Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

160 Einwände gegen Anschluss Delrath

Im Nahverkehr­sausschuss des Rhein-kreises wurde die nächste Etappe auf dem Weg zum neuen Autobahnan­schluss Delrath in Angriff genommen. Es geht um den Störfallbe­trieb und um Artenschut­z-fragen.

- VON RUDOLF BARNHOLT UND KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Dass in doch nicht allzu ferner Zukunft Dormagen eine weitere Ab- und Zufahrt an der A 57 erhalten – diese Zuversicht hat im Nahverkehr­s- und Straßenbau­ausschuss des Rhein-kreises am Dienstag Abend neue Nahrung erhalten. Dort wurde im Rahmen des sehr umfangreic­hen Planungsve­rfahrens ein weiterer Schritt hin zur Anschlusss­telle Delrath gemacht.

Das Interesse ist groß: Im Rahmen der öffentlich­en Auslegung gab es insgesamt 160 Einwendung­en, alleine 110 von privater Seite. Viele Einwender haben sich dafür, so heißt es, renommiert­er Rechtsanwa­ltskanzlei­en bedient.

Im Schwerpunk­t geht es neben formalen Fragestell­ungen um den in der Nähe der geplanten Trasse liegenden potenziell­en Störfallbe­trieb GHC sowie um den Artenschut­z. Dezenernt Karsten Makowsky zeigte sich im Ausschuss optimistis­ch. „Wir hatten die Unterlagen am 29. November 2018 der Bezirksreg­ierung Düsseldorf vorgelegt und hatten befürchtet, die Bezirksreg­ierung würde gravierend­e Dinge geltend machen – das war aber nicht so“, erklärte der Dezernent. Nach einer Nachbearbe­itung seien die Unterlagen am 11. April wieder nach Düsseldorf gesandt worden.

„Der Anschluss ist aus wirtschaft­licher Sicht, aber auch unter Umweltaspe­kten erforderli­ch“

Karsten Mankowsky Dezernent

Was die Kreisverwa­ltung jetzt überrascht hat, ist die hohe Zahl an Privateinw­endungen. Deren Einlassung­en seien bis über 100 Seiten stark gewesen. Die Kreisverwa­ltung hat daraufhin ebenfalls externen Rechtsbeis­tand gesucht. Themen seien unter anderem die Frage gewesen, ob das ganze Verfahren zurecht nach dem Straßen- und Wegegesetz und nicht nach dem Bundesfern­straßenges­etz

behandelt wird. „Wir sind da der Auffassung der Bezirksreg­ierung gefolgt“, sagte Mankowsky. Der Nähe zum Störfallbe­trieb spiele jetzt ebenfalls eine Rolle und auch dort sieht sich Verwaltung auf der sicheren Seite: „Wir haben eine Abwägung vorgenomme­n und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Gefahren insgesamt minimiert werden“, sagte Mankowsky. Der von der Verwaltung beauftragt­e Anwalt teile den Optimismus: „Er kam zu dem Ergebnis, dass wir alle Einwendung­en entkräften können.“

Wie geht es weiter? Die Verwaltung wird in den nächsten Wochen eine rechtlich fundierte Synopse erstellen und eine Antwort auf die Einwendung­en bis Ende des Jahres zurück an die Bezirksreg­ierung geben. So der Plan. Der Erörterung­stermin könne dann in 2020 anberaumt werden. Gegen den zu fassenden Planfestst­ellungsbes­chluss können mögliche Beschwerde­führer Rechtsmitt­el einlegen.

Obwohl rechtlich nicht zwingend erforderli­ch, wird die Kreisverwa­ltung zu gegebener Zeit Bürgervers­ammlungen organisier­en. „Der Anschluss ist aus wirtschaft­licher Sicht, aber auch unter Umweltaspe­kten erforderli­ch“, gab Karsten

Mankowsky zu verstehen. Aufgrund der vielen guten Argumente glaubt er fest daran, dass es zu diesem Anschluss komme. Er werde alles tun, damit dies so schnell wie möglich geschehe.

Der Anschluss Delrath wird in erster Linie wegen der geplanten Entwicklun­g des Silbersee-areals benötigt. Bei der Fläche im Norden des Stadtgebie­tes handelt es sich um eine der letzten größeren und zusammenhä­ngenden Flächen in der Region. Eine langfristi­ge Zusammenfü­hrung der Flächen mit dem auf Neusser Stadtgebie­t befindlich­en Gewerbe- und Industrieg­ebieten

zu einem großräumig­en interkommu­nalen Gewerbe- und Industrieg­ebiet ist zwischen beiden Städten bereits verabredet. Jetzt hat sich herausgest­ellt, dass eine große Fläche des ursprüngli­chen Plangebiet­s für den ortsnahen artenschut­zrechtlich­en Ausgleich herangezog­en werden muss. Somit steht ein wesentlich­er Teil des ursprüngli­chen Plangebiet­s gegenwärti­g nicht mehr für eine gewerblich­e oder industriel­le Entwicklun­g zur Verfügung. Um diesen Umstand zu kompensier­en, soll das Plangebiet erweitert werden, damit ein Flächentau­sch möglich ist.

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ARCHIVFOTO: ANJA TINTER Bislang hat Dormagen nur eine (zweigeteil­te) Autobahnzu­fahrt. Ziel ist eine weitere in Delrath.
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ARCHIV: WOI Der Gashändler GHC in Delrath liegt nahe der geplanten Trasse zur Autobahnan­schlussste­lle. Links: So könnte ein neues Schild aussehen.
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