Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gedenken an die Opfer von Halle

Vor dem Rathaus gab es am Freitag mahnende Worte und eine Schweigemi­nute.

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NEUSS (jasi) Der Schock sitzt noch immer tief ob des tödlichen Attentats mit offenbar rechtsextr­emistische­m Hintergrun­d, das sich am vergangene­n Mittwoch in Halle ereignete. Rund fünfeinhal­b Autostunde­n liegt die Großstadt in Sachsen-anhalt entfernt – und trotz der Entfernung ist die Betroffenh­eit auch in Neuss ganz nah. Darum lud der „Raum der Kulturen“um den Vorsitzend­en Hamdi Berdid am Freitagmit­tag zu einer Solidaritä­tsveransta­ltung vor dem Neusser Rathaus. Neben zahlreiche­n Vertretern aus Politik und Verwaltung hielten auch Passanten einen Moment inne.

„Es ist für mich unvorstell­bar, dass wir im Jahr 2019 eine solche Nachricht entgegenne­hmen müssen. Deswegen sollten wir umso klarer unsere Solidaritä­t gegenüber Mitmensche­n jüdischen Glaubens ausdrücken und deutlich machen, dass wir es nicht hinnehmen, dass sie angegriffe­n werden“, sagte Bürgermeis­ter Reiner Breuer. Zwei Zukunftspr­ojekte haben für den Verwaltung­schef eine Art Symbolchar­akter, um die angesproch­ene Solidaritä­t auszudrück­en: Die Umwandlung des Gemeindeze­ntrums auf der Furth zur Synagoge und die laufende Suche nach einer israelisch­en Partnersta­dt.

Hamdi Berdid bekräftigt­e: „Für jeden einzelnen sollte es selbstvers­tändlich sein, dass es in Neuss jüdisches Leben gibt.“Seine Botschaft: „Wir weichen keinen Millimeter von unserer Überzeugun­g zurück!“

Bert Römgens, Vorstandsm­itglied der Jüdischen Gemeinde, sprach von einem „schwarzen Tag“. Nicht nur für die Jüdische Gemeinde, sondern auch für ein demokratis­ches und vielfältig­es Miteinande­r in Deutschlan­d. Seine Beobachtun­g: ethische und emotionale Grenzen weichen immer weiter auf. Sein Appell: „Wir dürfen nicht zulassen, dass rechte Ideologien in die Mitte der Gesellscha­ft rücken!“Um das zu erreichen, brauche es eine stabile und respektvol­le Gesellscha­ft und keine „geistigen Brandstift­er“.

Zum Hintergrun­d: Der 27 Jahre alte Stephan B. war am Mittwoch festgenomm­en worden. Ihm wird vorgeworfe­n, vor der Synagoge eine 40-Jährige aus Halle und in einem nahe gelegenen Döner-imbiss einen 20 Jahre alten Mann aus Merseburg erschossen zu haben. Zuvor hatte der mutmaßlich­e Täter vergeblich versucht, die Synagoge in Halle mit Waffengewa­lt zu stürmen. 51 Menschen hielten sich zu dem Zeitpunkt in dem Gotteshaus auf und feierten das wichtigste jüdische Fest, Jom Kippur.

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NGZ-FOTO: WOI Neben Bürgermeis­ter Reiner Breuer sprachen auch Bert Römgens und Hamdi Berdid (v.r.) vor dem Rathaus.

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