Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Zahl neuer Windräder in NRW bricht ein
1500 Meter müssen neue Windräder von Wohnhäusern entfernt sein – zu viel, sagen Kritiker.
DÜSSELDORF (tor) Der Neubau von Windkraftanlagen in NRW ist im vergangenen Jahr drastisch zurückgegangen. Nach 307 neuen Windenergieanlagen im Vorjahr gingen 2018 nach Zahlen des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) landesweit nur noch 110 in Betrieb. Damit betrug der Anteil der Nrw-anlagen am bundesweiten Gesamtzubau nur noch gut 14 Prozent. „Die Landespolitik schafft massive Verunsicherung und destabilisiert die planungsrechtlichen Grundlagen“, klagt der LEE.
Nach Zahlen des Wirtschaftsministeriums wurden im ersten Halbjahr 2019 in NRW sogar nur noch 14 neue Anlagen gebaut. Die Anhänger der Windkraft machen das neue Abstandsgebot der schwarz-gelben Landesregierung dafür verantwortlich: 1500 Meter müssen neue Windräder hierzulande von Wohnbebauung entfernt errichtet werden. Anwohner sollen so vor den Rotorgeräuschen und dem Schlagschatten geschützt werden, den die Rotorblätter verursachen. Unter Rot-grün betrug der Mindestabstand noch – in Abhängigkeit von der Höhe der Windräder – wenige Hundert Meter.
Doch nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) soll der Mindestabstand
künftig bundesweit 1000 Meter betragen. „Die ständig wechselnden Regelungen schrecken Investoren spürbar ab“, sagt Klaus Schulze Langenhorst. Seine Gladbecker Firma SL Naturenergie gehört zu den führenden Windparkentwicklern in NRW.
Landesenergieminister Andreas Pinkwart (FDP) will Altmaiers 1000-Meter-plan erst bewerten, wenn der Bund dazu einen abgestimmten Gesetzentwurf vorlegt. Grundsätzlich hält er Abstandsgebote aber für notwendig. „Dass die Bundesregierung Mindestabstände für Windenergieanlagen einführen will, um die Akzeptanz zu erhöhen, begrüßen wir sehr“, sagte der Minister.
Die Grünen im Landtag kritisieren hingegen: „Der Windausbau wird durch die im Gesetzentwurf stehende Abstandsregelung maximal ausgebremst“, sagt deren energiepolitische Sprecherin Wibke Brems. Das sei sowohl für die Energiewende und damit für den Klimaschutz als auch für die Windenergiebranche fatal. Brems rechnet vor: „Um das Ziel der Bundesregierung von 65 Prozent Anteil am Strom bis 2030 zu erreichen, müssten allein in NRW jedes Jahr mindestens so viele Windenergieanlagen gebaut werden wie im Rekordjahr 2017.“