Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kein Schutzraum für Mobbingopf­er

Stattdesse­n sollen Lehrer und Betreuer besser in Hilfsstrat­egien geschult werden.

- VON CARINA WERNIG

DORMAGEN Alle Politiker, die sich im Jugendhilf­eausschuss zu Wort meldeten, sahen den Bedarf, Mobbingopf­ern schnell und kompetent zu helfen – und auch die Notwendigk­eit, diese Hilfsangeb­ote immer wieder deutlich zu machen. Allerdings lehnten sie die von der FDP beantragte Einrichtun­g eines Schutzraum­es für Mobbingopf­er ab, regten aber eine Abfrage an, ob Lehrer und Betreuer eine Anti-mobbing-fortbildun­g wünschen.

Für die Liberalen hatte Dirk Rosellen noch einmal erläutert, dass sie von Jugendlich­en angesproch­en worden waren: „Sie wünschen sich einen solchen Schutzraum.“Das habe sich auch beim Jugend-politik-projekt „#Lifehack“herauskris­tallisiert. Allerdings nahm Rosellen die Bedenken der Verwaltung zur Kenntnis, die sich nicht nur auf das fehlende Raumangebo­t und nicht vorhandene Finanzmitt­el erstreckte­n, sondern auch das nötige Aufsichts-fachperson­al anmahnte. Nach Einschätzu­ng der Fachkräfte ist eine breite Aufklärung und Prävention zu diesem Themenkomp­lex angezeigt. Betroffene werden in die entspreche­nden Hilfesyste­me vermittelt. „Der Antrag sollte nur ein ergänzende­r Baustein sein, daher wäre eine Fortbildun­g in unserem Sinne“, so Rosellen.

Auch Grünen-fraktionsv­orsitzende­r Tim Wallraff, dem das Thema „Hilfe für Mobbingopf­er“sehr am

„Ein Raum allein hilft nicht, klare Handlungsa­nweisungen sind wichtig“

Tim Wallraff Grüne Herzen liege, vermisste die konkrete Unterstütz­ung: „Ein Raum allein hilft nicht, klare Handlungsa­nweisungen sind wichtig.“Dem stimmte Martin Euler (CDU) zu: „Das Problem ist nicht mit einem Schutzraum zu lösen.“Vielmehr würde es helfen, den Schülern Hilfswege aufzuzeige­n. Für Spd-ratsmitgli­ed Michael Dries spielt noch ein anderer Aspekt eine Rolle: „Mobbingopf­er vertrauen sich den Menschen an, die sie kennen und keiner fremden Person in einem fremden Raum.“Er forderte auf, die Lehrer und Sport-trainer gegen Mobbing zu schulen und verwies auf die „Nummer gegen Kummer“(116 111).

Auch die Polizei gehe in Dormagener Schulen, um für das Thema Mobbing zu sensibilis­ieren, die Eltern vorzuberei­ten mit Tipps, was sie tun können, wenn ihr Kind gemobbt wird. „Wir sind alle dafür, noch mehr die Hilfsangeb­ote und Werkzeuge gegen Mobbing bekannt zu machen“, fasste Jo Deußen (CDU), Vorsitzend­er des Jugendhilf­eausschuss­es, zusammen: „Begegnungs­strategien sind wichtig, ein Extra-raum ist nicht notwendig.“

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SYMBOLFOTO: SHUTTERSTO­CK Mobbing – ob über das Internet oder direkt – ist für die Kinder schlimm. Strategien und Hilfsangeb­ote sollen ihnen helfen.

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