Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Eheleute Giesen sitzen auf Expeditionsschiff in der Antarktis fest
Mit Eis kennen sich Ulrich und Dagmar Giesen bestens aus. Schließlich ist er langjähriger Vorsitzender des Neusser Schlittschuh-klubs (NSK), in dem seine Ehefrau nebenberuflich als Geschäftsführerin arbeitet. Doch dass der Urlaub, zu dem das Ehepaar Ende Februar aufbrach, so eisig werden würde, hatten sie sich nicht vorgestellt. Die beiden Neusser sitzen nämlich seit Tagen mit 380 weiteren Passagieren, darunter gut 100 australische Ärzte, auf dem von ihnen gebuchten Explorer-schiff in der Magellanstraße fest, die den südamerikanischen Kontinent von der Insel Feuerland trennt. Der Grund: Das Corona-virus hat inzwischen auch Südamerika erreicht, woraufhin Argentinien und Chile ihre Grenzen dicht gemacht haben. Die Situation verschärfte sich, „als Schiffe mit Corona-infizierten illegal in Punta Arenas in Chile anlanden wollten,“berichtet Ulrich Giesen, daraufhin „sind alle Häfen bis September geschlossen und werden jetzt vom Militär gesichert. Eine Ausschiffung war nicht möglich, und rund 380 Reiseteilnehmer sitzen nun in der Magellanstraße fest.“
Wie es weitergeht, wissen die beiden Neusser noch nicht: „Der Kapitän will nun auf See Treibstoff und etwas Proviant aufnehmen und dann versuchen, zu den rund zwei Seetagen entfernten Faklland-inseln zu gelangen.“Der einst heftig umkämpfte Archipel gehört nämlich weiterhin zu Großbritannien
und bildet damit ein Stück Europa an der Grenze zur Antarktis. Eine Erlaubnis, dort zu landen und von Bord zu gehen, lag bis Donnerstag aber noch nicht vor. „Vielleicht geht die Odyssee ja noch weiter,“schreibt Ulrich Giesen. Glück im Unglück: Nach mehr als drei Wochen in der Antarktis „sind alle auf dem Schiff garantiert Corona-frei,“sagt Giesen. Der auch schon vorher wusste, dass Eis durchaus etwas Gutes bewirken kann. -vk