Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kalenderblatt 15. Oktober 1963
Konrad Adenauer tritt zurück
14 Jahre als deutscher Bundeskanzler: Als Konrad Adenauer am 15. Oktober 1963 vom deutschen Bundestag verabschiedet wurde, ging eine Ära zu Ende. Adenauer war der erste Regierungschef der jungen Bundesrepublik gewesen. Er hatte die Westanbindung vorangetrieben, die Aussöhnung mit Frankreich begonnen, die ersten Schritte in Richtung einer europäischen Zusammenarbeit getan. 1955 reiste er nach Moskau. Nach zähen Verhandlungen meldeten die Zeitungen: Adenauer holt die letzten 10.000 Kriegsgefangenen nach Hause. Damit eroberte der Kölner endgültig die Herzen seiner Wähler. 1957 erreichte die CDU/CSU bei den Bundestagswahlen die absolute Mehrheit. Während Adenauer seinen Fokus auf die Außenpolitik legte, sorgte Wirtschaftsminister Ludwig Erhard für den Aufschwung. Obwohl die beiden sich angeblich von Anfang an nicht leiden konnten, arbeiteten sie über Jahre gut zusammen. Doch einen geeigneten Nachfolger sah Adenauer in Erhard nie: Bis zuletzt versuchte er, seinen Einzug ins Bundeskanzleramt zu verhindern. 1962 erschütterte die Spiegel-affäre um Verteidigungsminister Franz-josef Strauß den Staat. Fünf Fdp-minister traten aus der Regierung aus, auch Strauß stellte sein Amt zur Verfügung. Zum Ende des Jahres gab Adenauer bekannt, dass auch er im Herbst des folgenden Jahres zurücktreten würde. Als er es schließlich tat, wurde sein Nachfolger Ludwig Erhard.