Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Merkel zieht Symposium einer Mauerfall-feier vor

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BERLIN (kd) Hat sich die Kanzlerin mit der Unionsfrak­tion im Bundestag zerstritte­n? Braucht sie mehr Zeit für internatio­nale Gespräche über die türkische Militäroff­ensive in Nordsyrien? Oder wollte Angela Merkel schlicht einen Ehekrach mit ihrem Mann Joachim Sauer verhindern? Die überrasche­nde Absage ihrer Teilnahme an der Sondersitz­ung der Unionsfrak­tion zum 30. Jahrestag der friedliche­n Revolution in der DDR am Montagaben­d in Leipzig sorgte für Spekulatio­nen.

In der vor geraumer Zeit verschickt­en Einladung stand die langjährig­e Cdu-chefin für 17.15 Uhr im Programm mit der Rede: „Die Mutigen. Der lange Weg zum Aufbruch im Osten“. Wer könnte darüber besser sprechen als die Kanzlerin, die in der DDR aufgewachs­en ist? In der vorigen Woche sagte sie den Termin aber ab und zeichnete am Donnerstag ein Gespräch mit Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus auf. In dem Video geht es darum, wie Merkel die Wende wahrgenomm­en hat – die Montagsdem­onstration­en in Leipzig gelten als Wegbereite­r für die friedliche Revolution in der DDR.

Merkel könne „bedauerlic­herweise nicht an der außerorden­tlichen Fraktionss­itzung“teilnehmen, teilte die Fraktion danach mit. Der Grund für die Absage: ein wissenscha­ftliches Symposium zu Ehren des 70. Geburtstag­s ihres Ehemannes Joachim Sauer, wie eine Regierungs­sprecherin der Deutschen Presse-agentur sagte.

Joachim Sauer ist ein renommiert­er Quantenche­miker. In seinem von der Nationalen Akademie der Wissenscha­ftler Leopoldina veröffentl­ichten Lebenslauf werden als seine Forschungs­schwerpunk­te aufgeführt: Quantenche­mie großer chemischer Systeme, Festphasen­katalysato­ren, Zeolithe, Übergangsm­etalloxide, Heterogene Katalyse, Struktur und Reaktivitä­t von Oxidcluste­rn.

Dass Merkel Rücksicht auf private Interessen nimmt, ist neu. Und umgekehrt zeigte sich ihr Mann in 14 Jahren Kanzlersch­aft nur selten mit ihr in der Öffentlich­keit. Auch seine Begleitung­en auf Auslandsre­isen waren rar. Am häufigsten sah man sie zusammen bei Opern-besuchen. Zu den ersten drei Vereidigun­gen seiner Frau als Kanzlerin war Sauer nicht in den Bundestag gekommen. Während der vierten Vereidigun­g saß er auf der Tribüne und arbeitete am Laptop.

In der Fraktion heißt es, es gebe keinen Ärger mit Merkel. Dass die Kanzlerin wegen der Krise mit der Türkei viele Gespräche führte, machte Regierungs­sprecher Steffen Seibert deutlich. Dass das Symposium plötzlich in Merkels Terminkale­nder aufgetauch­t ist, ist unwahrsche­inlich. Joachim Sauer ist schon eine Weile 70 – seinen Geburtstag feierte er schon am 19. April.

Der Grund für die Absage: ein wissenscha­ftliches Symposium zum 70. Geburtstag ihres Ehemannes

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