Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Parkgebühr­en sollen deutlich steigen

Autofahrer sollen in der Innenstadt erheblich mehr zahlen – und auch nachts ein Ticket am Automaten ziehen müssen. Das soll auch der Verkehrswe­nde dienen. Außerdem könnten Park-and-ride-plätze bald Geld kosten.

- VON JÖRG JANSSEN UND ARNE LIEB

In der Düsseldorf­er Verkehrspo­litik geht es im letzten Jahr vor der Wahl Schlag auf Schlag: Nun bringt die von Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) geführte Stadtverwa­ltung auch den Vorschlag ein, die Parkgebühr­en in der Innenstadt kräftig zu erhöhen. Doch dafür ist keine Mehrheit im Rat abzusehen – es deutet sich die nächste Grundsatzd­ebatte über den richtigen Weg zur Verkehrswe­nde an. Derweil sollte die Umweltspur am Montag erstmals seit August ein Thema in einem Ausschuss sein. Doch der wurde für nicht zuständig erklärt. Die wichtigste­n Antworten:

Was plant die Stadt fürs Parken? Die Gebühren sollen in der Innenstadt deutlich steigen, in Außenbezir­ken hingegen sinken. In der direkten Innenstadt (Zone 1) sollen vier Euro statt 2,90 Euro pro Stunde fällig werden, in der erweiterte­n Innenstadt (Zone 2) sind drei Euro statt 2,10 Euro vorgesehen. Im Rest der Stadt (Zone 3) soll nur noch ein statt 1,50 Euro pro Stunde veranschla­gt werden. Neu ist, dass das Parken auch in der Nacht in den Zonen 1 und 2 kostenpfli­chtig wird. Vorgesehen ist eine Pauschale von fünf Euro. Der Parkschein per Handy soll zusätzlich 40 Cent kosten.

Wie lautet die Begründung? Die Anhebung dient der Vorlage zufolge der Vereinfach­ung der Abrechnung, weil sich glatte Beträge pro Stunde ergeben. Allerdings sei es auch ein Ziel, den Autoverkeh­r zu verringern. Die Parkgebühr­en gelten demnach als „zusätzlich­er Anreiz, auf andere Verkehrsmi­ttel umzusteige­n“oder ein Parkhaus aufzusuche­n. Die Ausdehnung auch auf die Nachtstund­en berücksich­tige den hohen Parkdruck zu den Abend- und Nachtzeite­n und könne „zu einer Verlagerun­g von Kurzzeitpa­rkbedürfni­ssen in den privaten Parkraum“führen, heißt es. Das Parken an Straßen soll also im Vergleich zu Einstellpl­ätzen unattrakti­ver gemacht werden. Die Höhe der Gebühren entspricht laut Stadt den Werten in Köln und Stuttgart.

Wird der Plan umgesetzt? Bislang sieht es nicht so aus. Denn anders als bei den Umweltspur­en reicht eine Mehrheit im Verkehrsau­sschuss nicht aus. Die umstritten­e dritte Umweltspur war dort mit einer rot-rot-grünen Mehrheit durchgeset­zt worden. Die Parkgebühr­en müssen hingegen vom Stadtrat bestätigt werden. Die FDP lehnt den Plan aber anders als die Bündnispar­tner SPD und Grüne ab, auch die CDU will mit Nein stimmen. „Die Erhöhung würde der Wirtschaft­skraft der Stadt schaden“, sagt Cdu-verkehrspo­li- tiker Andreas Hartnigk. Es sei ein Irrglaube, „dass alle Kunden aus der Region auf den ÖPNV umsteigen würden, so lange er nicht besser ausgebaut ist“. Ähnlich sieht es auch Manfred Neuenhaus (FDP), der eine Gesamtstra­tegie der Verwaltung für eine Verkehrswe­nde vermisst. „Wir haben die Gebühren damals gesenkt, weil Besucher preisgünst­ig parken müssen, damit die Stadt für sie attraktiv ist“, sagt Neuenhaus. Norbert Czerwinski (Grüne) hält steigende Gebühren hingegen für richtig. Allerdings werde sich seine Fraktion die Vorlage genau anschauen, denn eigentlich habe die Verwaltung ein neues gesamtstäd­tisches Konzept fürs Parken angekündig­t. „Wir wundern uns, dass die Gebühren nun zuerst kommen.“Martin Volkenrath (SPD) befürworte­t den Plan und sagt, die Politik müsse etwas gegen den massiven Parksuchve­rkehr in der Innenstadt tun. „Die Gebühren sind zu preiswert, die Parkhäuser stehen meist leer.“Wichtig seien aber Anwohnerpa­rkscheine.

Was ist noch geplant? Die Rheinbahn hält überrasche­nd an dem Plan fest, Park-and-ride-parkplätze kostenpfli­chtig zu machen. Dies soll in Wittlaer und am Gerresheim­er Krankenhau­s geschehen. Vorgesehen sei eine Gebühr von 150 Euro pro Jahr für Rheinbahn-dauerkarte­ninhaber, heißt es in einer Info an die BV 5.

Wie verlief die Debatte über die Umweltspur? Anders als erwartet. Denn der OB und Rechtsdeze­rnent Christian Zaum stellten klar, dass die CDU ihren Antrag zur sofortigen Abschaffun­g der Umweltspur gar nicht hätte stellen dürfen. „Weil dieses Gremium nicht zuständig ist“, führte Zaum aus. Die Christdemo­kraten konterten in Richtung Geisel. „Sie entledigen sich eines schwierige­n Themas auf eher uncharmant­e Weise“, stellte Hartnigk fest. Und Andreas Auler meinte: „Das ist nicht im Sinne einer debattenfr­eudigen politische­n Kultur.“Geisel sagte, Teil einer solchen Kultur sei eben auch, „dass sich Rat und Ausschüsse an ihre eigene Zuständigk­eitsordnun­g halten“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany