Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Spielmannszüge stellen Vereinsleben nahezu ein
Auftritte und Proben müssen wegen des Coronavirus abgesagt werden: Die Tambourkorps stehen vor einer ungewissen Zukunft.
GREVENBROICH Die Tambourkorps in der Stadt haben mit den Auswirkungen des Coronavirus zu kämpfen. Wie bei allen anderen Vereinen und Freizeitaktivitäten auch steht das Vereinsleben nahezu komplett still. An Auftritte oder gar Proben ist derzeit nicht zu denken. Einige Spielmannszüge werden deshalb kreativ, um für die Zeit nach dem Kontaktverbot gewappnet zu sein.
„Wir wissen nicht, wie es weitergeht“, sagt Helmut Deckmann, Vorsitzender vom Tambourkorps „Erftklänge“1980 Gustorf-gindorf. „Derzeit ist an ein gemeinsames Üben nicht zu denken.“Vor drei Wochen habe das Korps den allwöchentlichen Übungsabend abgesagt. Die Kontaktsperre trifft die Musiker-truppe zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: Eigentlich sollten bis zur Saison zwei neue
„Viele Mitglieder sind enttäuscht, weil die Auftritte der Lohn des langen Übens sind“
Helmut Deckmann Tambourkorps „Erftklänge“
Märsche eingeübt werden. Dafür trainieren Trommler und Flötisten nun zunächst getrennt, bevor nach einigen Wochen zum Spielen wieder zusammenkommen wollen.
Das ist derzeit nicht möglich. „Die Noten sind verteilt, die Mitglieder sollen zuhause am Ball bleiben“, sagt Deckmann. Heutzutage gebe es die Möglichkeit, sich Videos im Internet anzuhören und die Noten dann nachzuspielen. Es wird noch dauern, bis beim Tambourkorps Gustorf-gindorf wieder Alltag einkehrt. Schließlich sind auch viele Auftritte des Tambourkorps offiziell abgesagt worden. „Es werden wahrscheinlich noch einige folgen“, sagt Deckmann. „Viele Mitglieder sind nun natürlich enttäuscht, weil die Auftritte der Lohn des langen Übens sind.“
Auch beim Tambourkorps Elsen-fürth gibt es Einschränkungen. Seit über zwei Wochen ist der Trainingsbetrieb eingestellt. Die Turnhalle
in Orken, in der das Korps regelmäßig probt, ist auf Anordnung des Vereins geschlossen. „Der Plan ist, dass wir in der Woche nach Ostern wieder üben können“, sagt der Erste Geschäftsführer Christopher Hurtz. Bis dahin sollen die Mitglieder alleine zuhause ihr Repertoire durchspielen. Ein gemeinsames Üben zum Beispiel über Videokonferenzen sei nicht möglich. „Da stoßen wir an technische Grenzen.“
Die Ausbreitung des Coronavirus hat auch erhebliche Auswirkungen auf den Spielplan des Tambourkorps Elsen-fürth. Der erste offizielle Auftritt der Musiker beim Schützenfest in Jüchen (23. bis 26. Mai) wurde abgesagt. Viele weitere Absagen – in der Hauptsaison von Juni bis August – könnten folgen. Das sorgt für Unsicherheit beim Tambourkorps.
„Wir hoffen, dass nicht viele Feste ausfallen“, sagt Hurtz. „Doch die ersten Prognosen sehen düster aus.“Deshalb hat der Tambourkorps mit vielen Veranstaltern eine Zusatzvereinbarung getroffen, berichtet Hurtz: Fällt ein Auftritt wegen des Coronavirus aus, erhebt das Korps keine Regressansprüche. Andererseits sehen Veranstalter von einem Auftritt der Musiker ab, wenn
Tambourkorps Elsen-fürth In den vergangenen Jahren sind jeweils zwei bis drei Nachwuchsleute pro Jahr hinzugekommen – teilweise auch Erwachsene. Die Altersstruktur liegt bei Anfang bis Ende 30. „Der Nachwuchs ist gesichert“, sagt Geschäftsführer Christopher Hurtz.
Tambourkorps Kapellen/erft Der Spielmannszug hat keine Engpässe, obwohl es schwer ist, Nachwuchs für Brauchtum zu begeistern. „Man muss aktiv auf Junge zugehen“, sagt Vorsitzender Daniel Türks. sie wegen Krankheit nicht auftreten können – oder wollen.
Weniger Auftritte heißt auch, dass das Tambourkorps weniger Einnahmen hat. Über das Spielgeld finanzieren die Musiker Instrumente oder Uniformen. Normalerweise begleiten sie bis zu zehn Schützenfeste im Jahr. Hinzu kommen weitere Veranstaltungen, die für Geld auf der Haben-seite sorgen. Das fehlt nun.
„Wir müssen sparsamer sein“, sagt Hurtz. „Ein finanzieller Schaden ist aber nicht in Sicht.“
Daniel Türks, Erster Vorsitzender des Tambourkorps „Frisch-auf“Kapellen/erft, vermisst besonders den Zusammenhalt der Mitglieder. Einmal in der Woche zusammen proben oder am Wochenende gemeinsam ein Bier trinken, das sei wegen des Coronavirus alles nicht möglich. Ein Kontakt zwischen den Mitgliedern finde derzeit lediglich via Handy statt. Kleinere Versammlungen werden mittels einer App abgehalten, mit der Videotelefonie möglich ist. „Es ist derzeit schwierig mit der Kommunikation“, sagt Türks.
Der Vorsitzende rechnet fest damit, dass dieser Ausnahmezustand noch bis zum 31. Mai – bis zu diesem Datum hat die Stadt alle Veranstaltungen abgesagt – anhält. „Wir werden wahrscheinlich auch nicht proben können“, sagt Türks. Der Grund dafür: Das Tambourkorps kommt immer in einer Gaststätte zusammen, für die es ebenfalls strenge Vorgaben gibt. Der Proberaum dürfte lange geschlossen bleiben.