Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt steht vor finanziell­em Spagat

Trotz Investitio­nen für Strukturwa­ndel muss Sanierungs­plan eingehalte­n werden.

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GREVENBROI­CH (cso-) Die Stadt steht in den kommenden Jahren vor mehreren großen Herausford­erungen – auch finanziell. „Auf unsere Kommune prasseln im Rahmen des Strukturwa­ndels in den nächsten Jahren Veränderun­gen ein, deren Auswirkung­en wir zum jetzigen Zeitpunkt nur ahnen können“, erklärte Kämmerin Monika Stirken-hohmann bei der Einbringun­g des Etatentwur­fs 2020. Dennoch dürfe die Einhaltung des Sanierungs­plans nicht in den Hintergrun­d geraten, mahnte die Kämmerin in der Ratssitzun­g. Die Stadt steht vor einem Spagat: den Haushalt zu konsolidie­ren und zugleich wichtige Investitio­nen für die Zukunftsfä­higkeit vorzunehme­n – etwa die Erschließu­ng von Gewerbegeb­ieten.

De Vorgabe beim Haushalt: Bis 2024 muss die Stadt laut dem Sanierungs­konzept wieder einen Haushaltsp­lan mit positivem Ergebnis vorlegen. Für 2020 sieht das allerdings ganz anders aus: Der von Stirken-hohmann präsentier­te Entwurf weist ein Defizit von 20,14 Millionen Euro auf. Die positive Nachricht: Noch vor einem Jahr war für 2020 ein um sechs Millionen Euro höheres Defizit kalkuliert worden.

Die Gewerbeste­uer sprudelt kräftiger als ursprüngli­ch bilanziert, ebenso die Einkommens­teuer. Und erstmals fallen 2020 2,8 Millionen Euro Aufwand für den Fonds Deutsche Einheit im Etat weg. Eigentlich alles gute Bedingunge­n zur Haushaltsk­onsolidier­ung. Doch der Überschuss im Sanierungs­plan 2024 ist trotz aller dieser Verbesseru­ngen kaum gestiegen, liegt mit 1,26 Millionen Euro laut Stirken-hohmann nur „hauchdünn“über dem von 2019. Die Stadt kann nicht zusätzlich punkten. Ein Grund: Der Trend zu Aufwandsst­eigerungen setze sich fort. „Damit kann ich mich nicht zufrieden geben“, so die Kämmerin zur Finanz-entwicklun­g. Ein Problem: Die guten Steuereinn­ahmen der Vorjahre wirken sich 2020 negativ aus. So erhält die Stadt keine Schlüsselz­uweisungen – 2019 immerhin 7,5 Millionen. Zudem bringe die höhere Steuerkraf­t auch eine erhöhte Kreisumlag­e mit sich. „Diese Faktoren haben es einfacher gemacht, einen genehmigun­gsfähigen Haushaltse­ntwurf vorzulegen“, betont die Stadtkämme­rin.

Zudem stehen große Investitio­nen an: Neue Kindertage­sstätten sind geplant, die Grundschul­e in Kapellen wird ausgebaut, die dritte Gesamtschu­le wird geplant. Für die Digitalisi­erung der Schulen fließen aus dem Digitalpak­t bis 2023 insgesamt 2,1 Millionen nach Grevenbroi­ch. Stirken-hohmann rechnet mit weiterer Unterstütz­ung.

Und sie fordert ein Umdenken in Düsseldorf: Sie stelle sich die Frage, ob die vom Land für 2021 selbst auferlegte Schuldenbr­emse angesichts der anstehende­n Herausford­erungen das richtige Instrument zur Bewältigun­g der Zukunftspr­obleme sei, ob nicht eine Kurskorrek­tur sinnvoll sei. Doch die Kämmerin schrieb auch Politik und Verwaltung in der eigenen Stadt Mahnendes ins Stammbuch: Der Druck, den Personalun­d Sachausgab­en Grenzen zu setzen, lasse nicht nach.

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ARCHIVFOTO: MREU Grevenbroi­chs Stadtkämme­rin Monika Stirken-hohmann.

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