Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
CSU-VIZE preist Schwarz-grün als Zukunftsmodell
BERLIN Gewöhnlich bekommen Csu-granden von ihren Anhängern besonders lauten Applaus, wenn sie sich belustigt, bissig oder auch aggressiv mit den Grünen auseinandersetzen. Dass ausgerechnet dreieinhalb Wochen vor dem Csu-parteitag mit dem Europa-politiker Manfred Weber ein Csu-vizevorsitzender Schwarz-grün als „Zukunftsmodell für Deutschland“ ausgibt, zeigt deutlich, welche Bewegung mit dem Generationswechsel in die Christsozialen gekommen ist.
Weber brachte den neuen Gedanken mit höchstmöglicher Flughöhe ein: „Nur ein Bündnis von Union und Grünen auf Bundesebene kann die gesellschaftlichen Konflikte, die wir in Deutschland haben, befrieden“, sagte Weber der Welt am Sonntag. Es gehe darum, „Umwelt und Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Wettbewerb, soziale Marktwirtschaft und die Schonung von Ressourcen auf intelligente Weise miteinander zu verbinden“, lautete seine Umschreibung für das, was Schwarze und Grüne zusammenführen werde.
Zwar setzte Csu-regierungschef Markus Söder nach dem Verlust der absoluten Mehrheit bei den bayerischen Landtagswahlen sehr schnell auf eine Koalition mit den Freien Wählern, obwohl sich die Grünen schon auf Verhandlungen über ihre Regierungsbeteiligung eingestellt hatten. Doch zugleich machte sich Söder einige der grünen Themen schnell zu eigen, setzte etwa das Bienen-schutz-volksbegehren zügig um. Nun legte er mit der Feststellung nach, die CSU sei die wahre Umweltpartei. „Wir haben den Umweltschutz erfunden und das erste Umweltministerium in Bayern gegründet“, unterstrich der CSU-CHEF.
Die neue Traumpaarung Webers könnte auch von den Umfragen beflügelt sein, die die SPD permanent unter und die Grünen dauerhaft über 20 Prozent ansiedeln. Zudem gewöhnen sich Union und Grüne in immer mehr Ländern daran, am selben Kabinettstisch zu sitzen. In Baden-württemberg und Hessen funktionieren grün-schwarze und schwarz-grüne Regierungsbündnisse, in Schleswig-holstein Schwarz-grün-gelb und in Sachsen-anhalt Schwarz-grün-rot. Es sieht danach aus, dass es solche Kenia-koalitionen auch in Brandenburg und Sachsen geben könnte. Deshalb gibt Weber eine sich in der Union verbreitende Erkenntnis wieder, wonach die Grünen in den Regierungen eine „große Wandlung“vollzogen“hätten. Sie seien von einer ideologisierten zu einer Partei geworden, die „weiß, dass man in der Verantwortung steht“. Mag sein, dass die Union das gerade bei der SPD vermisst.