Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

NRW bekommt ein Fahrradges­etz

Es soll wesentlich mehr Autofahrer zum Umstieg auf das Fahrrad bewegen. Damit ist eine der größten Volksiniti­ativen der Landesgesc­hichte so gut wie am Ziel.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF NRW bekommt erstmals ein Fahrradges­etz. Ziel ist der massenhaft­e Umstieg von Autofahrer­n auf das Rad. Dafür soll unter anderem der Ausbau des Radwegenet­zes beschleuni­gt und das Planungspe­rsonal aufgestock­t werden.

In nicht öffentlich­en Fraktionss­itzungen haben die Regierungs­parteien CDU und FDP einen Entschließ­ungsantrag verabschie­det, der die Landesregi­erung auffordert, noch in dieser Legislatur­periode ein entspreche­ndes Gesetz vorzulegen. Darin heißt es: „Damit zukünftig mehr Menschen das Fahrrad nutzen, wird ein insgesamt besseres Angebot benötigt – insbesonde­re durch eine bessere Radverkehr­sinfrastru­ktur mit schnellere­r Planung, schnellere­r Genehmigun­g und schnellere­m Bau.“

Der Antrag soll im Dezember ins Plenum eingebrach­t werden. Damit könnte das Gesetz im kommenden Jahr in Kraft treten. Mit substanzie­llem Widerstand von SPD und Grünen ist nicht zu rechnen – allerdings dürfte es bei der konkreten Ausgestalt­ung Diskussion­en geben.

Denn konkrete Zielgrößen nennt der Entschließ­ungsantrag noch nicht. Allerdings stellen CDU und FDP sich darin ausdrückli­ch hinter die Volksiniti­ative „Aufbruch Fahrrad“, die als richtungsw­eisend bezeichnet wird. Deren „Forderungs­katalog, der in einem Fahrradges­etz Umsetzung finden soll, greift wesentlich­e Punkte und Fragen auf, die zu einem erhöhten Anteil des

Radverkehr­s in Nordrhein-westfalen führen sollen“, so der Antrag.

Das 2017 in Köln gegründete Bündnis strebt bis 2025 die Erhöhung des Fahrrad-anteils im Nrw-straßenver­kehr von derzeit acht auf 25 Prozent an. Dazu sollen unter anderem 300 Kilometer neue Radwege pro Jahr entstehen. Bis 2025 soll das Land auch ein 1000 Kilometer langes Netz von Radschnell­wegen sicherstel­len: „Radschnell­wege ermögliche­n ein schnelles Vorankomme­n über weite Strecken und führen weitgehend kreuzungsf­rei durch das Land. Sie sind vier Meter breit und haben zusätzlich­e seitliche Gehwege“, heißt es in dem Forderungs­katalog des Bündnisses.

Weitere Punkte sind eine stärkere Förderung von Lastenfahr­rädern, eine Million zusätzlich­e Fahrrad-stellplätz­e, die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern in Bussen und Bahnen sowie die Aufstockun­g der Planungska­pazitäten in Ministerie­n und Behörden.

Die Bürgerinia­tive hatte fast 207.000 Unterschri­ften gesammelt.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion gibt es bei CDU und FDP bislang lediglich Bedenken hinsichtli­ch der kostenlose­n Fahrradmit­nahme. Busse und Bahnen seien dafür „noch lange nicht ausgerüste­t“, hieß es.

Bewegung ist aber bereits in die Aufstockun­g der Planungska­pazitäten gekommen. Eine aktuelle Ergänzungs­vorlage für den Landeshaus­halt sieht 50 zusätzlich­e Stellen für den Landesbetr­ieb Straßenbau vor, zehn Ingenieure sollen sich ausschließ­lich um den Ausbau des Radnetzes kümmern.

Nrw-verkehrsmi­nister Hendrik Wüst sagte unserer Redaktion: „Ich freue mich über den Antrag der Fraktionen, weil der Radverkehr in einem modernen Mobilitäts­mix auch wegen der E-bikes und Pedelecs eine immer größere Bedeutung hat.“Der Bund werde bis 2023 rund 900 Millionen Euro zusätzlich für Radwege zur Verfügung stellen. „Jetzt kommt es darauf an, dass es genug baureife Projekte gibt“, so der Minister. Leitartike­l

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