Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
War Sirenenalarm eine Hacker-attacke?
Nach dem Sirenenalarm am Sonntagabend herrscht Rätselraten über die Ursache. Die Analyse läuft. Die Sirenen bleiben vorerst abgeschaltet. Möglich scheint neben einem technischen Defekt auch ein Hacker-angriff. Ursachenforschung hat begonnen
NEUSS Die Ursachenforschung, weshalb am Sonntagabend gleich mehrere der seit Kurzem installierten Sirenen im Stadtgebiet laute Warnsignale von sich gaben, dauert bis voraussichtlich Mittwoch an. Das erklärt Nicole Bungert, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Neuss, auf Anfrage unserer Redaktion. „Die Herstellerfirma liest nun die Daten der bislang insgesamt vier Sirenen im Stadtgebiet aus“, sagt Bungert. Am Morgen nach dem Vorfall erklärte sie zunächst, es sei „unklar, ob überhaupt eine Sirene ausgelöst hat“. Am Nachmittag sprach die Stadt dann selbst von einer Fehlauslösung. Das Warnsignal war für zahlreiche Bürger am Sonntagabend deutlich hörbar.
Viele Neusser hatten durch das Signal alarmiert die Kreisleitstelle angerufen, um zu erfahren, was los sei. Die Kreisleitstelle ist für die Warnungen zuständig. Über die Warnapp Nina wurde Entwarnung gegeben und auf „Fehlauslösungen des Sirenennetzwerkes“verwiesen. „Die Sirenen haben ohne Zutun angefangen zu heulen“, erklärte ein Feuerwehrsprecher noch in der Nacht zu Montag. Und genau das wirft Fragen auf – und Sorgen.
Hans-joachim Klein, Leiter des Kreisordnungsamtes, nimmt zwei Szenarien in den Blick. „Da ist zum einen die Möglichkeit eines technischen Kurzschlusses“, sagt er. Klein macht keinen Hehl daraus, dass ihn dies trotz allen Ärgers dann doch eher beruhigen würde. Anders ist es mit Szenario zwei. „Wenn die Sirenen durch Unbekannte aktiviert würden, hätten wir ein echtes Problem.“Das wäre dann mit einer Art Hacker-angriff vergleichbar.
Denn um für ein Warnsignal via Sirene zu sorgen, aktiviert die Leitstelle diese laut Klein mit einem Funksignal. Das erfolge auf einer eigens dafür vorgesehenen Frequenz. Diese sei für diesen Zweck ausgelegt, verschlüsselt und für unbekannte
Dritte eigentlich nicht zugänglich. „Diese Frequenz findet man normalerweise nirgendwo“, erklärt Klein. Allerdings seien die Sirenen – noch ist unklar, wie viele der vier tatsächlich auslösten – „definitiv nicht“von der Leitstelle aktiviert worden. „Es wurden keine entsprechenden Signale ausgesendet“, sagt Hans-joachim Klein. Weshalb der Alarm ausgelöst wurde, müsse daher dringend geklärt werden.
Die Sirenen erklangen erstmals um 20.42 Uhr, sie ließen einen jeweils eine Minute andauernden anund abschwellenden Ton ertönen. Danach gab es eine Pause, dann erklang der Ton erneut. Nach einer knappen Stunde waren die Sirenen ausgeschaltet. „Dies hat die Feuerwehr
Sirenennetz Insgesamt gibt es bislang vier Sirenen im Stadtgebiet. Das Netz soll bis 2021 auf 39 Standorte ausgebaut werden. Alarm Am Sonntagabend löste der Alarm gegen 20.42 Uhr aus noch unbekannter Ursache aus. Wie viele Sirenen beteiligt waren, muss noch geklärt werden. Dazu werden nun die Daten der Geräte ausgelesen.
zusammen mit der Herstellerfirma gemacht“, erklärt Klein. Noch in der Nacht wurde eine erste technische Begutachtung vorgenommen. Eine Gefahr für die Bevölkerung gab es zu keinem Zeitpunkt. Von Seiten der Herstellerfirma gibt es keine Auskunft zum Vorfall oder zur weiteren Analyse. Dort wird bei allen Fragen ausdrücklich auf die Stadt verwiesen.
Im Rathaus hofft man, dass die Ursache rasch geklärt wird. Bislang gibt es vier Sirenen in Neuss: auf dem Hochhaus am Meererhof, der Volksbank (Zollstraße), dem Crowne-plaza-hotel (Rheinallee) und dem Quirinus-gymnasium (Sternstraße). Bis 2021 soll das Netz auf 39 Standorte ausgebaut werden. Dafür sind rund 800.000 Euro eingeplant, 121.000 davon kommen als Zuschuss vom Land.
Nach dem Mauerfall 1989 und dem Ende des Kalten Krieges waren die Sirenen, die bis dahin vom Bund in Schuss gehalten wurden, in Neuss wie in anderen Kommunen auch nicht in eigener Regie übernommen worden. Daraufhin verschwanden sie von den Dächern. Nach jahrelangen Diskussionen wurde 2015 im Zuge der Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans der Wiederaufbau eines Sirenennetzes auf den Weg gebracht.
„Wenn die Sirenen durch Unbekannte aktiviert wurden, haben wir ein echtes Problem“Hans-joachim Klein Leiter des Kreisordnungsamtes