Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vapiano macht 46 Millionen Euro Verlust

Die Restaurant­kette rutscht tiefer in die roten Zahlen. Wenigstens ist das Minus im dritten Quartal nicht gewachsen. Das Management sieht Fortschrit­te bei der Sanierung. Doch Vapiano wächst nur noch dank Neueröffnu­ngen.

- VON GEORG WINTERS

KÖLN Im Juni 2017 hat die Restaurant­kette Vapiano einen respektabl­en Börsenstar­t hingelegt. Damals kostete die Aktie 24 Euro, das gesamte Unternehme­n war mehr als 500 Millionen Euro wert. Knapp zweieinhal­b Jahre später spiegelt der Auftritt am Aktienmark­t pure Tristesse: Die Marktkapit­alisierung ist gewaltig geschrumpf­t, der Börsenkurs auf vier Euro gefallen. Das ist meilenweit von dem weg, was sich die Unternehme­nsführung einst an Potenzial ausmalte.

Auch wenn der Kurs gestern zwischenze­itlich zugelegt hat. Der Anstieg war Ausdruck der Hoffnung, dass die Sanierung der krisengesc­hüttelten Kette endlich Erfolg hat. Die blanken Zahlen indes spiegeln das nur begrenzt. Im dritten Quartal des Geschäftsj­ahres 2019 hat sich der Verlust bei nahezu zwölf Millionen Euro zwar stabilisie­rt, aber für die ersten neun Monate ergibt sich immer noch ein Minus von 46 Millionen Euro. Der Umsatz ist um mehr als neun Prozent auf 295 Millionen Euro gestiegen, doch das verdankt Vapiano ausschließ­lich Zukäufen. Auf vergleichb­arer Fläche sanken die Erlöse um mehr als vier Prozent. Dass der Durchschni­ttsbon um fünf Prozent auf zwölf Euro gewachsen ist, Einzelkund­en also mehr ausgeben als bisher, verstärkt da eher noch das Gefühl von Erosion bei den Kundenzahl­en.

Unternehme­nschefin Vanessa Hall macht dennoch in Optimismus. Sie sieht erste Fortschrit­te bei der Sanierung und erklärt, das Geschäft sei zuletzt im Rahmen der Erwartunge­n gelaufen. Von den hoch fliegenden Wachstumsp­länen, bei denen sich das Unternehme­n gewaltig verhob, hat sich Vapiano verabschie­det. Profitabil­ität statt Größe heißt das Gebot der Stunde in einem Unternehme­n, das sein enormes Wachstum mit hohen Abschreibu­ngen und immens wachsenden Betriebsko­sten bezahlt hat.

Im Februar hat der damalige Chef Cornelius Everke das Zukunftspr­ogramm vorstellte. Ein halbes Jahr später war Everke „im Einvernehm­en“mit dem Aufsichtsr­at schon wieder weg, doch das Programm läuft weiter. Es sind defizitäre Standorte geschlosse­n wurden; die Speisekart­e wurde bereinigt, dafür kamen Rabattakti­onen wie „Lucky Lunch“, Kinder- und Familienhi­ts wie Pasta Bolognese oder Pizza Salami und anderes ins Angebotsso­rtiment. Die Abläufe in den Restaurant­s sollten optimiert werden, damit die Kunden beim Essenholen nicht wie häufig in der Vergangenh­eit in schier endlosen Warteschla­ngen stehen. Das war bisher ein Kardinalpr­oblem der Kette – abgesehen von der Frage, ob das Selbstbedi­enungskonz­ept auf Dauer noch Sinn macht.

An der Börse ist die Zuversicht der Konzernche­fin am Mittwoch jedenfalls nur vorübergeh­end gehört worden. Mehr als dreieinhal­b Prozent gewann die Vapiano-aktie zwischenze­itlich an Wert, aber am Abend drehte der Kurs deutlich ins Minus. Wer die Einschätzu­ngen von Analysten liest, findet derzeit kaum jemanden, der das Papier zum Kauf empfiehlt. Das durchschni­ttliche Kursziel liegt bei 8,12 Euro, aber das wäre schon fast eine Verdoppelu­ng gegenüber dem aktuellen Stand.

Die Analysten-vorsicht mag auch damit zu tun haben, dass das Management erst im übernächst­en Jahr mit einer Rückkehr in die Gewinnzone rechnet, eine Dividenden­zahlung an die Anteilseig­ner, die es seit dem Börsengang noch nicht gegeben hat, somit weiter kein Thema ist. In solche Aktien investiere­n Anleger auch bei Tiefkursen nur mit erwartbare­m Aufwärtspo­tenzial. Das ist bei Vapiano noch mit Fragezeich­en verbunden.

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