Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Harter Tobak zur besten Sendezeit
Wenn man in den Nachrichten davon hört, dass ein Kind von einem oder beiden Elternteilen misshandelt wurde, schüttelt man oft nur mit dem Kopf, ungläubig darüber, dass dies nicht früher aufgefallen ist und zeitiger etwas gegen diese Taten unternommen wurde. Allerdings ist es in den seltensten Fällen einfach, ein Kind aus solch einer Notsituation zu befreien, wie das Drama „Stumme Schreie“(Vortag, 20.15 Uhr, ZDF) von Regisseur Johannes Fabrick zeigte. Basierend auf dem Sachbuch „Deutschland misshandelt seine Kinder“von Michael Tsokos und Saskia Guddat, erzählte der Film von der jungen Ärztin Jana (Natalia Belitski), die bei ihrem Praktikum an einem Hamburger Institut für Rechtsmedizin mit dem Schicksal misshandelter Kinder konfrontiert wurde. Konkret ging es um die junge Nicole (Hanna Hilsdorf ), deren Säugling aufgrund von Misshandlungen durch ihren Freund Ronnie ( Julius Nitschkoff ) starb, was allerdings nicht bewiesen werden konnte. Schnell sah sich Jana einem Gefühl der Ohnmacht ausgesetzt, das schnell auf den Zuschauer überging. Zunehmend frustriert über die vielen bürokratischen Hürden, die ihr im Weg standen, suchte Jana nach einem anderen Lösungsweg. Doch der Zuschauer wurde noch weiter gefordert, als Ronnie sich zudem an Nicoles beiden weiteren Kindern vergriff. Diese Szenen waren aufgrund der gezeigten Gewalt und der weinenden Kinder ganz schön hart anzusehen. Und weil sich diese düstere Atmosphäre durch den Großteil des Films zog, wird dieser einem auch nach dem Ende noch im Gedächtnis bleiben, auch wenn er auf einer versöhnlichen Note endete. (cl)