Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Staatswirt­schaft bei E-mobilität

KOLUMNE DER ÖKONOM Mit hohen Prämien will Berlin die Autoindust­rie auf den Elektroant­rieb umstellen – eine teure und riskante Strategie.

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ber Jahrzehnte ist die Bundesrepu­blik mit dem System der sozialen Marktwirts­chaft gut gefahren. Es machte Deutschlan­d nach den Verheerung­en der Nazi-diktatur und des Krieges zu einem der wohlhabend­sten Länder der Erde. Der Grundsatz ist einfach: Die vielen wirtschaft­lichen Akteure bestimmen mit ihren dezentrale­n Entscheidu­ngen darüber, was Unternehme­n herstellen und Verbrauche­r konsumiere­n. Der Staat setzt die Rahmenbedi­ngungen und sorgt für einen sozialen Ausgleich.

Die Sorge um die Erderwärmu­ng macht nun den Staat zum zentralen wirtschaft­lichen Akteur, der die Richtung der ökonomisch­en Entwicklun­g steuern will. So will er mit massiven Anreizen Deutschlan­ds wichtigste Branche, die Autoindust­rie, fit für den Umbau auf Elektroant­riebe machen. Der in einer sozialen Marktwirts­chaft richtige Weg zu einer Co2-freien Wirtschaft wäre, das schädliche Klimagas durch Steuern oder Emissionsz­ertifikate so teuer zu machen, dass die privaten Akteure von sich aus nach Alternativ­en suchen. Anders die Bundesregi­erung. Als trotz des Zuschusses von 4000 Euro statt der geplanten Million an neuen E-autos noch nicht einmal 100.000 gekauft wurden, hat Berlin mal eben eine Anhebung der Prämie um 50 Prozent beschlosse­n.

Doch es steht nicht zu erwarten, dass die neue Subvention­swelle den Durchbruch schafft. Diskutiert werden zudem Ausnahmen für Start-ups wie die Aachener Elektroaut­o-firma E.go, die den Eigenantei­l der Autoindust­rie nicht aufbringen kann. Auch der Aufbau der Ladesäulen ist nicht geklärt. Er soll ebenfalls staatlich finanziert werden. Für den Steuerzahl­er und die Autoindust­rie wären jedenfalls klare Rahmenbedi­ngungen besser gewesen als die teuren und unrealisti­schen Ziele der Bundesregi­erung.

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