Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Beschlagnahmte Hunde suchen ein Zuhause
Im August wurden 18 verwahrloste Kuvasz-hunde aus einem Haus in Kaarst geholt. Nun können sie wieder vermittelt werden.
OEKHOVEN Das Bild war im August noch undenkbar. Sabrina Schulze sitzt im Zwinger und kuschelt mit den beiden Kuvasz-hunden Fiona und Arani. Mit viel Geduld und Hingabe haben die Mitarbeiter des Tierheims Oekhoven die beiden Tiere sowie die anderen verwahrlosten Kuvasz-hunde wieder aufgepäppelt. Insgesamt 18 Hunde waren im August aus einem Einfamilienhaus in Kaarst heraus geholt und ins Tierheim nach Oekhoven gebracht worden. Nachdem sich Nachbarn über ständigen Lärm und Gestank beschwert hatten, rückte das Kreis-veterinäramt gemeinsam mit der Polizei und Sabrina Schulze, Leiterin des Tierheims in Oekhoven, an und rettete die Hunde aus den Fängen ihrer Besitzer. Ein Tier wurde tot in einer Tiefkühltruhe gefunden, zwei durften die Besitzer behalten.
Warum, weiß Schulze immer noch nicht. „Ein Rüde und eine Hündin sind da geblieben. In einem Jahr stehen wir wahrscheinlich wieder dort vor der Tür“, sagt sie. Es war ein Einsatz, den Sabrina Schulze so schnell nicht mehr vergessen wird. „Ich habe schon viel erlebt, aber in diesem Fall hatte ich Tränen in den Augen“, sagt sie. Die Tiere weisen teilweise Narben auf, bei einigen waren wegen mangelnder Pflege die Ohren entzündet. In der Anfangszeit ließen sich die Hunde nur ungern streicheln, weil sie es einfach nicht gewohnt waren. „Mittlerweile können wir alle Hunde anfassen. Das haben sie sogar gerne“, sagt Schulze.
Kuvasz-hunde sind Herdenschutztiere und sehr eigenständig und ursprünglich in ihrer Lebensweise. Sie werden meist dazu genutzt, Schafe vor Raubtieren zu schützen, deshalb schlafen sie auch draußen, wenn es regnet – so auch im Tierheim. Seit Dienstag dürfen die Hunde vermittelt werden: Der Rhein-kreis hat die Tiere freigegeben, nachdem sie entwurmt, geimpft und auf Krankheiten untersucht wurden. Die Schutzgebühr pro Hund beträgt 320 Euro. Potenzielle neue Besitzer müssen über Hundeerfahrung verfügen, bestenfalls sogar Erfahrung mit Herdenschutzhunden. Und sie sollten einen großen Garten besitzen. Voraussetzung für die neuen Halter ist ein Sachkundenachweis für 20/40-Hunde – quasi ein Führerschein für große Vierbeiner. Diesen kann man beim Tierarzt machen.
13 Kuvasz-hunde sind in Oekhoven untergebracht, vier wurden aus Platzgründen nach Bettikum verlegt, einer ist auf einer Pflegestelle. In einem Käfig kauert Nobody in einer Ecke. In Kaarst wurde er von den anderen Tieren gemobbt und hat nichts gefressen. „Dass die Besitzer ihm den Namen Nobody gegeben haben, spricht Bände“, sagt Sabrina Schulze.