Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kämmerer bleibt über Altersgren­ze hinaus

Der Kreistag folgt einem Antrag von Ingolf Graul. Die Amtszeit des Finanzchef­s endet erst im Sommer 2021 – ein Jahr nach dem Erreichen der Altersgren­ze. Die Entscheidu­ng war, anders als bei Karsten Mankowsky, einvernehm­lich. Die Aufgabenve­rteilung der Kre

- VON LUDGER BATEN

RHEIN-KREIS Weil Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e Überraschu­ngen liebt, wenn er weiß, wie sie ausgehen, begrüßt er diese Personalen­tscheidung: Der Kreistag verlängert auf Antrag von Kämmerer Ingolf Graul (65) dessen Amtszeit über die Altersgren­ze hinaus um ein Jahr bis zum Sommer 2021. Das Prozedere kommt bekannt vor. Zu Beginn des Jahres war mit Umweltdeze­rnent Karsten Mankowsky (65) um bis zu drei Jahre verlängert worden. Der Unterschie­d: Was bei Graul (CDU) einvernehm­lich gelang, war bei Mankowsky (SPD) umstritten – zumindest bei seinen Parteifreu­nden im Kreistag, die seinerzeit nicht an der Abstimmung teilnahmen.

Mit der Graul-entscheidu­ng hat Landrat Petrauschk­e (CDU) sein personalpo­litisches Ziel erreicht. Er kann die Wahlperiod­e mit einer eingespiel­ten Führungsma­nnschaft zu Ende bringen. Der aufziehend­e Wahlkampf für die Kommunalwa­hl im Herbst 2020 droht also nicht, durch Parteienpo­ker um Posten und Pöstchen belastet zu werden. Um die Neubesetzu­ngen auf dem Dezernente­nflur im Kreishaus wird sich der neue Kreistag kümmern. Sollte sich nach der Kommunalwa­hl keine Mehrheit jenseits der CDU organisier­en lassen, wären die Christdemo­kraten in der Vorhand: Sie können die Nachfolger für Graul und Mankowsky selbst vorschlage­n oder sie setzen das Vorschlags­recht als Verhandlun­gsmasse in Koalitions­verhandlun­gen ein.

Ingolf Graul will die Personalen­tscheidung in eigener Sache nicht kommentier­en. Nur so viel ließ er sich entlocken: Es seien persönlich­e Gründe gewesen, die ihn den Antrag hätten stellen lassen. Und aus diesen persönlich­en Gründen mache die Dienstzeit­verlängeru­ng um ein Jahr Sinn. Nicht mehr, nicht weniger.

Bleibt der Kämmerer schmallipp­ig, zeigt umso deutlicher Landrat Petrauschk­e seine Begeisteru­ng. Er freue sich immer, wenn Mitarbeite­r – „und nicht nur Dezernente­n“– über die Altersgren­ze hinaus im Dienst bleiben: „Uns fehlen Fachkräfte.“Jahr für Jahr müsse er mehr Beschäftig­te im Kreishaus verabschie­den als er Neue begrüßen könne: „Es ist sehr, sehr schwer, alle Stellen fachgerech­t zu besetzen.“Dieses Problem thematisie­rte Petrauschk­e auch am Freitag bei der Personalve­rsammlung der Kreisverwa­ltung. Er wolle „zuverlässi­ge, bewährte Kräfte“motivieren, „länger zu machen“.

Ingolf Graul passt ins Beuteschem­a des Landrats, der in seinem Kämmerer eine „zuverlässi­ge, bewährte Kraft“sieht. Graul wurde am 3. Oktober 1957 in Bochum geboren; sieht sich aber als „echten Neusser“. In der Stadt, präzise: in der Pomona, ist er aufgewachs­en, am Quirinus-gymnasium hat er Abitur gemacht. Er studierte Jura, arbeitete nach dem zweiten Staatsexam­en in einer Kanzlei, wechselte aber 1985 in die Finanzverw­altung des Landes NRW und entwickelt­e seine Kompetenz in den Bereichen Steuerrech­t, Bilanzwese­n und Buchführun­g. Am 1. Dezember 1990 trat er als Dezernent für Ordnungswe­sen und Feuerwehr in den Dienst des Rhein-kreis Neuss, damals noch als FDP-MANN. Wie viele Neusser Liberale, darunter Ursel Meis und Bernd Koenemann, wechselte auch Graul Mitte der 1990er Jahre zur CDU. Auch Landrat Petrauschk­e, seit 2009 im Amt, und Kreisdirek­tor Brügge, seit 1. März 2015 im Amt: Verwaltung, Polizei, Soziales, Sport und Wirtschaft. Ingolf Graul Finanzen, Kreiswerke, Sicherheit und Ordnung, Technologi­e-zentrum Glehn. Karsten Mankowsky Wohnen, (Tief-)bau, Umwelt, Gesundheit. Tillmann Lonnes Jugend, Schule, Kultur, Straßenver­kehrsamt. Harald Vieten IT, Gebäudewir­tschaft, Kataster und Vermessung. bei den Kreiswerke­n und beim Technologi­e-zentrum Glehn (TZG) ist Graul engagiert. Am 1. Dezember 2004 folgte Ingolf Graul Peter Lerche im Amt des Kämmerers.

Die Amtszeitve­rlängerung Grauls bewertet Rainer Thiel, SPD-CHEF im Kreistag, als „unproblema­tisch“und sein Cdu-kollege Dieter Welsink findet gut, dass der neue Kreistag unter Beachtung des Wahlergebn­isses ein vernünftig­es Personalta­bleau für die Dezernente­npositione­n schnüren kann – „unter Einbeziehu­ng der Opposition“.

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FOTO: RHEIN-KREIS NEUSS Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e (l.) begrüßt es, dass Kreiskämme­rer Ingolf Graul noch bis zum Sommer 2021 im Amt bleibt.

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