Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Konjunktur verliert deutlich an Kraft
Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Köln zeigen, dass sich die Lage der Unternehmen im Bezirk verschlechtert hat. Deutlich sind dabei die Unterschiede zwischen Industrie und Dienstleistungsbranche.
KÖLN Die Wirtschaftskonjunktur im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln hat nach vielen Jahren des Aufschwungs deutlich an Kraft verloren; die Lage der Unternehmen hat sich in den vergangenen Monaten weiter eingetrübt. Das zeigen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK Köln für den Herbst 2019, an der 627 Unternehmen teilgenommen haben.
So ist der Konjunkturklimaiindikator von 116,1 auf 99 Punkte gesunken. Das ist der niedrigste Wert
„Angesichts dieser Entwicklung sind Entlastungen für Unternehmen sehr wichtig“Ulf Reichardt Hauptgeschäftsführer der IHK Köln
seit zehn Jahren. Immerhin bezeichnen 85 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage weiterhin als gut oder befriedigend. Die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate sind jedoch deutlich gesunken. „Angesichts dieser Entwicklung sind Entlastungen insbesondere für mittelständische Unternehmen sehr wichtig“, sagt Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. „Das neue Bürokratie-entlastungsgesetz ist ein guter erster Schritt. Es braucht aber weitere Erleichterungen bei Bürokratie und Steuern, um dem Abschwung entgegenzuwirken.“
Problematisch sei, dass derzeit in vielen Bereichen eher neue Belastungen auf die Unternehmen zukämen, etwa bei der Grundsteuer. „Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels und der Digitalisierung bietet für viele Unternehmen Chancen, ist aber auch eine große Herausforderung. Gleichzeitig ist wegen der Handelskonflikte die globale Wirtschaftsentwicklung ins Stocken geraten“, sagt Reichardt. „In diesem Umfeld sollten Zusatzbelastungen dringend vermieden werden.“
Die Abkühlung der globalen Konjunktur beeinträchtigt vor allem das Geschäft von exportorientierten Industrieunternehmen. Rund zwei Fünftel rechnen mit einer Verschlechterung des Auslandsgeschäfts. Mittlerweile meldet rund ein Viertel der Industriebetriebe im Ihk-bezirk eine schlechte Geschäftslage, in der vorherigen Umfrage nur jeder zehnte. Der Auftragseingang ist weiter zurückgegangen. Branchenübergreifend berichten dagegen nur 15 Prozent der Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage. Ein weiteres Viertel der Industriebetriebe bewertet die Lage als gut, rund die Hälfe als zufriedenstellend.
Demgegenüber ist die Situation für viele Unternehmen in den Dienstleistungsbranchen besser. Sie profitieren von der anhaltend starken Inlandsnachfrage. Im Einzelhandel etwa hat sich die Lage verbessert, auch wenn der Ausblick auf die kommenden Monate zurückhaltender ist. Am besten ist die Stimmung derzeit in der Immobilienund Versicherungswirtschaft sowie dem Baugewerbe.
Die Bereitschaft der Unternehmen zu Investitionen ist insgesamt zurückgegangen. Knapp 27 Prozent wollen mehr investieren (Frühjahr: 32,2 Prozent), rund 23 Prozent dagegen ihre Budgets kürzen (Frühjahr: 17 Prozent). Unternehmen in einigen Industriebranchen, das Baugewerbe, der Einzelhandel und die Informationswirtschaft planen aber, mehr auszugeben. Die Bereitschaft der Unternehmen zu Einstellungen hat abermals leicht abgenommen. Knapp 21 Prozent wollen mehr Mitarbeiter einstellen, rund 19 Prozent Stellen abbauen. Die große Mehrheit (60,2 Prozent) will die Beschäftigtenzahl halten.
Die Unternehmen in Köln schildern insgesamt eine weiter eingetrübte Lage. Der Lageindikator ist von 35 auf 19 Punkte gesunken. Rund ein Drittel der Unternehmen meldet eine gute Lage (Frühjahr: 43,3 Prozent) und 13,3 Prozent eine schlechte Lage (Frühjahr: 8,3 Prozent). Im Hinblick auf die kommenden zwölf Monate sind auch die Erwartungen der Unternehmen weniger zuversichtlich. Den Fachkräftemangel, einen Rückgang der Inlandsnachfrage und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen nennen die Kölner Unternehmen als Hauptrisiken.