Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Verbraucher in der Kundenfalle
Mit welchen Tricks verführen Geschäfte die Menschen zum Kauf? „Zdfzeit“zeigt es.
DÜSSELDORF (ry) Um Kunden in ihren Laden zu locken, setzen die Unternehmen immer wieder auf die unterschiedlichsten Rabattaktionen. Ob nun Sommer- oder Winterschlussverkauf, zwei Produkte zum Preis von einem, sensationelle Schnäppchen bei der Neueröffnung einer Filiale oder einfach nur Waren, die reduziert sind – die Händler lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen. Täglich lassen sich die Konsumenten durch solche Tricks zum Kaufen verführen und geben dabei oft mehr aus als nötig. Warum, das zeigt „Zdfzeit“in einer neuen Ausgabe mit originellen Alltags-experimenten und verblüffenden Fakten aus der Forschung.
Neben den genannten Preis- und Rabatt-fallen greifen die Läden auch auf Methoden wie die künstliche Verknappung von Waren oder eine geschickte Verführung durch Musik- und Dufterlebnisse zurück. Mit solchen Maschen kurbelt der Handel seinen Umsatz an. Wie aber kann man sich als Verbraucher vor solchen Verkaufstricks schützen?
Die „Zdfzeit“-dokumentation geht der alltäglichen Verführung auf den Grund: Mit versteckter Kamera werden die Tricks der Branche aufgedeckt und ahnungslose Kunden auf die Probe gestellt. Wo liegen die psychologischen Schwachpunkte? Warum haben es Supermärkte, Boutiquen oder Online-händler oft so leicht, einen zum Kaufen zu animieren? Dazu haben Hirnforscher ebenso interessante Antworten parat wie Soziologen. Immerhin kommt heute kein Produkt und keine Werbekampagne mehr ohne wissenschaftliche Beratung auf den Markt.
Eine Kaufentscheidung dauert oft nur wenige Sekunden. Weil man aber keine falschen Entscheidungen treffen will, nimmt man dankbar alles an, was einem das Einkaufen erleichtert – wie Gütesiegel und Experten, die für die Qualität der Produkte werben. „Zdfzeit“macht den Test: Greifen Kunden im Friseursalon tatsächlich beherzter zu, wenn vermeintliche Experten zum Haar-wundermittel raten?
Je wohler man sich in einem Laden fühlt, desto lockerer sitzt das Portemonnaie. Wissenschaftler sind überzeugt, dass man nicht nur für ein Produkt bezahlt, sondern auch für das Kauferlebnis als solches. Das weiß der Handel genau und versucht, den Kunden das Shoppen so angenehm wie möglich zu machen – etwa durch den Einsatz von Musik oder Düften. Zudem tüfteln Sound-designer am Klang von Produkten und Verpackungen – schon das beeinflusst die Kunden, wenn auch eher unbewusst. „Zdfzeit“macht die Probe aufs Exempel: In einer Vinothek soll der Absatz von französischen Weinen forciert werden – mit der passenden Musik und leckeren Häppchen. Funktioniert das wirklich?
Außerdem zeigt die Doku, was passiert, wenn ein ganz alltägliches Produkt wie Honig plötzlich nur noch in kleinen Mengen zu haben ist. Wie reagieren Kunden auf einem Wochenmarkt, wenn das Angebot limitiert wird? Das Experiment bringt überraschende Ergebnisse zutage.
Wissenschaftler sind sich einig: Die Kunden treffen ihre Entscheidungen oft wenig rational. Sind sie also leichte Beute für Handel und Industrie? „Zdfzeit“verrät, worauf jeder Verbraucher achten kann, um nicht in Einkaufsfallen zu tappen, und gibt die passenden Tipps gegen die ausgeklügelten Tricks.
Zwar fokussiert sich die Doku in erster Linie auf die Preistricks von Geschäften, allerdings sind auch im Onlinehandel Sonderangebote weit verbreitet. Dieser ist nicht nur für die Kunden wesentlich bequemer, auch ihre Beeinflussung durch die Verkäufer ist noch leichter als im Supermarkt. Dies ist eine Entwicklung, die Verbraucherschützer kritisch sehen. Georg Tryba, Online-experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-westfalen, gab der „Welt am Sonntag“im Juli ein vielzitiertes Interview. Darin nannte er die Mittel des sogenannten „Prime Day“, einer Rabattaktion von Amazon mit hohem Zeitdruck, „verkaufspsychologische Folterinstrumente“. Zdfzeit, 20.15 Uhr, ZDF