Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Eltern fordern Mängelliste für Schulen
Die Elternvertreter wünschen sich mehr Bedeutung für die örtlichen Schulen und fordern ein Umdenken. Sie wollen eine stärkere Gewichtung und eine andere Herangehensweise an den Sanierungsstau.
DORMAGEN Es sind noch zweieinhalb Monate bis Weihnachten. Einen Wunschzettel haben die Elternvertreter der Dormagener Schulen schon jetzt geschrieben und ihn sowohl an die heimischen Politiker als auch an die Stadtverwaltung adressiert. Angesichts des gewaltigen Sanierungsstaus von weit mehr als 150 Millionen Euro und erheblichem Raumbedarf fordern sie klare Zeichen, eine wichtigere Rolle von Schule und mehr Transparenz. Das sind Ergebnisse der Zusammenkunft der Stadteltern in dieser Woche.
Etliche Vertreter, mit dem Vorsitzenden Hans-jürgen Niehues an der Spitze, haben in dieser Woche die Fachausschüsse Schule und Eigenbetrieb verfolgt, in denen über den Umgang mit der Sanierungs-krise diskutiert wurde. Zufrieden sind sie nicht. „Die Stimmung bei vielen Eltern ist so, dass sie sagen, ,da passiert sowieso nichts’“, erklärt Niehues. Er sagt aber auch: „Leider stecken jetzt die falschen Leute im Rathaus die Prügel ein.“Die Stadteltern bezeichnen die Situation an vielen Schulen als „katastrophal“. Im Sommer wurden in Unterrichtsräumen am Leibniz-gymnasium Werte jenseits von 47 Grad (!) gemessen. An Grundschulen verlassen Kinder unerlaubt das Schulgelände, um bei der in der Nähe wohnenden Oma auf die Toilette zu gehen, weil die Anlagen in der Schule als so eklig empfunden werden.
Die Stadteltern haben ganz klare Erwartungen. Die erste ist grundsätzlicher Natur: „Wir wünschen uns, dass quer durch die Stadt einmal überlegt wird, welche Themen wichtig sind und im Schwerpunkt behandelt werden sollen“, so Niehues. „Ist es wichtiger, vernünftige, neue Sportplätze zu haben oder dass Schüler in einer nicht gesundheitsgefährdenden Umgebung unterrichtet werden?“Denn die gebe es. Zum Beispiel an der Theodor-angerhausen-grundschule mit schimmeligen Betreuungsräumen für die Ogs-kinder. Dass für akuten Handlungsbedarf, also für Instandsetzungen, das jährliche Volumen im Haushalt um 500.000 auf zwei Millionen Euro aufgestockt werde, sei schön, aber: „Was kann man damit letztlich erreichen angesichts des großen Bedarfs?“
Die Stadteltern wünschen sich eine grundsätzlich andere Sichtweise: Weg von der Priorisierung, bei der nach und nach Schulen komplett angegangen werden, hin zu einem „Cluster-denken“. Niehues: „Wir brauchen eine Prioritätenliste nach Sanierungsbedarf. Der zu entnehmen ist, wo Toiletten marode sind, Fenster kaputt, die Mensen zu klein oder Aufenthaltsräume fehlen.“
Dann könne man beispielsweise einen Gesamtauftrag nur für die Sanierung von Fenstern an mehreren Schulen ausschreiben und dieses schon jetzt für die Jahre 2020 bis 2023 tun. „Nicht darauf schauen, welche Schulen sind problematisch, sondern welche Gewerke. Dies wäre auch ein Zeichen für Schulen der Kategorien zwei und drei auf der jetzigen Prioritätenliste, dass bei ihnen nicht erst in zehn Jahren etwas passiert.“Die Stadteltern fordern zudem mehr Transparenz: „Was ist Instandhaltung, was ist Ertüchtigung – das verstehen viele Eltern einfach nicht.“