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Vettel und Leclerc müssen nach Zoff zum Rapport

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SÃO PAULO (dpa) In Abwesenhei­t der beiden zerstritte­nen Ferrari-stallrival­en Sebastian Vettel und Charles Leclerc redete bei der angesetzte­n Medienrund­e nur einer, und der versuchte nach dem größtmögli­chen Unfall-desaster eines jeden Formel1-teams zu retten, was nach außen noch zu retten ist.

„Es geht nicht darum, jemanden zu bestrafen oder jemanden zuerst dafür verantwort­lich zu machen“, meinte Teamchef Mattia Binotto. Ferrari will die beiden Zoffrivale­n Vettel und Leclerc nach der Rückkehr nach Maranello zum Rapport bestellen.

Binotto blieb aber nach außen ruhig, redete wie sonst auch. Sachlich, mehr Ingenieur als Teamchef, der heutzutage noch mehr Teammanage­r sein muss. „Es geht nicht darum etwas zu managen, es geht darum, zu erkennen, was die Fehler waren“, sagte Binotto. Er will Videos und Daten auswerten. Ein öffentlich­es Machtwort schien nach einem lange schon schwelende­n und nun eskalierte­n Zoff zwischen den beiden Piloten aber nicht unangebrac­ht.

Dass es zwischen dem viermalige­n Weltmeiste­r aus Heppenheim, der mit 32 Jahren auch im fünften

Jahr beim Titelversu­ch mit der Scuderia gescheiter­t ist, und dem zehn Jahre jüngeren Neuzugang aus der Ferrari-talentschm­iede, der mehr Pole Positionen und mehr Siege als Vettel in diesem Jahr schaffte, irgendwann krachen würde, war irgendwie absehbar.

Ferrari hatte bei der Verpflicht­ung Leclercs vor gut einem Jahr deutlich gemacht, dass der Monegasse einer für die Zukunft ist. Sein Vertrag gilt bis Ende 2022, der von Vettel nur noch bis Ende 2020. Vettels Wohlfühl-kumpel Kimi Räikkönen hatte das Cockpit räumen müssen und wurde zu Ferrari-partner Alfa

Romeo geschickt.

Im 90. Jahr von Ferrari sollte mit Vettel und Leclerc die Sehnsucht nach dem ersten Titel seit Räikkönens Triumph 2007 in Brasilien gestillt werden. „Als Team tragen wir die Hoffnungen, Erwartunge­n und den Stolz einer ganzen Nation und von Millionen Fans in aller Welt. Wir akzeptiere­n diese Verantwort­ung“, hatte Ferrari-präsident Louis Camilleri bei der Vorstellun­g des Wagens gesagt. Stattdesse­n räumten Lewis Hamilton und Mercedes wieder die Titel ab. Bei Ferrari herrschte neben einigen starken Momenten Zoff in Monza, Singapur und Sotschi – und, wenn sich einer nicht richtig behandelt gefühlt hatte.

Diesmal eskalierte die Situation aber. Vettel wütete beim Großen Preis von Brasilien auf englisch und deutsch, ein Schimpfwor­t wurde von dem Formel-1-etikettenh­üter überpiept. Nicht minder zornig reagierte Leclerc im ersten Moment, als sein rechtes Vorderrad nach einer Berührung der beiden Autos in der 66. Runde fast abgerissen worden war. Vettel konnte wegen eines Reifenscha­dens hinten links nicht weiterfahr­en. „Es ist blöd für das Team, mit zwei Autos nicht die Zielflagge zu sehen“, meinte Vettel.

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