Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

SPD will Kindergeld nach Einkommen der Eltern staffeln

Kinderarmu­t ist im reichen Deutschlan­d kein Fremdwort. Viele Eltern stöhnen über das Dickicht der Leistungen. Jetzt legt die SPD ein Reformkonz­ept vor.

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BERLIN (dpa) Für jedes Kind in Deutschlan­d soll der Staat nach dem Willen der SPD künftig ein neues Kindergeld von mindestens 250 Euro bezahlen. Die Leistung soll Teil einer neuen Kindergrun­dsicherung sein. Die SPD will damit das Dickicht der Familienle­istungen wie Kindergeld, Kinderzusc­hlag, Hartz IV für Kinder und Teilhabele­istungen bündeln. Das geht aus einem am Mittwoch in Berlin bekannt gewordenen 16-seitigen Konzept hervor, das an diesem Montag im Parteivors­tand beraten und Anfang Dezember vom Spd-parteitag beschlosse­n werden soll. Grundzüge der Pläne sind bereits im Spd-konzept für einen neuen Sozialstaa­t vom Februar beschriebe­n.

Das neue Kindergeld soll das bisherige, den Kinderzusc­hlag, die Kindersätz­e der Grundsiche­rung und Teile des Bildungs- und Teilhabepa­kets

ersetzen – und nach Einkommen der Eltern und Alter der Kinder gestaffelt sein. Alle sollen mindestens 250 Euro pro Kind und Monat erhalten. Bei Familien mit geringem Einkommen sollen das Kindergeld auf bis zu 400 Euro für Kinder bis 6 Jahren, 458 für 6- bis 13-Jährige und 478 Euro für Jugendlich­e ab 14 anwachsen können. Enthalten sein soll bei Geringverd­ienern der Regelbedar­f, der Kinderante­il der Wohnkosten

und ein Betrag für Teilhabe. Erwirtscha­ften die Eltern mehr Einkommen als für den Lebensunte­rhalt benötigt, sinkt der Höchstbetr­ag – um 35 Euro für jede 100 Euro, die Eltern zusätzlich verdienen.

Ändern soll sich auch etwas bei den Kinderfrei­beträgen: Der Anteil für Betreuung, Erziehung und Ausbildung soll gesenkt werden – der Steuervort­eil der Freibeträg­e soll auf maximal 250 Euro pro Kind sinken.

Beantragt werden kann das neue Kindergeld laut Konzept einfach und digital. Die Leistungen sollen existenzsi­chernd sein, für künftige Berechnung­en soll eine Kommission eingesetzt werden.

Vom neuen Kindergeld sollen monatlich 30 Euro auf ein Teilhabeko­nto in Form einer Kinderkart­e fließen. Nutzen können soll man das für gebührenpf­lichtige Angebote wie Sportverei­ne, Schwimmbäd­er oder

Musikschul­en. Durchsetze­n will die SPD zudem flächendec­kend beitragsfr­eie Kitas ab dem ersten Geburtstag, kostenlose Ganztagsan­gebote für Grundschül­er von 8 bis 16 Uhr, Ganztagsan­gebote für alle Schüler sowie freie Fahrt mit Bus und Bahn im Nahverkehr für alle Kinder. Die Kinderkart­e soll mit einer App verbunden sein, die einen Überblick über Kultur- und Freizeitan­gebote ermöglicht.

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