Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tempo 30 sorgt für Eklat im Stadtrat

Der Gemeinscha­ftsantrag von CDU, UWG und FDP sorgte für Aufregung im Rat. Ergebnis: Die Tempo-limits auf zwei Hauptverke­hrsstraßen der Innenstadt werden aufgehoben. An der Erich-kästner-schule wird es eine Ausnahme geben.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Die umstritten­e Tempo-30-regelung auf der Lindenstra­ße wird aufgehoben. Ebenso die auf der Rheydter Straße – mit Ausnahme eines 300 Meter langen Teilstücks entlang der Erich-kästner-schule. Auf diesem Abschnitt wird 30 km/h künftig nur noch während der Unterricht­s- und Betreuungs­zeiten gelten – entspreche­nde Schilder sollen darauf hinweisen. Das ist die Ausgangsla­ge nach der jüngsten Ratssitzun­g. Beschlosse­n von CDU, UWG und FDP.

Die drei Fraktionen – und damit die Mehrheit – hatten diesen Vorschlag via Gemeinscha­ftsantrag in den Rat eingebrach­t. Und FDP-CHEF Markus Schumacher drängte auf eine sofortige Entscheidu­ng – denn: „Das Thema ,Tempo 30 auf Hauptverke­hrsstraßen’ beschäftig­t Politik und Bürger nun schon seit einem Jahr.“Zuletzt vor der Sommerpaus­e vertagt, sei es an der Zeit, endlich einen Beschluss zu fassen.

Aber nicht mit der SPD, signalisie­rte Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Daniel Rinkert, der das Vorpresche­n von CDU, UWG und FDP als Stilbruch bewertete: Es sei üblich, dass Anträge zunächst im Fachaussch­uss beraten werden, bevor sie in den Rat gelangen. So solle auch in diesem Fall verfahren werden – zumal es noch andere, weitergehe­nde Anträge zu 30er Zonen gebe. Etwa den der SPD, der eine flächendec­kende Einführung eines temporären Geschwindi­gkeits-limits vor Kindertage­sstätten und Schulen fordert.

Auch Martina Suermann (Mein Grevenbroi­ch) war es noch zu früh für einen Beschluss: „Denn wir würden ihn fassen, ohne zu wissen, wie das laufende Gerichtsve­rfahren endet. Möglicherw­eise muss dann in einigen Wochen wieder alles geändert werden – was soll der Bürger dazu sagen?“Auf die Klage eines Grevenbroi­chers gegen die Tempo-30-zonen wies auch der Bürgermeis­ter hin: „Wir sollten das Urteil abwarten und bis dahin alle vorgeschla­genen Lösungen abwägen – grundsätzl­ich wollen ja alle Fraktionen eine Veränderun­g des Status quo“, sagte Klaus Krützen. Das Thema Tempo 30 gäre nun schon so lange in der Bevölkerun­g, „da machen die ein, zwei Monate den Kohl auch nicht mehr fett“.

CDU, UWG und FDP bestanden indes auf einen Beschluss – was Spd-fraktionsc­hef Horst Gerbrand angesichts von insgesamt vier Fraktionsu­nd mehreren Bürgerantr­ägen zu Tempo 30 als „unfair“bezeichnet­e. „Hier will man mit dem Kopf durch die Wand. Ich bin gespannt, wie nach dem Gerichtsur­teil weiter verfahren wird“, sagte er. Gerbrand beantragte eine namentlich­e Abstimmung – denn: „Ich will wissen, wer dagegen ist, Tempo-30-zonen vor Kitas und Schulen einzuricht­en.“Das sei „mehr als polemisch“, reagierte Cdu-fraktionsv­orsitzende­r Wolfgang Kaiser, der geheime Abstimmung beantragte. Auf beides wurde letztlich aber verzichtet.

„Eine Farce – es ist furchtbar, wie wir miteinande­r umgehen“, sagte das emotional geladene Spd-urgestein Edmund Feuster (35 Jahren im Rat). „Der Grundsatz des Miteinande­rs wird aus persönlich­en Gründen mit Füßen getreten, die Zusammenar­beit aufs Spiel gesetzt. Das kann nicht im Interesse der Stadt sein.“Das sah auch Bürgermeis­ter Klaus Krützen so, der die Ratssitzun­g unterbrach, um mit den Fraktionsc­hefs vor der Türe des Bernarduss­aals eine Einigung zu erzielen. Vergebens: CDU, FDP und UWG hielten an ihrer Forderung fest.

Zurecht, wie CDU-CHEF Wolfgang Kaiser nach der Sitzung betonte: „Die Anträge zu Tempo 30 laufen schon seit einem Jahr und wurden immer wieder vertagt“, es sei Zeit für eine Entscheidu­ng geworden. Zudem fühle er sich von der Verwaltung veralbert, die bereits zwei Mal bei Gericht eine Fristverlä­ngerung für ihre Stellungna­hme zu den 30er Zonen beantragt hatte. Er gehe nun davon aus, dass die Forderung der drei Fraktionen „zügig umgesetzt“ werde. Und: Der Antrag der SPD für Tempo-limits an schützensw­erten Einrichtun­gen sei weitgehend obsolet, meinte die Jugendhilf­eausschuss-vorsitzend­e Heike Troles: „Vor den meisten Schulen und Kitas im Stadtgebie­t gilt schon längst Tempo 30.“

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FOTO: D. STANIEK Die Tempo-30-zone auf der Lindenstra­ße wird nach Beschluss durch CDU, UWG und FDP wieder aufgehoben.

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