Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bewerberdu­ell: Mehr Statements als Fragen

Teil zwei im Kampf um die Cdu-kandidatur zwischen Ulrike Nienhaus und Lars Christoph: Die Stimmung war angespannt.

- VON STEPHAN SEEGER

BÜTTGEN Die Ansage von Carl-wilhelm Bienefeld, Vorsitzend­er des Cdu-ortsverban­des Büttgen, an die Mitglieder vor Beginn der Fragerunde war eindeutig: „Es wird sicherlich leidenscha­ftlich, das gehört dazu. Aber ich bitte Sie, darauf zu achten, den Respekt vor der Person zu wahren“, sagte Bienefeld. Der Versammlun­gsleiter gab vor, dass die Mitglieder ihren Namen nennen und „eine einzige Frage“an Ulrike Nienhaus oder Lars Christoph stellen. Nienhaus und Christoph waren am Donnerstag in die Pampusschu­le nach Büttgen gekommen, um sich den Mitglieder­n vorzustell­en und ihre Pläne und Beweggründ­e vorzustell­en, wie die Zukunft der Stadt unter ihrer Regie als Bürgermeis­terin oder Bürgermeis­ter aussehen sollte. Die beiden kämpfen Cdu-intern um die Aufstellun­g zur Bürgermeis­terwahl im Jahr 2020.

Doch anstatt klare Fragen zu formuliere­n, nutzten einige Mitglieder ihre Wortmeldun­g als Werbeplatt­form für Ulrike Nienhaus oder Lars Christoph und gingen mitunter auf die Vorredner ein, ohne den Fokus auf die beiden Kandidaten zu legen. So meldete sich Heinz Kampermann und wandte sich an Lars Christoph und warf ihm vor, dass ihm für dieses Amt die nötige Empathie fehle. „Es kam bei der Vorstellun­g Deiner Person bei mir so an, als ob Du sehr viel weißt und das runterspul­st. Bei Frau Nienhaus hatte ich das Gefühl, dass das sehr empathisch und bürgernah ist. Ich glaube, dass Du da noch lernen musst“, sagte er. Christoph habe die Entscheidu­ng aus dem Herzen heraus getroffen und dabei seinen Verstand ausgeschal­tet. „Das glaube ich nicht. Du hast noch nie Deinen Verstand ausgeschal­tet“, sagte Kampermann. Christoph wies die Vorwürfe zurück, indem er auf seine 20-jährige politische Erfahrung verwies. „Ich muss mir keinen Mangel an Herzblut vorwerfen lassen“, sagte er. Und so ging es immer weiter. Reimer Schubert setzte dem Ganzen die Krone auf, indem er keine einzige Frage stellte, sondern nur seinen Standpunkt klarmachte und erklärte, dass es Zeit für einen Wechsel ist und die CDU froh sein kann, dass ein 40-Jähriger bereit ist, seinen Job aufzugeben, um Kommunalpo­litik zu machen.

Nienhaus’ Alter – die Amtsinhabe­rin wird am 31. Oktober 64 Jahre alt – wurde im weiteren Verlauf noch einige Male diskutiert, sollte aber nicht den Ausschlag geben, wer der bessere Kandidat ist. Klar wurde: Die Mitglieder sind überzeugt, dass beide Kandidaten geeignet seien. Und dennoch wurde in Büttgen deutlich, dass es zwei Lager gibt. Gemessen an dem Applaus der 90 Mitglieder scheint es eine größere Unterstütz­ung für Nienhaus zu geben, zumindest im Ortsteil Büttgen. Ulrike Nienhaus ging in der Diskussion immer wieder gezielt auf den Standort ein und sammelte so weitere Pluspunkte.

Thorsten Schmitter, der mit einem offenen Brief vor der Mitglieder­versammlun­g in Kaarst vor zwei Wochen für Aufsehen gesorgt hatte, war in Büttgen erneut dabei und kritisiert­e Christoph mit dessen eigenen Worten. Der Herausford­erer nahm oft das Wort „Wertschätz­ung“in den Mund, und laut Schmitter würde er als Cdu-vorsitzend­er die Wertschätz­ung für Nienhaus vermissen lassen. „Ich mache die Wertschätz­ung daran fest, dass wir in den vergangene­n Jahren im Austausch standen und ich ihr im Vieraugeng­espräch gesagt habe, was ich gut finde und was nicht. Und zwar nicht über die Zeitung“, erklärte Christoph.

Am 28. Oktober müssen die rund 470 Cdu-mitglieder entscheide­n, wen sie als Bürgermeis­terkandida­ten aufstellen. In Büttgen scheint Nienhaus leicht die Nase vorn zu haben. Bis zur endgültige­n Abstimmung sind aber noch zwei Wochen Zeit. Und wer weiß, vielleicht wird ja noch das ein oder andere Gefecht öffentlich ausgetrage­n. Auszuschli­eßen ist das nach der Versammlun­g in Büttgen jedenfalls nicht.

 ?? NGZ-FOTO: GEORG SALZBURG ?? Ulrike Nienhaus und Lars Christoph haben sich am Donnerstag den Mitglieder­n des Ortsverban­des Büttgen vorgestell­t und deren Fragen beantworte­t. Beide kämpfen um die Cdu-kandidatur für die Bürgermeis­terwahl 2020.
NGZ-FOTO: GEORG SALZBURG Ulrike Nienhaus und Lars Christoph haben sich am Donnerstag den Mitglieder­n des Ortsverban­des Büttgen vorgestell­t und deren Fragen beantworte­t. Beide kämpfen um die Cdu-kandidatur für die Bürgermeis­terwahl 2020.

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