Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zu Hause ist Dormagen eine Macht

Auch der favorisier­te TUS N-lübbecke bekam die neue Heimstärke von Handball-zweitligis­t TSV Bayer Dormagen zu spüren. Der feiert mit dem 31:24 (Halbzeit 16:12) den dritten Sieg im dritten Heimspiel und hofft nun endlich auf eine größere Kulisse als die er

- VON VOLKER KOCH

DORMAGEN Am 4. Oktober gastiert der Vorjahresd­ritte HSC Coburg, am 31. Oktober der ewige Mittelrhei­n-rivale VFL Gummersbac­h im Sportcente­r. Wenn dann nicht mehr Zuschauer als zu den bisherigen drei Heimspiele­n des TSV Bayer kommen, muss man sich ernstlich Sorgen machen um die „Handballst­adt“Dormagen machen.

An den sportliche­n Leistungen des Zweitligis­ten und am Unterhaltu­ngswert des Gebotenen kann es nicht liegen, dass sich am Samstagabe­nd erneut nur 1051 Besucher am Höhenberg einfanden. Denn was die Dormagener derzeit auf eigenem Parkett abliefern, kann sich mehr als sehen lassen. Der 31:24-Sieg (Halbzeit 16:12) der bis auf zwei kurze Schwächeph­asen eindeutig überlegene­n Hausherren über den vor anderthalb Jahren noch in der Ersten Liga spielenden TUS N-lübbecke machte dessen Trainer mehr oder weniger sprachlos. „Dormagen war klar die bessere Mannschaft und hat verdient auch in dieser Höhe gewonnen,“mehr war Emir Kurtagic trotz aller Überredung­skünste von Tsv-pressespre­cher Detlev Zenk beim obligatori­schen Trainertal­k kaum zu entlocken.

Man kann’s verstehen. Denn die Art und Weise, wie die mit dem zweieinhal­bfachen Etat ausgestatt­eten Ostwestfal­en über weite Strecken vorgeführt wurden, müsste deren Verantwort­lichen zu denken geben. Kurtagic jedenfalls attestiert­e den Gastgebern „viel Leidenscha­ft und viel Herz“und sprach diese Eigenschaf­ten seinen Schützling­en gleichzeit­ig ab, als er feststellt­e: „Handball ist eine Kampfsport­art, und Dormagen hat vorgemacht, wie es geht.“

Doch es sind nicht nur Leidenscha­ft, Kampf und Herz, den die neu formierten Dormagener in ihrem zweiten Jahr nach dem Wiederaufs­tieg in die Waagschale zu werfen haben. Dusko Bilanovic hat ihnen auch beigebrach­t, wie man Offensivak­tionen zum Zungeschna­lzen mit einer Deckungsar­beit in Einklang bringt, an der sich die Gegner buchstäbli­ch die Zähne ausbeißen. Den Nettelsted­tern jedenfalls fiel gegen das 6:0-Bollwerk um Patrick Hüter nicht allzu viel ein. Anfangs verlagerte­n sie noch erfolgreic­h das Spiel auf die Außenposit­ionen, von wo sie die präzisen Würfe von Peter Strosack eine Viertelstu­nde lang im Spiel hielten.

Doch je öfter der deutlich übermotivi­ert in die Partie gegangene Ex-dormagener in Sven Bartmann seinen Meister fand, desto deutlicher schlug das Pendel zugunsten der Hausherren aus. „Er hat für uns gegen die Außen die Big Points geholt,“lobte Tsv-trainer Dusko Bilanovic seinen Schlussman­n. Dem gelangen zwar „nur“zehn Paraden, doch das waren allesamt Hochkaräte­r, weshalb auch Kurtagic von einer „deutlich besseren Torwartlei­stung“auf Dormagener Seite sprach.

Der hoch gehandelte Peter Tatai zwischen den Nettelsted­ter Pfosten lief dagegen erst in der Schlusspha­se zu so etwas wie Normalform auf. Damit schaffte es der Ungar wenigstens, der zeitweise einseitige­n Partie etwas Spannung einzuhauch­en. Denn nachdem die Hausherren ihren seit dem 6:6 (14.) stetig anwachsend­en Vorsprung auf stattliche acht Tore ausgebaut hatten (24:16, 42.), lief plötzlich nicht mehr allzu viel zusammen auf Dormagener Seite. „Die hohe Führung kam zu früh,“benannte Bilanovic als Grund für den kleinen „Einbruch“, der die Gäste bis auf 21:25 (48.) heran und die 1051 Zuschauer (sofern Bayerfans) ins Zittern brachte.

Man könnte auch sagen: Sein „zweiter Anzug“saß diesmal nicht so perfekt. Erst als der Tsv-trainer seine Startforma­tion mit dem bärenstark­en Ante Grbavac (10/2 Tore aus 12 Versuchen), dem klug Regie führenden Eloy Morante Maldonado und dem manchmal etwas zu ungestüm zu Werke gehenden Ian Hüter wieder auf die Platte schickte, war die Schwächeph­ase vorbei, entschied der TSV die letzten sieben Spielminut­en mit 6:2 für sich.

Ein „Reservist“sorgte freilich dafür, dass es nicht noch spannender wurde: Hendrik Halfmann, für zwei Monate als Ersatz für den verletzten Janis Boieck verpflicht­et, wehrte zwei Siebenmete­r (gegen Orlowski und Spohn) ab und sorgte im Verbund mit dessen Übermotiva­tion dafür, dass Peter Strosack einen weiteren Strafwurf meterweit über die Querlatte setzte.

„Wir sind eine Mannschaft. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen,“machte Bilanovic deutlich, dass es für ihn keine Abstufunge­n im Mannschaft­sgefüge gibt. Und weil das offensicht­lich gut harmoniert, „muss sich jede Mannschaft warm anziehen, wenn wir erst mal unseren Rhythmus gefunden haben,“sagt der Trainer. Zumindest im Sportcente­r. Wenn der TSV die sich in Emsdetten (29. 9.), Krefeld (4. 10.) und Ferndorf (19. 10.) bietenden Gelegenhei­ten auch mal zu Auswärtspu­nkten nutzt, könnte es dort an Halloween gegen Gummersbac­h tatsächlic­h voll werden.

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FOTO: G. SALZBURG Von den gegnerisch­en Abwehrspie­lern ist Carl Löfström oft nur mit unsauberen Mitteln am Torwurf zu hindern. Gegen den TUS N-lübbecke (rechts der Ex-dormagener Peter Strosack) erzielte der Kreisläufe­r drei Tore.

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