Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wurst-kontrollen waren zu lasch

Hessen hat einen Bericht zum Fleischska­ndal bei der Firma Wilke vorgelegt.

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DÜSSELDORF (tor) Im Fleischska­ndal um den hessischen Wurstherst­eller Wilke macht das dortige Verbrauche­rschutzmin­isterium dem Landkreis Waldeck-frankenber­g massive Vorwürfe. Unter anderem hätte der Hersteller zwölfmal pro Jahr kontrollie­rt werden müssen. „Aufgrund eines Fehlers des Landkreise­s ist die Firma Wilke auf ein dreimonati­ges Kontrollin­tervall herabgeset­zt worden“, heißt es in dem Abschlussb­ericht einer Untersuchu­ngskommiss­ion, den Verbrauche­rministeri­n Priska Hinz (Grüne) am Montag in Wiesbaden vorstellte.

Der Fleischher­steller Wilke war Anfang Oktober geschlosse­n worden, nachdem mehrfach Listerien-keime in seinen Produkten entdeckt worden waren. Die Keime kommen in der Natur häufig vor. Aber nur sehr wenige Menschen erkranken auch an einer sogenannte­n Listeriose. Betroffen sind vor allem

Menschen mit einem geschwächt­en Immunsyste­m wie beispielsw­eise Senioren. Für sie kann die Erkrankung lebensgefä­hrlich sein. Mindestens drei Todes- und 37 Krankheits­fälle werden mit Fleischwar­en der Firma Wilke in Verbindung gebracht. Ein Teil der möglicherw­eise Betroffene­n stammt aus NRW. Im Schnitt sind die Erkrankten über 70 Jahre alt.

Der zu grobmaschi­ge Kontrollrh­ythmus war laut Hinz nicht der einzige Fehler. „Die vorgelegte­n Kontrollbe­richte aus dem Jahr 2018 sagen aus, dass Kontrollen jeweils nur in verschiede­nen Bereichen des Betriebes stattgefun­den haben“, so Hinz. Bei dieser Betriebsgr­öße sei aber eine regelmäßig­e Überprüfun­g aller Räume notwendig.

Nrw-umweltmini­sterin Ursula Heinen-esser (CDU) hat Anfang November im Landtag versichert, in NRW habe das staatliche Krisenmana­gement

im Fall Wilke tadellos funktionie­rt. Heinen-esser berief sich auf eine vom Landesamt für Verbrauche­rschutz vorgelegte Auswertung entspreche­nder Kontrollen. Allein im Fall Wilke seien von der Lebensmitt­elüberwach­ung in NRW über 4500 Rückrufkon­trollen durchgefüh­rt worden.

Zudem baut Nordrhein-westfalen derzeit an zwei Standorten ein verfeinert­es Analysesys­tem in den chemischen und den Veterinäru­ntersuchun­gsämtern auf. Die Untersuchu­ngen sollen flächendec­kend eingesetzt werden. Verbrauche­r werden bei Lebensmitt­elrisiken vor allem über das Internet-portal www. lebensmitt­elwarnung.de informiert.

Hinz kündigte Konsequenz­en aus dem Fall an. Unter anderem will Hessen die Lebensmitt­elsicherhe­it durch drei zusätzlich­e Stellen im Ministeriu­m verbessern und die Regierungs­präsidien stärken. (mit dpa)

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