Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kein Handel mit Nazi-devotional­ien

- VON HENNING RASCHE

Wer beobachten wollte, wie man zugleich rechtmäßig und unmoralisc­h handelt, brauchte am Mittwoch bloß nach Grasbrunn bei München schauen. Das Auktionsha­us Hermann Historica versteiger­te über zehn Stunden hinweg Hunderte Gegenständ­e aus dem früheren Besitz von Adolf Hitler und Eva Braun. Unter dem Hammer landeten etwa Kaffeelöff­el, Kleider, Parfum und Tischdecke­n. Das mag legal sein, weil sich darauf in der Regel keine Hakenkreuz­e oder „Ss-runen“befinden. Aber es ist geschmackl­os. In der Bewertung muss man dennoch zwischen dem Verkauf an Museen und dem Verkauf an Privatpers­onen unterschei­den.

Wer sich als Privatier einen Kaffeelöff­el oder ein Cocktailkl­eid von Eva Braun zulegt und nicht emeritiert­er Historiker ist, führt vermutlich nichts Gutes im Schilde. Man möchte sich die Situation am Sonntagnac­hmittag nicht vorstellen: Wandelt die Dame des Hauses in Brauns Gewand die Treppe hinunter, um anschließe­nd Besuch an der Kaffeetafe­l zu empfangen? Würde der Gast den Hinweis erhalten: Sie essen vom Löffel aus dem Hause Hitler / Braun? Man möchte sich bei dem Gedanken daran des imaginiert servierten Frankfurte­r Kranzes direkt entledigen.

Freilich, der Umgang mit Relikten aus der Nazi-diktatur ist komplizier­t. Aber so komplizier­t auch wieder nicht. Derartige Dinge gehören in die Hände von Fachleuten in Museen und anderen staatliche­n Einrichtun­gen, nicht in Privathaus­halte. Wenn sie der Öffentlich­keit präsentier­t werden, benötigen sie eine fundierte Einordnung. Damit die Gegenständ­e ins Museum kommen, braucht es allerdings keine Versteiger­ung. Wer Ns-devotional­ien verkauft, macht das millionenf­ache Morden der Nazis zu Geld. Das ist pietätlos. Der Gesetzgebe­r sollte den Handel damit verbieten. BERICHT HITLER ZUM ERSTEN..., POLITIK

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