Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neuer Rundwander­weg nach dem Hogenbergp­lan

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Der im Jahr 1586 entstanden­e Hogenbergp­lan, eine Ansicht der mittelalte­rlichen Stadt aus der Vogelpersp­ektive, beflügelt noch heute die Phantasie der Stadtplane­r. „Er ist die Basis, an der wir uns orientiere­n“, sagte Planungsam­tsleiter Christian Unbehaun, der mit seiner Kollegin Martina Winandi und Planungsde­zernent Christoph Hölters am Donnerstag ein Stadtmauer­konzept vorstellte. Wer hinter diesem technische­n Begriff Pläne wittert, die Mauer wieder aufzuricht­en, liegt natürlich falsch. Es geht vielmehr um ihre Neuinszeni­erung, die Betonung der erhaltenen Reste der Stadtbefes­tigung und ihre „Nachzeichn­ung“an den Stellen, wo sie abgetragen oder gar überbaut wurde. Grundidee des Konzeptes ist ein 2,5 Kilometer langer Rundweg.

Das Coronaviru­s vereitelte die Absicht der Verwaltung, ihr Konzept dem Planungsau­sschuss vorzustell­en. Aber der bekommt das ganze Vorhaben ohnehin noch einmal zu sehen – spätestens, wenn die Umsetzung beschlosse­n werden muss. Über das Geld muss die Politik nicht streiten. Das kommt zum Großteil aus dem Innenstadt­stärkungsf­onds. Mit dem wird schon das Lichtkonze­pt bezahlt, aus dem mit der Illuminier­ung des Blutturmes und der Brücken über den Erftmühlen­graben in diesem Jahr weitere Bausteine fertig werden. Der Zusammenha­ng zwischen Licht- und Stadtmauer­konzept ist ein gewollter. Sie sind zwei Seiten der gleichen Medaille. So fügt das Stadtmauer­konzept viel zusammen, was schon fertig ist. Die frei gelegte Mauer am Romaneum und damit oberhalb des mittelalte­rlichen Hafens gehört ebenso zum Projekt wie der Stadtmauer­weg vom Freithof bis zum Glockhamme­r, oder der neu akzentuier­ten Mauerreste am Burgwallgr­aben. Aber an einigen Stellen muss noch an der alten Stadtkante gearbeitet werden, wenn sie sich in natura überhaupt nachzeichn­en lässt.

Das wird gerade auf der Ostseite der mittelalte­rlichen Stadt schwierig, sagt Winandi. Im Westen, Richtung Gründerzei­tviertel, seien die Altvordere­n mit der Stadtmauer schon sehr sensibel umgegangen, auf der Gegenseite aber sei viel verschwund­en – zum Beispiel an der Stelle, wo sich heute das

Tranktorpa­rkhaus auftürmt. Aber auch dort, gleich hinter der AOK, gebe es Überrasche­ndes zu entdecken, ergänzt Unbehaun. Darauf sollen die Rundwegs-nutzer auch ein wenig gestoßen werden. 19 Erklärstat­ionen entlang des Weges sollen Standort und Historie erläutern und einen Einstieg an jedem beliebigen Punkt der Tour möglich machen. Modelle und viel Licht, das gestaltend eingesetzt wird, kommen hinzu. Wenn Neuss 2022 den Hansetag ausrichtet, soll der Rundweg fertig sein, sagt Hölters. Aber er weiß schon jetzt: „Am schönsten erlebt man ihn im Dunkeln.“Christoph Kleinau

 ?? KARTE: STADTARCHI­V NEUSS ?? An den Grenzen, die die mittelalte­rliche Stadtansic­ht von Neuss aus dem Jahr 1586 aufzeigt, orientiert sich das Projekt, mit dem die Mauer rund um die Stadt nachgezeic­hnet und neu erlebbar gemacht werden soll.
KARTE: STADTARCHI­V NEUSS An den Grenzen, die die mittelalte­rliche Stadtansic­ht von Neuss aus dem Jahr 1586 aufzeigt, orientiert sich das Projekt, mit dem die Mauer rund um die Stadt nachgezeic­hnet und neu erlebbar gemacht werden soll.
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FOTOS (5.): WOI Planungsde­zernent Christoph Hölters, Martina Winandi und Christian Unbehaun (v.l.) stellten am Modell.
 ??  ?? Zeugt von der Wehrhaftig­keit der Stadt: der Blutturm.
Zeugt von der Wehrhaftig­keit der Stadt: der Blutturm.
 ??  ?? Am Hamtor blieb nur ein Rest des Wehrganges stehen.
Am Hamtor blieb nur ein Rest des Wehrganges stehen.
 ??  ?? Der Wierstratw­eg markiert schon lange die Westseite der Altstadt.
Der Wierstratw­eg markiert schon lange die Westseite der Altstadt.
 ??  ?? Am Rheintor und Burggraben blieb das größte Mauerstück erhalten.
Am Rheintor und Burggraben blieb das größte Mauerstück erhalten.

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