Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mehr als 250 Arzneimittel sind nicht lieferbar
DÜSSELDORF (cka) Lieferengpässe bei Medikamenten sind in deutschen Apotheken keine Seltenheit mehr. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte listet aktuell 259 Humanarzneimittel auf, für die Lieferengpässe gemeldet wurden. Das sind mehr als in den vergangenen Jahren, wenngleich sich viele Meldungen auf den gleichen Wirkstoff beziehen.
Auf den sogenannten Defektlisten in den Apotheken steht das Schmerzmittel Ibuprofen ganz oben. Einer beim Deutschen Apothekertag veröffentlichten Statistik zufolge war ärztlich verordnetes Ibuprofen 2018 mehr als 1,6 Millionen Mal nicht verfügbar. Doch auch bestimmte Blutdrucksenker, Säureblocker und Antidepressiva werden knapp. „Das wird von Jahr zu Jahr zu einem größeren Problem“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein.
Die Folge: Patienten müssen auf Medikamente warten oder auf andere umsteigen, und Apotheker und Ärzte investieren viel Zeit, um geeignete Alternativpräparate zu finden, „weil zum Teil ganze Substanzgruppen nicht lieferbar sind“, sagt die Düsseldorfer Apothekerin Dorothee Knell. Die Situation sei „dieses Jahr wesentlich schlimmer“.
Einer der Gründe für die Engpässe ist der wirtschaftliche Druck durch Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenversicherungen. Hersteller garantieren einen Preis, Krankenkassen sichern zu, dass ihre Versicherten das jeweilige Präparat erhalten. Die Engpässe sind laut Thomas Preis vom Apothekerverband Nordrhein auch auf die Konzentration der Herstellung weltweit zurückzuführen: „Die Krankenkassen sollten bei den Ausschreibungen von Rabattarzneimitteln mindestens drei Herstellern einen Zuschlag erteilen.“Einer dieser Hersteller sollte in Europa produzieren. „Der Markt ist so eng, dass selbst Alternativpräparate oft nicht lieferbar sind.“