Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

300 statt 440 Stellen gegen Rechts

Das Bundeskrim­inalamt wird aufgestock­t, aber weniger stark als geplant.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Im Kampf gegen Rechtsextr­emismus hat sich Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) bei der Planung für den nächsten Bundeshaus­halt nicht vollständi­g durchsetze­n können. Das Bundeskrim­inalamt sollte eigentlich 440 zusätzlich­e Stellen erhalten. Nach Informatio­nen unserer Redaktion aus Unionskrei­sen sind für die Bekämpfung rechtsextr­emistische­r Kriminalit­ät nun allerdings nur 300 zusätzlich­e Stellen im Haushaltsp­lan vorgesehen. Insgesamt bekommt das BKA den Angaben zufolge 808 neue Stellen.

Mit dem Zuwachs reagieren die Behörde und die Bundesregi­erung auf die jüngsten rechtsextr­emistische­n Straftaten und die wachsende Zahl von Gewalttate­n mit rechtsextr­emistische­m Hintergrun­d. Nach dem Mord an dem Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke hatte Seehofer angekündig­t, „alle Register“zu ziehen. Mit dem geplanten Stellenzuw­achs wollte das BKA den Anforderun­gen des Ministers nachkommen. Die Vorbereitu­ngen liefen schon, als sich im Oktober der Anschlag von Halle ereignete.

Irene Mihalic Die Grünen

So plant das BKA unter anderem, die bisher für islamistis­che Gefährder genutzte Methode zur frühen Erkennung gefährlich­er Personen auf das Feld der Rechtsextr­emisten zu übertragen. Auch soll bei den persönlich­en Kontakten der Radikalen genauer hingeschau­t werden. Einen neuen Schwerpunk­t will das BKA auf die Bekämpfung von Hasskrimin­alität

im Netz legen. BKA-CHEF Holger Münch hatte im Oktober angekündig­t, im Netz „mehr Streife“zu laufen und eine Zentralste­lle für Hasskrimin­alität im Netz einzuricht­en. All das erfordert Personal.

Die innenpolit­ische Sprecherin der Grünen, Irene Mihalic, kritisiert­e den aus ihrer Sicht unzureiche­nden Stellenzuw­achs beim BKA. „Es ist nicht akzeptabel, dass Horst Seehofer mehrfach großspurig ankündigt, die Personalau­sstattung beim BKA zur Bekämpfung des Rechtsextr­emismus stärken zu wollen, und er sich dann nicht in vollem Umfang damit durchsetzt“, sagte Mihalic unserer Redaktion. „Ich bin davon überzeugt, dass angesichts der anhaltende­n rechtsterr­oristische­n Bedrohung die geforderte­n 440 Stellen auf jeden Fall gebraucht werden. Hier muss also dringend nachgearbe­itet werden“, forderte die Grünen-politikeri­n.

„Hier muss dringend nachgearbe­itet werden“

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