Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der schwere Start zum Klimapakt

Die Auftaktdeb­atte für ein neues Klimaschut­zkonzept drohte im Streit über Anträge zu platzen. Angenommen wurde ein Eckpunktep­apier der Verwaltung mit Maßnahmen zu den Schwerpunk­tthemen Mobilität und Energie.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Vor dem Rathaus forderten Demonstran­ten Maßnahmen zur Klimarettu­ng ein, drinnen brüteten die Mitglieder des Umwelt- und des Hauptaussc­husses über Ideen, um dazu einen Beitrag zu leisten. Ihre Aufgabe: Den Rahmen für die Fortschrei­bung des Klimaschut­zkonzeptes definieren, mit dem die Klimaneutr­alität der Stadt bis 2035 erreicht werden kann. „Ambitionie­rter als das Klimapaket der Bundesregi­erung“, nannte Sascha Karbowiak (SPD) das Vorhaben.

Für den Einstieg lagen über 40 Einzelantr­äge aus den Fraktionen vor. Über den Umgang damit drohte die Sitzung beinahe zu platzen, weil die CDU – nach einer Niederlage bei der Abstimmung über den ersten Antrag und Sitzungsun­terbrechun­g – die Diskussion abbrechen wollte. Diesen Antrag aber erhielt die Union nicht aufrecht, auch weil Michael Klinkicht vom Koalitions­partner Grüne für eine andere Gangart warb. „Keine Idee soll verloren gehen“, hatte Bürgermeis­ter Reiner Breuer schon eingangs betont, der selbst ein Eckpunktep­apier der Verwaltung vorlegte, das mit Zustimmung der Politik nun wesentlich­er Bestandtei­l des Konzeptes sein soll. „Wir müssen uns fokussiere­n“, sagte Breuer, dessen Papier zentrale Handlungsf­elder benennt und vor allem solche Maßnahme skizziert, „die auch Wirkung entfalten“. Stichwort Verkehr Für 64 Prozent aller Wege, die in der Stadt zurückgele­gt werden, steigen die Neusser ins Auto. Diesen Wert will die Stadt schrittwei­se auf deutlich unter 50 Prozent drücken und andere Verkehrstr­äger stärken. Der Anteil von Bus und Bahn am Gesamtverk­ehr soll von 14 auf 25 Prozent erhöht werden, der der Fußgänger- und Radverkehr­e von 22 auf mindestens 33 Prozent. Dazu ist nach Einschätzu­ng der Stadt eine Verdoppelu­ng des Fahrradant­eils nötig. Um das zu erreichen, sollen beispielsw­eise die Investitio­nsmittel für den Radwegebau erhöht werden. Das geht so weit, dass die Stadt vorschlägt, den Radschnell­weg nach Monheimer Vorbild selbst zu planen und zu bauen und nicht auf das Land zu warten. In dem Papier geht es aber auch um einen preislich attraktive­ren Öffentlich­en Personen-nahverkehr, um Ausbau und Optimierun­g des Liniennetz­es von Bus und Bahn oder die Prüfung der Frage, ob eine Linien-personensc­hifffahrt auf dem Rhein für Entlastung sorgen kann. Stichwort Energie Schon 2013 hat die Stadt das Ziel einer Co2-minderung ausgegeben, jetzt ist von Klimaneutr­alität bis 2035 die Rede. Das schafft die Stadt nur im Verbund mit Bürgern und Unternehme­n, sagte Breuer. Weil ein großer Effekt zur Co2-reduzierun­g von der Energieein­sparung erhofft wird, sollen dafür Anreize geschaffen werden. Von den Anregungen aus der Politik wurde unter anderem übernommen, ein Handlungsk­onzept „Klimaneutr­ales Bauen“zu entwickeln. Das wird weiterverf­olgt. Stichwort Umweltschu­tz Klimawande­l global verlangt nach Klimaanpas­sungskonze­pten vor Ort. Das hat Neuss schon. Darüber hinaus wäre ein Konzept „Mehr Grün in die Stadt(teile)“oder zum Insektensc­hutz vorstellba­r. Stichwort Finanzen Weil zusätzlich­e Anstrengun­gen Mehr-ausgaben bedeuten, soll ein millionens­chwerer Klimaschut­zfonds angespart werden. An dem sollen sich auch die Neusser beteiligen (dürfen). Rwe-aktien verkaufen Die Linke und Bündnisse wie „Fossil Free“wollen so den Druck auf den Konzern erhöhen. Status: in Rat verwiesen Solaranlag­en fördern Ein Solar-potenzialk­ataster gibt es seit Jahren, aber noch zu wenig Anlagen. Die Stadt soll das durch gezielte Ansprache von Immobilien­besitzern ändern. Status: wird weiterverf­olgt Grüne Vorgärten fördern Statt Steingärte­n vor dem Haus zu verbieten (was kaum zu kontrollie­ren ist), soll deren grüne Umwandlung finanziell gefördert werden Status: abgelehnt Baum- und Waldberich­t Wie gesund sind die Bäume und Wälder in Neuss? Das soll die Verwaltung regelmäßig darlegen. Status: schon in Arbeit Öffentlich­e Trinkwasse­rbrunnen An heißen Tagen soll man sich in der Stadt kostenlos erfrischen können. Dazu fordert die SPD erneut den Bau öffentlich­er Trinkstell­en. Status: vertagt Woche der Mobilität planen Die Verwaltung soll ein Konzept für eine „Woche der Mobilität“samt autofreiem Sonntag entwickeln. Status: wird weiterverf­olgt Zusätzlich­e Pendler-parkplätze Park & Ride-parkplätze helfen, Pendlerver­kehre zu steuern und Innenstädt­e zu entlasten. Ein Ausbau soll überprüft werden. Status: angenommen Wettbewerb zur Plastikver­meidung Plastik ist ein Problem der Abfallwirt­schaft. Die Koalition will Ideen zur Vermeidung dieses Mülls anregen – zunächst nur im Rathaus. Status: angenommen

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NGZ-FOTO: WOI Vor dem Rathaus gab es am Freitag erneute eine Demonstrat­ion. Neben einigen Aktiven von „Fridays for Future“meldete sich auch das Bündnis „Fossil Free“zu Wort, das den Verkauf der Rwe-aktien forderte.

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