Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Beschlagna­hmte Hunde suchen ein Zuhause

Im August wurden 18 verwahrlos­te Kuvasz-hunde aus einem Haus in Kaarst geholt. Nun können sie wieder vermittelt werden.

- VON STEPHAN SEEGER

OEKHOVEN Das Bild war im August noch undenkbar. Sabrina Schulze sitzt im Zwinger und kuschelt mit den beiden Kuvasz-hunden Fiona und Arani. Mit viel Geduld und Hingabe haben die Mitarbeite­r des Tierheims Oekhoven die beiden Tiere sowie die anderen verwahrlos­ten Kuvasz-hunde wieder aufgepäppe­lt. Insgesamt 18 Hunde waren im August aus einem Einfamilie­nhaus in Kaarst heraus geholt und ins Tierheim nach Oekhoven gebracht worden. Nachdem sich Nachbarn über ständigen Lärm und Gestank beschwert hatten, rückte das Kreis-veterinära­mt gemeinsam mit der Polizei und Sabrina Schulze, Leiterin des Tierheims in Oekhoven, an und rettete die Hunde aus den Fängen ihrer Besitzer. Ein Tier wurde tot in einer Tiefkühltr­uhe gefunden, zwei durften die Besitzer behalten.

Warum, weiß Schulze immer noch nicht. „Ein Rüde und eine Hündin sind da geblieben. In einem Jahr stehen wir wahrschein­lich wieder dort vor der Tür“, sagt sie. Es war ein Einsatz, den Sabrina Schulze so schnell nicht mehr vergessen wird. „Ich habe schon viel erlebt, aber in diesem Fall hatte ich Tränen in den Augen“, sagt sie. Die Tiere weisen teilweise Narben auf, bei einigen waren wegen mangelnder Pflege die Ohren entzündet. In der Anfangszei­t ließen sich die Hunde nur ungern streicheln, weil sie es einfach nicht gewohnt waren. „Mittlerwei­le können wir alle Hunde anfassen. Das haben sie sogar gerne“, sagt Schulze.

Kuvasz-hunde sind Herdenschu­tztiere und sehr eigenständ­ig und ursprüngli­ch in ihrer Lebensweis­e. Sie werden meist dazu genutzt, Schafe vor Raubtieren zu schützen, deshalb schlafen sie auch draußen, wenn es regnet – so auch im Tierheim. Seit Dienstag dürfen die Hunde vermittelt werden: Der Rhein-kreis hat die Tiere freigegebe­n, nachdem sie entwurmt, geimpft und auf Krankheite­n untersucht wurden. Die Schutzgebü­hr pro Hund beträgt 320 Euro. Potenziell­e neue Besitzer müssen über Hundeerfah­rung verfügen, bestenfall­s sogar Erfahrung mit Herdenschu­tzhunden. Und sie sollten einen großen Garten besitzen. Voraussetz­ung für die neuen Halter ist ein Sachkunden­achweis für 20/40-Hunde – quasi ein Führersche­in für große Vierbeiner. Diesen kann man beim Tierarzt machen.

13 Kuvasz-hunde sind in Oekhoven untergebra­cht, vier wurden aus Platzgründ­en nach Bettikum verlegt, einer ist auf einer Pflegestel­le. In einem Käfig kauert Nobody in einer Ecke. In Kaarst wurde er von den anderen Tieren gemobbt und hat nichts gefressen. „Dass die Besitzer ihm den Namen Nobody gegeben haben, spricht Bände“, sagt Sabrina Schulze.

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FOTOS: STANIEK (2), SEEG (3) Mit viel Geduld und Zuwendung wurde auch Fiona wieder aufgepäppe­lt. Mittlerwei­le geht es ihr ganz gut.
 ??  ?? Fiona und Arani lassen sich von Sabrina Schulze streicheln. Das wäre im August noch undenkbar gewesen.
Fiona und Arani lassen sich von Sabrina Schulze streicheln. Das wäre im August noch undenkbar gewesen.
 ??  ?? Nobody sitzt in seinem Einzelkäfi­g und kauert in einer Ecke.
Nobody sitzt in seinem Einzelkäfi­g und kauert in einer Ecke.
 ??  ?? Ausgewachs­ene Kuvasz-hunde wiegen zwischen 30 und 35 Kilogramm.
Ausgewachs­ene Kuvasz-hunde wiegen zwischen 30 und 35 Kilogramm.
 ??  ?? Insgesamt 16 Tiere sind in Oekhoven untergebra­cht.
Insgesamt 16 Tiere sind in Oekhoven untergebra­cht.

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