Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
2020 soll Idee für Jugendparlament reifen
Jugendliche sollen ihre Anliegen in Neuss künftig stärker in politische Debatten einbringen. Ein Konzept soll jetzt erarbeitet werden.
NEUSS Junge Menschen in Neuss sollen in Zukunft stärker in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Aber wie dies geschehen soll und welche Strukturen dafür geschaffen werden müssen – diese Fragen wollen die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses in den kommenden Monaten in ihren Fraktionen erläutern. Das ist das Ergebnis der Sondersitzung, in der die Politiker fünf Vorträge zum Thema gehört haben. Susanne Benary (Grüne), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, spricht von einer Menge guter Anregungen. „Wir müssen jetzt einen Ansatz für Neuss entwickeln“, sagt sie. Für den Jugendhilfeausschuss ist das eine zentrale Aufgabe für 2020. In der ersten Sitzung im neuen Jahr soll das Thema erneut auf den Tisch kommen – inklusive konkreten Ansätzen für Neuss.
Eine Eins-zu-eins-kopie eines Angebots, das in einer anderen Stadt schon umgesetzt wird, wird es vermutlich nicht werden. Es wird wohl eher auf ein eigenes, auf die Stadt Neuss zugeschnittenes Modell hinauslaufen. Dabei können die Jugendpolitiker auf die Ansätze und Erfahrungen zurückgreifen, die nun im Ausschuss vorgestellt wurden.
Während Vertreter aus Sankt Augustin von der Umsetzung ihres Kinder- und Jugendparlaments berichteten, schilderten Gäste aus Eschweiler, weshalb sich bei ihnen ein Jugendforum statt eines Jugendparlaments durchgesetzt habe. Der Vorteil: flexiblere Strukturen. Die Erfahrung habe gelehrt, dass dies die Einbindung von Jugendlichen erleichtere. Hervorgegangen ist das Jugendforum in Eschweiler aus einer Arbeitsgruppe „Jugendpartiziaption“, die aus den Schülervertretungen der weiterführenden Schulen bestand. Inzwischen gibt es zahlreiche Veranstaltungen, darunter zum Beispiel Dialogforen und die Reihe Food & Talk, eine Art Speed Dating, bei der sich Jugendliche mit Politikern austauschen können. Die Grundidee: Jeder kann kommen und sich beteiligen. Zudem hat das Jugenforum ein Rederecht im Jugendhilfeausschuss der Stadt Eschweiler. So haben es die Jugendlichen leichter, zum Beispiel darauf hinzuweisen, welche Angebote in ihren Stadtteilen fehlen beziehungsweise welche Probleme es vor Ort gibt.
Im Ausschuss stellten zudem Vertreter der Stadt Dormagen ihr Angebot des kommunalpolitischen Praktikums vor, der Jugendring Neuss berichtete über Erfahrungen und Vorstellungen von Partizipation in der Quirinus-stadt und das Landesjugendamt rückte Aspekte zur Weiterentwicklung von Partizipationskonzepten in den Vordergrund. Die Politik in Neuss muss sich jetzt der Aufgabe stellen, ein maßgeschneidertes Angebot zu entwickeln.
Die zentrale Frage dabei lautet, wie Jugendliche schon bei der Gestaltung dieses Angebots eingebunden werden können. Susanne Benary ist überzeugt: „Wir müssen an die Schulen gehen und Netzwerke wie zum Beispiel des Jugendrings nutzen.“Thomas Kaumanns (CDU) kann sich eine Umfrage unter Jugendliche vorstellen. „Es bringt ja nichts, nur am Schreibtisch etwas auszudenken und diejenigen, um die es geht, außen vor zu lassen.“Und Claudia Föhr (SPD) stellt klar: „Unser Ziel muss es sein, möglichst alle Kinder und Jugendlichen in Neuss zu erreichen.“