenden-plattform eingericht­et. „Wir fühlen uns in die Pflicht genommen, unsere Kim zu unterstütz­en“, erklärt er. „Denn die Gesundheit ist unser größtes Gut.“Seit etwa einer Woche ist die Seite online und über die Adresse www. gofundme.com/f/helft-kim zu erreichen. „Jeder Cent hilft, es müssen nicht ganz große Beträge sein, sondern auch Kleinigkei­ten bringen was“, weiß Dirk Wiersch.

Die Resonanz sei gut, angestrebt­es Ziel sei die Summe von 10.000 Euro, 3500 Euro sind bereits auf der Habenseite. Auch über eine von ihrer Cousine Verena Plass gegründete Facebook-gruppe finden sich „viele Menschen, die versuchen, sich einzubring­en.“Was Kim sehr rührt. „Ich bin ein Mensch, der sonst alles alleine regelt und kaum mit jemandem redet“, sagt sie über sich.

Nicht nur im Netz werden die Menschen aktiv, auch in der Nachbarsch­aft rührt das Schicksal der jungen Mutter. Im Tattoo-studio ist eine Spendenbüc­hse platziert worden, die Betreiber des nahegelege­nen Freizeitpa­rks haben bereits ein Kuscheltie­r als erstes Trostpflas­ter für Kim vorbei gebracht.

Und weil eine Chemothera­pie häufig Haarausfal­l auch im Bereich der Augenbraue­n nach sich zieht, hat sich Kim jetzt ein entspreche­ndes erstes Permant Make up stechen lassen. Ein Geschenk von Arijeta Alimi, die bei Dirk Wersch im Studio arbeitet.

 ?? FOTO: DIETER STANIEK ?? Kim (r.) ist 27 Jahre und Mutter einer kleinen Tochter. Bevor ihr bei der Chemothera­pie Haare ausfallen – auch Brauen und Wimpern – ließ sie sich von Arijeta Alimi ein Permanent-make up stechen.
FOTO: DIETER STANIEK Kim (r.) ist 27 Jahre und Mutter einer kleinen Tochter. Bevor ihr bei der Chemothera­pie Haare ausfallen – auch Brauen und Wimpern – ließ sie sich von Arijeta Alimi ein Permanent-make up stechen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany