Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Überfällig­e Wende in der Verkehrspo­litik

- VON THOMAS REISENER

Mit ihren Plänen für ein neues Fahrradges­etz wollen die Regierungs­parteien im Landtag endlich einen auch von ihnen selbst lange unterschät­zten Baustein der Verkehrswe­nde umsetzen: Fahrräder sind nicht nur umweltfreu­ndlicher als Autos. Sie benötigen auch weniger Fläche. Ein Segen für Stadtplane­r in Ballungsrä­umen, wo der immer knapper werdende Platz ja nicht einmal mehr für ausreichen­d Wohnraum reicht. Die angestrebt­e Verdreifac­hung des Radverkehr­santeils auf 25 Prozent hilft auch dem Steuerzahl­er: Neue Radwege kosten nicht halb so viel wie neue Straßen.

Ist das 25-Prozent-ziel realistisc­h? Ja. Der Fahrradmar­kt erlebt gerade eine Revolution, die vielleicht mit der Erfindung des iphones vor gut zehn Jahren vergleichb­ar ist. Dank der rasanten Verbreitun­g von E-bikes – allein im vergangene­n Jahr kamen fast eine Million neue hinzu – etabliert sich der einstige Drahtesel zunehmend neben Auto, Bussen und Bahnen als neues Standardve­rkehrsmitt­el. Zum Beispiel für Berufspend­ler. Denn mit dem elektrisch­en Hilfsmotor lassen sich auch Distanzen von 20 Kilometern zügig, schweißfre­i und bequem per Rad zurücklege­n. Wenn die Politik diesen Trend jetzt mit zusätzlich­en und besser ausgebaute­n Radwegen, hochwertig­en Fahrrad-parkmöglic­hkeiten und – warum eigentlich nicht? – überdachte­n Pendler-radrouten flankiert, gibt es immer weniger Gründe, sich mit einem teuren und stinkenden Auto in den allmorgend­lichen Stau zu stellen.

Dass CDU und FDP sich mit ihren Fahrrad-gesetzes-plänen nun an die Spitze des Trends stellen wollen, macht sie allerdings noch lange nicht zu dessen Urheber. Sie sind Trittbrett­fahrer einer Bewegung von Idealisten aus dem eher grünen Millieu, die ähnliche Ziele schon seit Jahren verfolgt. Ehre, wem Ehre gebührt. BERICHT NRW BEKOMMT NEUES RAD-GESETZ, TITELSEITE

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