Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rheinbahn: Rollstuhlfahrer sollten warten
Das Verkehrsunternehmen hat Regeln an die Fahrer verteilt, wer zuerst einsteigen darf, wenn der Platz knapp wird. Nach einer Anfrage unserer Redaktion wurde die Anweisung wieder zurückgezogen.
Bei der Rheinbahn müssen Rollstuhlfahrer draußen bleiben – wenn sie um den letzten Platz im Zug mit einem Kinderwagen konkurrieren. Das besagt eine kuriose Anweisung, die kürzlich an die Fahrer geschickt wurde. Auf Platz drei im Wettbewerb um die sogenannten Mehrzweckbereiche stehen demnach E-scooter, auf dem letzten Platz folgen Fahrräder. Rollstuhlfahrerin Christiane Andrée erinnert sich an ein Ereignis im September. Damals habe sich ein Bekannter, der wie sie auf den „Rolli“angewiesen ist, von einem Busfahrer belehren lassen müssen. „Wenn eine Frau mit Kinderwagen kommt, müssen sie aussteigen“, habe der dem Gehandicapten gesagt. Kopfschüttelnd hatte sich Andrée an den Kunden-dialog des Unternehmens gewandt. Damals habe man ihr gesagt, das „stimmt so nicht“.
Offenbar war die nun bekannt gewordene aktuelle Anweisung zu diesem Thema nicht mit der Chefetage des Verkehrsunternehmens abgestimmt: Betriebsvorstand Michael Richarz zog sie am Mittwoch nach einer Anfrage unserer Redaktion zurück. „Für unsere Fahrer gilt, situativ und individuell zu entscheiden“, lautet laut Richarz die Grundregel, die auch weiter gelten soll. Auch die anderen Beteiligten sollen bei der Lösungssuche mithelfen. „Gleichzeitig appellieren wir an unsere Fahrgäste, gegenseitig Rücksicht zu nehmen und Kompromisse zu finden.“
Es geht um einen klassischen Konflikt im Nahverkehr: Die Freiflächen an den Eingängen von Bussen und Bahnen sind heiß begehrt – und ein Konfliktthema zwischen Fahrgästen, wenn der Platz nicht reicht. Nun erhielten die Fahrer die schriftliche Anweisung, offenbar, um künftige Problemfälle leichter lösen zu können. Solche Betriebsanweisungen sind Alltag im Unternehmen, auf diesem Weg werden zum Beispiel auch Baustellen oder technische Neuerungen kommuniziert. Demnach soll es bei der Rheinbahn eine festgelegte Reihenfolge geben, wer einsteigen darf – und wer im Ernstfall das Nachsehen hat. „Reicht der Platz nicht für alle aus, so erfolgt der Einstieg und die Beförderung in der folgenden Reihenfolge: 1. Kinderwagen, 2. Rollstuhl, 3. E-scooter, 4. Fahrrad“, heißt es in der Anweisung, die auch unter Fahrern einiges Kopfschütteln erregte. Rollatoren
werden übrigens nicht genannt.
Die Anweisung klärt die Fahrer auch über die Rechtslage auf: Grundsätzlich werden alle genannten Personen befördert, „wenn genügend Platz vorhanden ist und keine Gefahr für den sicheren und ordnungsgemäßen Betrieb und für andere Fahrgäste besteht“, heißt es weiter in der Anweisung. „Sollte nicht genügend Platz für die Beförderung einer der oben genannten Personen vorhanden sein, so kann dieser keinen Anspruch auf Beförderung erheben.“Dies gelte auch für Rollstühle und Kinderwagen.
Der Gedanke hinter der Anweisung soll gewesen sein, dass Kinder im Zweifelsfall oberste Priorität genießen, auch vor erwachsenen Behinderten. E-scooter und Rad haben geringere Priorität, weil sich mit ihnen notfalls die geplante Strecke zurücklegen lässt.
Marcel Scherrer, der die Interessen der Düsseldorfer Kita-eltern vertritt, findet – trotz des geplanten Vorrangs für Kinderwagen – eine solche Priorisierung falsch. „Man sollte nicht zwei Gruppen, also hier Familien und Menschen mit Handicap, gegeneinander ausspielen“, sagt der zweifache Vater. Deutlich besser sei es, situativ zu entscheiden und „dabei auf den gesunden Menschenverstand der Beteiligten zu vertrauen“. Und Rollstuhl-fahrerin Andrée fügt an: „Wäre das in Kraft geblieben, wäre ich auf die Barrikaden gegangen.“
Offenbar war die Nachricht aus dem Betriebsbereich weder mit Behindertenverbänden noch mit der Unternehmensführung abgestimmt. Nun gilt laut Richarz wieder die Einzelfall-regelung. Bald werden solche Konflikte ohnehin seltener, hofft der Vorstand. Denn die Rheinbahn hat auf die Wünsche vieler Fahrgäste reagiert. „In unseren neu bestellten Fahrzeugen räumen wir dem Mehrzweck-bereich für Rollstühle, E-scooter, Kinderwagen und Fahrräder deutlich mehr Fläche ein“, sagt Richarz. Die ersten Stadtbahnen mit größeren Freiflächen sollen bald geliefert werden.
Die Rheinbahn investiert derzeit massiv in neue Züge. Sie sollen die älteren Bahnen ersetzen, die teilweise noch aus den 1970er Jahren stammen. Außerdem sollen die Neuanschaffungen einen engeren Takt ermöglichen – etwa auf der Problemlinie U79. Kommentar
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(RP) Der 35-jährige Mann, der am Montagmorgen bei einem Unfall schwer verletzt wurde, ist im Krankenhaus verstorben. Offenbar wollte der Mann gegen 6.30 Uhr die Homberger Straße überqueren, als er von einem Auto erfasst wurde.
Beim Zusammenstoß wurde der Fußgänger auf die Fahrbahn geschleudert und von zwei weiteren Autos überrollt.