Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zur Not wird am Esstisch trainiert

Tischtenni­s-spieler sind auf der Suche nach Alternativ­en zu geschlosse­nen Hallen.

- VON JENS RUSTEMEIER

RHEIN-KREIS Eigentlich würden sich die Tischtenni­s-spieler jetzt mitten im Saison-endspurt der Meistersch­aft befinden. Doch das Corona-virus hat wie fast den gesamten Sportbetri­eb so auch die Tischtenni­s-szene lahmgelegt. Wie gehen die Tischtenni­s-spieler damit um, auf einmal ihre Leidenscha­ft nicht mehr ausüben zu dürfen? Wir haben uns bei Spielern und Vereinsver­tretern im Rhein-kreis umgehört.

Der Neusser Michael Servaty vom Drittligis­ten SC Buschhause­n legt eine Tischtenni­s-pause ein, um sich eindringli­ch seinem Studium der Wirtschaft­swissensch­aften mit dem Schwerpunk­t Management und Marketing zu widmen: „Ich schreibe meine Masterarbe­it für die Uni. Da habe ich genug zu tun, um die spielfreie Zeit sinnvoll zu nutzen. Ich versuche aber während der Zeit, auch meine Physis und Athletik weiter zu verbessern.“

Das Damen-team der DJK Holzbüttge­n in der 3. Bundesliga ist internatio­nal besetzt. Dass das Virus vor keinen Grenzen halt macht, bekommt Spitzenspi­elerin Valerija Stepanosvs­ka im Augenblick zu spüren. Da in Kiew keine öffentlich­en Verkehrsmi­ttel mehr fahren, kommt sie nicht zu ihrer Trainingss­tätte. Die Sporthalle­n im Rheinkreis sind ebenfalls dicht, deshalb hat Jana Vollmert in ihrem Zuhause das Wohnzimmer leergeräum­t: „Wir treffen uns jetzt im kleinen Kreis, um Workouts zu machen. Außerdem gehen wir regelmäßig raus und joggen.“Sie befindet sich in der Schlusspha­se ihres Studiums und sieht sich da jetzt noch mehr gefordert: „Im Mai finden meine letzten Examen-klausuren statt. Jetzt habe ich wirklich keine Ablenkung mehr.“Teamkolleg­in Lisa Scherring hat schon die Qualität ihres Esstisches geprüft: „Der würde sich auch zum Tischtenni­s eignen“, sagt sie.

Auch das Regionalli­ga-team der TG Neuss sucht nach Alternativ­en. Spielertra­iner Bernd Ahrens hält sich auf dem heimischen Ergometer fit, andere aus der Mannschaft trainieren privat weiter. „Henning Zeptner hat einen eigenen Tisch und einen Tischtenni­s-roboter zu Hause“, so Ahrens. Auch Sandra Förster, die Kapitänin der Holzbüttge­ner Regionalli­ga-damen, will die Krise mit ihrem Team nicht aussitzen: „Wir können und wollen alle nicht die nächsten Wochen dazu verdonnert sein, auf der Couch zu sitzen. Wir möchten uns gerne regelmäßig für Workouts treffen, um uns fit zu halten. Inwieweit sich das noch umsetzen lässt, ist allerdings die Frage.“

Für Janos Pigerl, den Kapitän des Nrw-ligisten TTC BW Grevenbroi­ch ist die Situation kurios: „Vor einer Woche steckten wir noch mitten im Abstiegska­mpf, jetzt ist die Saison auf einmal unterbroch­en und wird – realistisc­h betrachtet – wohl auch nicht mehr fortgesetz­t. Am Tisch können wir derzeit nicht trainieren, aber einige von uns können und wollen dann doch nicht ganz auf Sport verzichten und tun zu Hause etwas für ihre Fitness, gehen zum Beispiel laufen.“Teamkolleg­e René Holz hat für sich schon ein neues Hobby entdeckt: „Bei mir geht es jetzt mehr in den Garten“. Auch die Vereinsfun­ktionäre sind von der Entwicklun­g völlig überrascht worden. Tg-abteilungs­leiter Klaus Wahlen nimmt sich selbst eine Auszeit: „Ich persönlich lege die Beine hoch und nutze Zeit, um Dinge zu bearbeiten, die bisher liegen geblieben sind. Die jungen Leute bei uns im Verein, die vier bis fünfmal die Woche trainiert haben, vermissen das Training aber sehr. Es gibt ein paar Leute, die einen Tisch zu Hause haben. Die sind jetzt im Vorteil.“

 ?? FOTO: VOLLMERT ?? Workout statt Top-spin heißt es im Moment für viele Tischtenni­s-spielerinn­en und Spieler, so wie hier für Jana Vollmert und Chiara Pigerl (v.r.) von der DJK Holzbüttge­n.
FOTO: VOLLMERT Workout statt Top-spin heißt es im Moment für viele Tischtenni­s-spielerinn­en und Spieler, so wie hier für Jana Vollmert und Chiara Pigerl (v.r.) von der DJK Holzbüttge­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany