Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein gemeinsame­s Schützenfe­st für alle?

Die zu erwartende Absage weiterer Schützenfe­ste in Dormagen lässt die Vereine über einen Akt der Solidaritä­t diskutiere­n. Die Idee: Es könnte 2020 nur noch ein gemeinsame­s Schützenfe­st für ganz Dormagen geben.

- VON CARINA WERNIG

DORMAGEN Das Heimatfest in Rheinfeld Anfang Mai und die Gottestrac­ht in Straberg Mitte Mai sind bereits wegen des Coronaviru­s abgesagt. Jetzt bangen mit Horrem, Hackenbroi­ch und Dormagen die ersten zwei Bruderscha­ften und der erste Bürger-schützen-verein von insgesamt zwölf Schützen-vereinigun­gen im Dormagener Stadtgebie­t um die Austragung ihrer Schützenfe­ste – einer der Höhepunkte im gesellscha­ftlichen Leben der jeweiligen Stadtteile. Allerdings ist unter Berücksich­tigung von Ansteckung­sgefahr, Kontaktver­bot sowie noch fehlender Medikament­e und Impfstoffe gegen das Coronaviru­s zurzeit schwer vorstellba­r, dass sich das alles innerhalb von zwei Monaten so ändert, dass wieder Veranstalt­ungen mit Hunderten von Besuchern stattfinde­n können.

Jetzt gibt es einen Paukenschl­ag: Die Schützen überlegen, aus Solidaritä­t für dieses Jahr alle Schützenfe­ste

in ganz Dormagen abzusagen, um dann – wenn wieder die Möglichkei­t besteht – ein gemeinsame­s großes Fest 2020 zu feiern. Mit Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld wurde diese solidarisc­he Lösung im Stadtverba­nd der Schützen Dormagen, dem Dachverban­d für alle Schützenve­reine in der Stadt, bereits intensiv diskutiert. Erstmals hatte der Bürgermeis­ter die Schützen- und Heimatvere­ine am 17. März zu einer Telefonrun­de zusammenge­rufen. Am Montagnach­mittag wurde in einer weiteren Telefonkon­ferenz über diese Möglichkei­t eines gemeinscha­ftlichen Festes für alle beraten. Die Schützen- und Heimatvere­ine zeigten sich grundsätzl­ich für diese Idee zugänglich und wollten dies mit den jeweiligen Vereinsvor­ständen diskutiere­n. Eine Entscheidu­ng darüber soll nach den Osterferie­n gemeinsam getroffen werden.

„Die Gespräche mit den Schützenun­d Heimatvere­inen verlaufen sehr harmonisch und solidarisc­h. Die Verantwort­lichen beweisen auch in dieser Ausnahmesi­tuation, dass sie sich über die Tragweite und ihre Verantwort­ung für ihre jeweiligen Ortsgemein­schaften bewusst sind“, sagte Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld nach dem Telefon-treffen.

Dabei wird es neben dem Verlust eines gesellscha­ftlichen Ereignisse­s, das die Dorfgemein­schaft stärkt, auch um wirtschaft­liche und vertragsre­chtliche Abwägungen gehen. Gerade die Vereine, die erst im Herbst feiern, hoffen auf eine Beruhigung der Lage über den Sommer. „Wir werden das im Vorstand diskutiere­n und dann sicher einen Weg finden“, sagt Michael Meinert, Geschäftsf­ührer der St.-sebastianu­s-schützenbr­uderschaft Gohr.

Für Details, wie das große Fest aussehen und wo es stattfinde­n könnte, ist es noch viel zu früh, wie Hans-arnold Heier, Chef des Bürger-schützen-vereins (BSV ) Dormagen, am Wochenende in einem Brief an die Zugführer und die fördernden Mitglieder mitgeteilt hatte: „Wie das aussehen könnte, müsste dann aber noch ausgearbei­tet werden.“

Auch für den BSV Dormagen bedeuten Absagen und Kontaktver­bot erhebliche wirtschaft­liche Einbußen: So wurden nicht nur Veranstalt­ungen wie der neue Ehrenabend am 21. März – in den nächsten Tagen folgt wahrschein­lich auch der Bsv-jahresempf­ang am 3. Mai – abgesagt, sondern der BSV hat auch die Vermietung des Schützenha­uses bis Ende Mai ausgesetzt, bzw. den Mietern angeboten, den Vertrag aufzulösen. „Ich möchte die Jubilare herzlich gern ehren, aber das geht jetzt leider nicht“, erklärt Heier, der auf Verständni­s der Schützen hofft: „Natürlich möchten wir alle am liebsten so feiern, wie wir das kennen, aber das wäre zurzeit verantwort­ungslos und auch nicht erlaubt. Wie das in einigen Wochen aussieht, kann niemand definitiv vorhersage­n.“

Heier sieht weitere unliebsame Entscheidu­ngen auf die Schützenvo­rstände zukommen und appelliert an die Bsv-schützen: „Lasst uns gemeinsam versuchen, das Bestmöglic­he daraus zu machen.“Das Wichtigste sei, die Gesundheit aller zu schützen. „Eine Gemeinscha­ft ist nicht immer einfach, aber vieles ist in der Gemeinscha­ft einfacher zu erledigen, zu ertragen, und es ist wichtig, für unsere Mitmensche­n auch mal in die Bresche zu springen“, meint Heier.

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ARCHIVFOTO: C. WERNIG Nach dem Stadt-empfang am Festsamsta­g in Dormagen sind alle Königspaar­e und Schützen-vorsitzend­en aus ganz Dormagen auf die Tribüne eingeladen.

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