Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bürgerbüro wird Straßenverkehrsamt
Ab Montag können die Korschenbroicher alle Ummeldefragen rund ums Fahrzeug im Rathaus erledigen. Die Stadt darf für Kfz-zulassungen das Kreissiegel nutzen. Landrat und Bürgermeister unterzeichnen dazu eine Vereinbarung.
KORSCHENBROICH Dass demnächst viel mehr als bislang digital abläuft, soll dem Bürger nutzen. Die praktische Umsetzung ist allerdings noch etwas sperrig. „Bei Behörden ist das aufwändiger als bei Privatunternehmen“, sagte Bürgermeister Marc Venten. Doch gestern machten Stadt und Rhein-kreis einen weiteren Schritt in die digitale Welt. Und das hat ganz praktische Auswirkungen für die Bürger. Denn wer innerhalb des Rhein-kreises Neuss nach Korschenbroich oder innerhalb des Korschenbroicher Stadtgebiets umzieht, kann ab Montag, 14. Oktober, im Bürgerbüro der Stadt Korschenbroich gleichzeitig die Ummeldung im Melderegister und seine Anschriftenänderung in der Kfz-zulassungsbescheinigung vornehmen lassen. Damit braucht kein Korschenbroicher mehr nach Neuss, Grevenbroich oder gar nach Dormagen zu fahren, um dort zum Straßenverkehrsamt zu kommen.
Doch auch für die Verwaltung hat diese Zusammenarbeit positive Auswirkungen. „In den nächsten Jahren werden viele Mitarbeiter bei der Kreisverwaltung pensioniert. Und wir bekommen keine neuen Leute auf dem Markt“, sagte Landrat Hans-jürgen Petrauschke gestern bei der Vorstellung des neuen Angebots im Korschenbroicher Bürgerbüro. Die Zusammenarbeit von kreisangehörigen Kommunen und dem Kreis im Bereich des Rechnungsprüfungsamtes habe gezeigt, dass acht Mitarbeiter eingespart werden konnten und damit eine halbe Million an Kosten eingespart werden konnten.
„Wir sind bürgernaher geworden“, sagte der Landrat. Es rege ihn aber auf, „dass man erst eine Vereinbarung unterzeichnen muss, um das machen zu können.“Doch immerhin geht es um die Nutzung des Kreissiegels. Das dürfen ab Montag auch die Mitarbeiter des Korschenbroicher Bürgerbüros auf die Zulassung kleben. „Wenn es einmal verklebt ist, kann es nicht mehr geändert werden“, sagte Horst von Werden, der zuständige Projektleiter beim Rhein-kreis.
So geht die Stadt weitere Wege hin zur digitalen Verwaltung. Im vergangenen Jahr wurde bereits die Ratsarbeit digitalisiert. Alle Beratungsunterlagen bekommen die Ratsvertreter nicht mehr auf Papier, sondern aufs I-pad. „Letztlich müssen alle Vorgänge komplett digital sein“, sagte Venten. Das allerdings wird noch dauern, denn „die Gesetze müssen nachziehen“, sagte Petrauschke. Ein nächster Schritt ist landesweit bereits bei der Gewerbeanmeldung geschehen. „Bei vielen Themen ist der Bürger aber noch zögerlich“, sagte der Landrat. Als ein negatives Beispiel nannte er die Patientenkarte. „Aus Angst vor Datenmissbrauch muss bei jedem Arzt immer der Gesundheitsverlauf der vergangenen 60 Jahre erzählt werden. Dabei könnte das alles auf der Patientenkarte stehen.“Dennoch, auch der Landrat selber ist bei manchen Themen skeptisch. „Wenn es etwa um Bauakten und um Genehmigungen geht, könnte das sicher digital geschehen. Aber ich möchte lieber einen Plan sehen.“
Ein positives Beispiel für digitalen Nutzen gebe es mit der Elster-steuererklärung. Unter dem Namen Elster (Elektronische Steuererklärung) wurde ab 1999 die Möglichkeit geschaffen, die Kommunikation zwischen dem Bürger und der Finanzverwaltung auch auf elektronischem Weg möglich zu machen.