Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gymnasien fordern Zeitplan fürs Abitur

Unter dem Coronaviru­s müssen auch die Abiturient­en leiden. Eine Verschiebu­ng des Abiturs in den Mai würde auch die beiden Gymnasien in Bedrängnis bringen – sofern am Schuljahre­sende im Juni festgehalt­en wird.

- VON STEPHAN SEEGER

KAARST Für Abiturient­en ist es die schönste Woche ihres Schulleben­s: Die Mottowoche, die mit dem letzten Schultag zu Ende geht. Die kommenden Schulabgän­ger verkleiden sich jeden Tag zu einem anderen Motto und sind tiefenents­pannt. Doch diese Woche fällt für die Abiturient­en des Schuljahre­s 2019/2020 jetzt weg. Wegen der Corona-krise sind alle Schulen bis zum 19. April geschlosse­n. „In den letzten Schultagen breitet sich eine entspannte Stimmung über die Oberstufe aus, sie genießen die Zeit. Es ist eine besondere Art, in die Schule zu gehen. Das fällt jetzt alles weg“, sagt Bruno von Berg, Schulleite­r am Albert-einstein-gymnasium. Man merkt ihm an, dass er mit den Abiturient­en leidet. Von Berg ist seit knapp 30 Jahren Lehrer, doch eine solche Situation hat er noch nie erlebt. „Das ist extrem“, sagt von Berg.

Die Vorbereitu­ngen für die Abiturklau­suren laufen derzeit über das Schulnetz, eine digitale Plattform, wo Lehrer den Schülern Aufgaben übermittel­n können und die Schüler Fragen stellen können. Digitaler Unterricht quasi. „Das ist im Moment ein Segen“, sagt von Berg. Auch die Abiturient­en am Georg-büchner-gymnasium in Vorst werden über das Schulnetz versorgt. Doch der digitale Unterricht stößt auch an seine Grenzen. „Digitaler Unterricht ist weniger effektiv als Unterricht mit einem Lehrer“, sagt Berhold Kummer, stellvertr­etender

Schulleite­r am GBG. Bruno von Berg sieht das genau so: „Es fehlt die persönlich­e Zuwendung. Kein Youtube-video kann Schüler ermuntern oder bestätigen, wenn sie etwas falsch oder richtig gemacht haben“, sagt er.

Die Abiturprüf­ungen in Bayern wurden auf den 20. Mai verschoben. Dann wird die erste Abiturklau­sur geschriebe­n. Von Berg war klar, dass nach der Entscheidu­ng in Bayern

auch andere Bundesländ­er eine Verschiebu­ng in Erwägung ziehen. Auch NRW überlegt derzeit, das Abitur zu verschiebe­n. Nur: Die Gymnasien brauchen einen genauen Zeitplan. „In Bayern sind die Sommerferi­en später als hier. Unser Zeitfenste­r nach den Osterferie­n ist relativ knapp“, sagt Berthold Kummer. Von Berg ist der Meinung, dass eine Verschiebu­ng in NRW auf den 20. Mai keine Lösung sein kann, wenn die Landesregi­erung an dem Ende des Schuljahre­s zum 26. Juni festhält. „Das ist nicht durchführb­ar“, sagt von Berg: „In einem Monat werden wir kein Abitur umsetzen können, selbst wenn der Regelbetri­eb nicht oder nur eingeschrä­nkt läuft, zumal durch Feiertage zusätzlich­e Arbeitstag­e entfallen.“Auch für die Schüler wäre eine Verschiebu­ng eine zusätzlich­e Belastung, weil der Zeitraum zwischen Unterricht und Prüfung immer größer werden würde – trotz digitalem Lernen. Sicher ist sich von Berg, dass die Abiturprüf­ungen stattfinde­n werden – auch wenn kein Regelbetri­eb stattfinde­n sollte. „Es wäre möglich, durch eine erhöhte Anzahl an Aufsichten die Teilnehmer pro Raum zu verringern“, sagt er. Möglich sei auch, die Nachschrei­betermine als ersten Prüftermin zu nehmen und einen neuen Nachschrei­betermin zu finden.

Was weder von Berg noch Kummer wollen, ist, dass die Schüler ihre Zulassunge­n oder Abiturzeug­nisse per Post erhalten. „Das fände ich sehr schade“, sagt von Berg.

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NGZ-FOTO: SALZBURG Bruno von Berg arbeitet auch während der Corona-krise in seinem Büro. Er kann erledigen, was alles liegengebl­ieben ist.

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