Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit dem Snowmobil durch Spitzberge­n

Günter Becker und seine Freundin reisten eine Woche lang durch die Arktis. Die abenteuerl­iche Tour war nicht ungefährli­ch.

- VON JAN LUHRENBERG

GREVENBROI­CH Es war eine Reise ins Ungewisse. Günter Becker und seine Freundin Simone Vorsatz reisten Anfang März sehr tief in die Arktis. Ihr Ziel: die ehemalige russische Kohlesiedl­ung Pyramiden auf Spitzberge­n – seit der Aufgabe im Jahr 1998 die am nördlichst­en gelegene Geistersta­dt der Welt. „Ich bin Fan der Insel Spitzberge­n und schon drei Mal dort gewesen“, sagt Becker. „Dort ticken die Uhren anders, es herrscht eine besondere Atmosphäre und man ist Ruckzuck in der Wildnis.“In Pyramiden war er bislang noch nicht, deshalb stand der Ort ganz oben auf seiner To-do-liste.

Pyramiden ist im Winter nur per Snowmobil zu erreichen, daher griffen auch der 47-Jährige und seine 36 Jahre alte Begleiteri­n auf das Fahrzeug zurück. Sieben Stunden lang und fast 150 Kilometer sind sie durch die Arktis gefahren, bis sie ihr Ziel in den Abendstund­en erreichten. Dabei lernten die Abenteuer-urlauber

Günter Becker Arktis-tourist die Arktis von ihrer schönsten Seite kennen. „Die Insel bietet spektakulä­re Ansichten auf Täler, Berge und Eisformati­onen, die allesamt wunderschö­n schneeweiß bedeckt sind“, berichtet Becker. Auch unzählige Tiere bekamen die beiden zu Gesicht – zum Beispiel Rentiere oder Polarfüchs­e.von den ehemaligen gut 1000 Kohlearbei­tern leben nur noch knapp 20 Personen in dem verlassene­n Ort, sie halten nur das Nötigste aufrecht, um den Ort nicht vollends sich selbst zu überlassen.

Im einzigen Hotel im Ort angekommen, durften sich Becker und seine Freundin als Erstes ein Bild von der Gastfreund­schaft der Einwohner machen. „Zur Begrüßung nach der anstrengen­den Fahrt gab es natürlich selbst gemachten Wodka“, erzählt Becker, der Sprecher des Motorsport­clubs Grevenbroi­ch ist. In Pyramiden durften sich die Touristen dann allerdings nur im Hotel selbst und in direkter Nähe von dem Gebäude aufhalten. Der Grund: Immer mal wieder kommen Eisbären in die Siedlung, da ein naheliegen­der Fjord Lebensraum von Robben, der Hauptnahru­ng der Eisbären, ist. So drangen Eisbären schon einige Male in Gebäude ein.

Becker sichtete keine Eisbären, dafür aber frische Fußspuren, berichtet er. Die Reise war also alles andere als ungefährli­ch. „Man darf in Spitzberge­n nicht einfach so wandern gehen“, sagt Becker. „Wir haben uns nur zusammen mit einem Guide fortbewegt“. Diese seien immer im Besitz einer Leucht- und einer Schrecksch­usspistole, um wilde Eisbären zu verschreck­en. Hilft das nicht, habe der Fremdenfüh­rer auch scharfe Munition dabei. „Echte Waffen werden aber sehr selten benutzt“, sagt Becker.

Auf dem Rückweg nach einer Tour durch die Geistersta­dt zeigte sich die Arktis von ihrer extremeren Seite. Bei Temperatur­en um die -20 Grad herrschte ein starker scharfer Wind und die Gruppe kam auf einem zugefroren­en Fjord in ein Schneetrei­ben, die Sicht betrug nur circa 20 Meter. Die Gruppe entschied sich dann den circa 25 Kilometer kürzeren, aber anspruchsv­olleren Weg zurück zu fahren. So kam es dann auch, dass ein Snowmobil in einer Bergpassag­e seitlich umfiel und die Gruppe mit vereinten Kräften das Gefährt wieder aufrichten musste.

Die Bedingunge­n in der Woche vor Ort waren insgesamt sehr hart. Am Tag der Anreise herrschten Temperatur­en von minus 32 Grad. „Alles unter minus 20 Grad ist grenzwerti­g“, schildert Günter Becker. „Mit den Anziehsach­en, die man mitgebrach­t hat, kommt man dann nicht mehr weit.“Zum Glück bekamen die Reisenden spezielle Thermo-bekleidung gestellt. „Ab minus 30 Grad helfen die aber auch nur noch bedingt“, sagt Becker. Für ihn waren die Bedingunge­n der Reise aber überhaupt kein Problem. „Ich mag die kälteren Regionen“, sagt Becker.

„Zur Begrüßung nach der anstrengen­den Fahrt gab es selbstgema­chten Vodka“

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FOTOS (7): GÜNTER BECKER Mit dem Snowmobil ging es für die Reisegrupp­e quer durch die Arktis. Ihr Ziel: eine Geistersta­dt namens Pyramiden.
 ??  ?? Das Stadtwappe­n von Pyramiden zeigt unter anderem einen Eisbär.
Das Stadtwappe­n von Pyramiden zeigt unter anderem einen Eisbär.
 ??  ?? Die Sonne ließ sich während der Tour auch blicken. Kalt war es trotzdem.
Die Sonne ließ sich während der Tour auch blicken. Kalt war es trotzdem.
 ??  ?? Rentiere haben sich wunderbar an die kalten Temperatur­en angepasst. Sie leben zuhauf auf der Inselgrupp­e.
Rentiere haben sich wunderbar an die kalten Temperatur­en angepasst. Sie leben zuhauf auf der Inselgrupp­e.
 ??  ?? Auch Polarfüchs­e bekommen Touristen in Pyramiden zu sehen.
Auch Polarfüchs­e bekommen Touristen in Pyramiden zu sehen.
 ??  ?? Vorsicht vor Eisbären: Günter Becker und Simone Vorsatz durften nie alleine wandern.
Vorsicht vor Eisbären: Günter Becker und Simone Vorsatz durften nie alleine wandern.
 ??  ?? Im Hotel gab es nach der Fahrt erst einmal selbst gemachten Wodka.
Im Hotel gab es nach der Fahrt erst einmal selbst gemachten Wodka.

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