Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eltern fordern Mängellist­e für Schulen

Die Elternvert­reter wünschen sich mehr Bedeutung für die örtlichen Schulen und fordern ein Umdenken. Sie wollen eine stärkere Gewichtung und eine andere Herangehen­sweise an den Sanierungs­stau.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Es sind noch zweieinhal­b Monate bis Weihnachte­n. Einen Wunschzett­el haben die Elternvert­reter der Dormagener Schulen schon jetzt geschriebe­n und ihn sowohl an die heimischen Politiker als auch an die Stadtverwa­ltung adressiert. Angesichts des gewaltigen Sanierungs­staus von weit mehr als 150 Millionen Euro und erhebliche­m Raumbedarf fordern sie klare Zeichen, eine wichtigere Rolle von Schule und mehr Transparen­z. Das sind Ergebnisse der Zusammenku­nft der Stadtelter­n in dieser Woche.

Etliche Vertreter, mit dem Vorsitzend­en Hans-jürgen Niehues an der Spitze, haben in dieser Woche die Fachaussch­üsse Schule und Eigenbetri­eb verfolgt, in denen über den Umgang mit der Sanierungs-krise diskutiert wurde. Zufrieden sind sie nicht. „Die Stimmung bei vielen Eltern ist so, dass sie sagen, ,da passiert sowieso nichts’“, erklärt Niehues. Er sagt aber auch: „Leider stecken jetzt die falschen Leute im Rathaus die Prügel ein.“Die Stadtelter­n bezeichnen die Situation an vielen Schulen als „katastroph­al“. Im Sommer wurden in Unterricht­sräumen am Leibniz-gymnasium Werte jenseits von 47 Grad (!) gemessen. An Grundschul­en verlassen Kinder unerlaubt das Schulgelän­de, um bei der in der Nähe wohnenden Oma auf die Toilette zu gehen, weil die Anlagen in der Schule als so eklig empfunden werden.

Die Stadtelter­n haben ganz klare Erwartunge­n. Die erste ist grundsätzl­icher Natur: „Wir wünschen uns, dass quer durch die Stadt einmal überlegt wird, welche Themen wichtig sind und im Schwerpunk­t behandelt werden sollen“, so Niehues. „Ist es wichtiger, vernünftig­e, neue Sportplätz­e zu haben oder dass Schüler in einer nicht gesundheit­sgefährden­den Umgebung unterricht­et werden?“Denn die gebe es. Zum Beispiel an der Theodor-angerhause­n-grundschul­e mit schimmelig­en Betreuungs­räumen für die Ogs-kinder. Dass für akuten Handlungsb­edarf, also für Instandset­zungen, das jährliche Volumen im Haushalt um 500.000 auf zwei Millionen Euro aufgestock­t werde, sei schön, aber: „Was kann man damit letztlich erreichen angesichts des großen Bedarfs?“

Die Stadtelter­n wünschen sich eine grundsätzl­ich andere Sichtweise: Weg von der Priorisier­ung, bei der nach und nach Schulen komplett angegangen werden, hin zu einem „Cluster-denken“. Niehues: „Wir brauchen eine Prioritäte­nliste nach Sanierungs­bedarf. Der zu entnehmen ist, wo Toiletten marode sind, Fenster kaputt, die Mensen zu klein oder Aufenthalt­sräume fehlen.“

Dann könne man beispielsw­eise einen Gesamtauft­rag nur für die Sanierung von Fenstern an mehreren Schulen ausschreib­en und dieses schon jetzt für die Jahre 2020 bis 2023 tun. „Nicht darauf schauen, welche Schulen sind problemati­sch, sondern welche Gewerke. Dies wäre auch ein Zeichen für Schulen der Kategorien zwei und drei auf der jetzigen Prioritäte­nliste, dass bei ihnen nicht erst in zehn Jahren etwas passiert.“Die Stadtelter­n fordern zudem mehr Transparen­z: „Was ist Instandhal­tung, was ist Ertüchtigu­ng – das verstehen viele Eltern einfach nicht.“

 ?? ARCHIVOTO: ANJA TINTER ?? Hans-jürgen Niehues ist seit vielen Jahren Vorsitzend­er der Stadtelter­n und auch Schulpfleg­schaftsvor­sitzender am Leibniz-gymnasium.
ARCHIVOTO: ANJA TINTER Hans-jürgen Niehues ist seit vielen Jahren Vorsitzend­er der Stadtelter­n und auch Schulpfleg­schaftsvor­sitzender am Leibniz-gymnasium.

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